iFixit Reparatur eines Smartphones
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Smartphones und Klimaschutz: Worauf Konsumenten achten können

Smartphones sind kurzlebige Produkte, viele Geräte werden kaum länger als zwei Jahre genutzt. Trotz der deutlichen Auswirkungen der Klimakrise werden bei der Produktion nach wie vor fossile Energieträger eingesetzt. Auch der Bedarf an Rohstoffen ist problematisch. Manche Hersteller haben mittlerweile begonnen, sich den Problemen zu stellen. Worauf Konsumentinnen und Konsumenten achten können.

Smartphones sind aus dem Alltag kaum noch wegzudenken. Wer eines besitzt, der nutzt es meist häufig, wer auf den mobilen Taschencomputer verzichtet, wird feststellen, dass Alltagsaufgaben wie Online-Bankgeschäfte und Behördenangebote zunehmend schwierig zu bewältigen sind.

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Gleichzeitig befinden wir uns mitten in einer Klimakrise, deren Auswirkungen nicht mehr geleugnet werden können. Smartphones sind aber schon aufgrund ihrer Bauweise überwiegend Wegwerfprodukte, die bereits nach wenigen Jahren kaum noch zu gebrauchen sind. Jedes Jahr präsentieren die Hersteller außerdem zahlreiche neue Modelle, ein passables Gerät ist bereits ab knapp 200 oder 300 Euro zu bekommen.

Fairphone ist das Smartphone für Umweltbewusste

Im Jahr 2017 hat die Umweltorganisation Greenpeace die Produkte zahlreicher Hersteller unter die Lupe genommen und auf soziale wie ökologische Nachhaltigkeit geprüft. Testsieger waren die Geräte der Marke Fairphone. Fairphone sei das erste Unternehmen, das ernsthaft versuche, ein Smartphone unter sozialen und ökologisch nachhaltigen Aspekten herzustellen. Dabei mache das Unternehmen vieles richtig, sagt Lisa Panhuber, Konsumsprecherin bei Greenpeace Österreich.

Das Fairphone 4
Fairphone
Das Fairphone setzt kommt als modulares System, so dass man auch einzelne Teile nachrüsten und austauschen kann

Man sei bestrebt, recycelte Materialien einzusetzen und das Smartphone soweit möglich mit austauschbaren Komponenten zu versehen. Damit wolle man einerseits eine problemlose Reparatur ermöglichen und auf der anderen Seite die Möglichkeit bieten, das Gerät aufzurüsten. Dafür bietet Fairphone als einziges Unternehmen Originalbauteile an. Wer also eine leistungsstärkere Kamera in dem Mobiltelefon verbaut haben möchte, der kann eine solche einfügen, ohne gleich ein neues Smartphone kaufen zu müssen.

Fairphones kann man reparieren und aufrüsten

Im Schnitt werden Smartphones nur etwa zwei oder drei Jahre genutzt, bevor ein neues Gerät angeschafft wird, sagt Panhuber. Bei Fairphone seien diese Produktzyklen deutlich länger. Aufgrund der Reparierbarkeit und Nachrüstbarkeit könne man die Produkte länger nutzen, sofern die angebotene Software die Produkte unterstützt. Von der unabhängigen Reparaturplattform iFixit erhielt Fairphone deswegen die Topbewertung, nämlich zehn von zehn möglichen Punkten. Aufgrund der hohen sozialen Standards, die außerdem bei der Produktion berücksichtigt werden, darf das Fairphone auch das Fairtrade-Siegel tragen.

Bei den ersten Produktserien wurde die technische Ausgestaltung, etwa die Leistungsfähigkeit der Antenne, häufig kritisiert. In diesem Punkt habe man in den vergangenen Jahren aber deutlich nachgebessert, meint Panhuber, die das Fairphone selbst benutzt.

Apple setzt auf erneuerbare Energien

Platz zwei im Greenpeace Ranking von 2017 ging (für manche überraschend) an den Konzerngiganten Apple. Auch Apple setze verstärkt auf erneuerbare Energien und arbeite zunehmend mit recycelten Materialien bei der Produktion, so Panhuber. Das Unternehmen hat angekündigt, bis 2030 ausschließlich erneuerbare Energien einsetzen zu wollen und zwar entlang der gesamten Lieferkette. Neben dem Konzern selbst sollen also alle Zulieferbetriebe ausschließlich mit erneuerbaren Energien produzieren. In diesem Punkt gebe es auch tatsächlich Fortschritte, sagt Panhuber.

Windräder neben Bäumen im Sonnenaufgang
APA/dpa/Tom Weller
Fairphone und Apple setzen auf erneuerbare Energien bei der Produktion

Greenpeace will bis dahin allerdings genau beobachten, ob der Konzern die CO2-Neutralität quasi aus eigener Kraft erreicht, oder ob CO2-Zertifikate eine Rolle spielen werden. Bei dem Zukauf von CO2-Zertifikaten bezahlen Unternehmen dafür, dass beispielsweise Wald aufgeforstet wird, um CO2-Emissionen kompensieren zu können. Leider hätten diese Bemühungen in der Praxis oft keinen Effekt, da die Bäume, die zur Reduktion der Emissionswerte gepflanzt werden, bereits wieder gefällt würden, bevor sie einen Beitrag zur CO2-Entlastung leisten können.

Experten: Reparierbarkeit trübt Apples Umweltbilanz

Bei der Reparierbarkeit von iPhones gebe es allerdings noch viel Nachholbedarf, sagt Panhuber. Viele Apple-Produkte seien komplex aufgebaut und in einer Weise verklebt und verschweißt, dass die Geräte von unabhängigen Fachwerkstätten kaum gewartet oder repariert werden können. Das ausgefeilte Marketing tue ein Übriges, um Kundinnen und Kunden dazu zu bewegen, stets das aktuellste iPhone-Modell besitzen zu wollen.

Auch bei iFixit kritisiert man die Reparierbarkeit von Apple Hardware. So habe etwa ein Bildschirmtausch bei Apples aktuellem Modell iPhone 13 zu nervenden Fehlermeldungen geführt, das iPhone 13 sei noch komplexer zu warten als sein Vorgänger. Gegenüber help.ORF.at verweist Apple auf ein eigenes Programm, das unabhängige Reparaturdienste fördern soll.

Smartphone sollte mindestens fünf Jahre genutzt werden

In dem Schreiben heißt es: „Wir haben unser Programm für unabhängige Reparaturdienstleister ausgeweitet – auch in Österreich. Das Programm ermöglicht es unabhängigen Anbietern jeder Größe, Reparaturen am iPhone anzubieten. Teilnehmende Unternehmen haben Zugang zu kostenlosen Schulungen von Apple und denselben Originalteilen, Werkzeugen, Reparaturanleitungen und Diagnosemöglichkeiten wie autorisierte Apple Service Provider (AASPs) und Apple Stores.“

Defektes Ladekabel an Smartphone
Getty Images/iStockphoto/Poravute
Greenpeace fordert Smartphone-Reparaturanleitungen für mindestens fünf Jahre

Programme, die Reparierbarkeit fördern, seien zu begrüßen, sagt Panhuber. Ein Smartphone, das vier bis fünf Jahre in Betrieb sei, reduziere den CO2-Fußabdruck um 30 Prozent gegenüber einem Gerät, das bereits nach zwei Jahren entsorgt werden müsse. Hier sei nicht zuletzt die Politik aufgerufen, alle Hersteller dazu zu verpflichten, dass sie reparierbare Geräte produzieren und Ersatzteile sowie Reparaturanleitungen zur Verfügung stellen, so Panhuber. Eine entsprechende Initiative der EU für das „Recht auf Reparatur“ gebe es bereits, man werde warten müssen, wann und in welcher Weise das Programm umgesetzt wird.

Aktivistin: Smartphones sind zu günstig

Neben der Reparierbarkeit der Hardware sei es auch notwendig, dass die Software-Industrie umdenkt, sagt Panhuber. Denn das langlebigste Smartphone sei wertlos, wenn das Betriebssystem oder verfügbare Apps die Hardware nicht mehr unterstützen. Hier sieht die Umweltaktivistin auch neue Marktchancen für die Smartphone-Produzenten. Anstatt fortwährend auf neue Modelle zu setzen, sollte man sich auf Ersatzteile und eventuell kostenpflichtige Software-Updates konzentrieren, um Ressourcen zu schonen und trotzdem Gewinne zu erzielen, so Panhuber.

Grundsätzlich würden Smartphones derzeit zu günstig angeboten, sagt Panhuber. Die am Markt angebotenen Preise würden die tatsächlichen Kosten nicht widerspiegeln, wenn man einrechnet, welcher finanzielle Schaden der Gesellschaft durch die damit verbundene Umweltbelastung entstehe. Um die höheren Preise, die für die Kostenwahrheit notwendig seien, abzufedern, sei wiederum die Politik gefragt, so Panhuber. Diese solle etwa durch Lohnsteuersenkungen dafür sorgen, dass die wichtigen elektronischen Produkte für die breite Öffentlichkeit erschwinglich bleiben.

Refurbished statt Neu

Lisa Panhuber verweist auch auf die Möglichkeit, Refurbished Smartphones zu erwerben. Darunter versteht man Gebrauchtgeräte, die vor dem Weiterverkauf ausgiebig serviciert und aufpoliert werden. Auf diese Weise erhalte man de facto ein neuwertiges Gerät zu einem vergünstigten Preis. Plattformen wie refurbed.at bieten zudem Gewährleistung und eine Garantie von zwölf Monaten auf ihre aufbereiteten Produkte an. Mehr dazu

Ein Refurbes Smartphone
Refurbed
Auf refurbed.at erhält man neuwertige Geräte mit einer Garantie von 12 Monaten

Beim Kauf eines Smartphones sollte man in jedem Fall darauf achten, dass man ein robustes und langlebiges Modell wählt. Hinsichtlich der Reparierbarkeit könne der Reparatur-Index von iFixit eine wertvolle Orientierungshilfe bieten, so Panhuber.

Samsung auf dem Weg der Besserung?

In der Greenpeace-Rangliste von 2017 erhielt der südkoreanische Elektronikkonzern Samsung eine denkbar schlechte Note. Von 17 getesteten Herstellern war für Samsung lediglich der 13. Platz drinnen. Die Umweltorganisation begründete das damals damit, dass das Unternehmen hauptsächlich auf fossile Energieträger bei der Produktion setze. Die Firma lasse hauptsächlich in Ostasien produzieren und benutze nahezu ausschließlich klimaschädlichen Kohlestrom, hieß es. Von 16.000 Gigawattstunden Energie, die das Unternehmen 2016 verbraucht habe, stammte gerade mal ein Prozent aus erneuerbaren Energien.

Seit 2017 habe sich jedoch eine Menge getan, so Samsung gegenüber help.ORF.at: „Im Jahr 2020 haben wir unser Ziel erreicht, unsere Produktion in den USA, Europa und China zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie zu betreiben. Das wollen wir auch in Brasilien, Mexiko und Indien tun, abhängig von der regionalen Verfügbarkeit erneuerbarer Energiequellen. Außerdem setzen wir recyceltes Plastik in verschiedenen Produktgruppen ein. Von Waschmaschinen und Klimaanlagen bis zu Fernsehern und Akkus.“

Dass es bei Samsung Fortschritte gegeben habe, räumt auch Greenpeace-Expertin Lisa Panhuber ein. Hinsichtlich des Einsatzes erneuerbarer Energien hinke das Unternehmen den Vorreitern in der Branche aber nach wie vor hinterher. Vor allem die Produktion in Korea und Taiwan sei stark auf den Einsatz von Kohleenergie angewiesen. Diese Probleme seien in erster Linie auf die Lieferkette, also die einzelnen Zulieferbetriebe zurückzuführen und betreffen weniger die Samsung-Geschäftsstellen, so Panhuber.