Digitale Unterstützung für Heimunterricht

Plötzlich sind Millionen von Eltern zu Lehrerinnen und Lehrern geworden, auch im Fach Informatik. Onlineplattformen können den Heimunterricht leichter und Programmieren unterhaltsam machen - Expertinnen und Experten empfehlen die besten digitalen Anwendungen.

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Kinder und Jugendliche davon zu überzeugen, zu Smartphone, Tablet oder Laptop zu greifen, ist nicht sonderlich schwer, selbst wenn es dabei um Unterricht geht. Mit welchen Onlineangeboten das am besten gelingt, hat Informatik Austria, ein Zusammenschluss der Informatikfakultäten der österreichischen Universitäten, recherchiert. Schon die jüngsten können demnach spielerisch und leicht in die Welt der Informatik eintauchen. Scratch Junior wäre so ein Beispiel: Mit der Anwendung können bereits Fünf- bis Siebenjährige erste Programmierversuche starten.

Apps und Kurse für alt und jung

Eine andere App, die für Volkschulkinder geeignet ist, wäre Swift Playgrounds. Hier kann man am Tablet ein bisschen Coding-Knowhow bekommen und zwar über ein spielerisches Konzept. Man navigiert eine virtuelle Figur durch 3-D-Welten und bekommt so eine Idee dafür, wie man Computerspiele programmiert.

Die bereits erwähnten Scratch-Anwendungen gibt es auch für ältere Kinder bzw. Jugendliche, sagt Barbara Sabitzer,Professorin für Didaktik im Bereich der Informatik an der Universität Linz. Es sei der Klassiker schlechthin, um ins Programmieren einzusteigen oder sich beim Coden weiterzubilden. „Der Einstieg ist über solche Programmiersprachen wie Scratch definitiv leichter als über textbasierte Programmiersprachen“, erklärt Sabitzer.

Leichtere Programmiersprachen für Anfänger

Denn bei Scratch muss beim Programmieren nicht jeder Befehl einzeln verfasst werden. Die Befehle, die man braucht, sind in der Anwendung bereits als kleine Blöcke vorgegeben. Die Anwendung ist auf Deutsch verfügbar und so gestaltet, dass Kinder und Jugendliche sofort überprüfen können, ob ihr Code funktioniert oder nicht.

Auch für Eltern, die bis dato wenig mit Informatik und Programmieren am Hut hatten, sei Scratch ein guter Einstieg in die Materie, sagt Sabitzer. Die Erwachsenen könnten, wenn sie sich selbst nicht auskennen, Hilfe im Netz finden. „Es gibt auch sehr viel Material zu Scratch, wie Erklärvideos oder Schritt-für-Schritt-Anleitungen in mehreren Sprachen“, so die Informatikerin.

Eigene Spiele und Aufgaben programmieren

Kinder und Jugendliche können mit Scratch eigene kleine Spiele und Testaufgaben programmieren. So könne man Lernen mit unterhaltsamen Erfolgserlebnissen verbinden, sagt Sabitzer. Eine weitere Seite, die die Informatikerin für den Heimunterricht empfiehlt, ist code.org. Dort finden Eltern, Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrende Materialien, die den Informatikunterricht interessanter machen.

Die Seite funktioniert als Plattform: Kurse und Aufgaben gibt es für jedes Alter und mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Während man bei Scratch gleich ins Programmieren einsteigt, kann man sich hier langsam an das Konzept herantasten. „Beim Programmieren steckt das sogenannte mathematische Denken oder Computational Thinking dahinter, was ist nicht anderes als Problemlösen ist“, sagt Sabitzer.

E-Learning auch in anderen Fächern sinnvoll

Man müsse also das zugrundliegende, große Problem identifizieren, dieses in kleinere Probleme aufteilen und dann Schritt für Schritt zu lösen beginnen, sagt Sabitzer. Die Lösungsschritte zu finden und diese sinnvoll aneinanderzureihen, ergibt dann eine Handlungsvorschrift, den Algorithmus. Und dieser Algorithmus soll nicht nur ein spezielles Problem, sondern andere ähnliche Probleme auch lösen können. So lernten Kinder strategisch und lösungsorientiert zu denken, ist die Informatikerin überzeugt.

Sinnvolle Onlineanwendungen für den Unterricht zuhause gebe es nicht nur in der Informatik, ergänzt Sabitzer. Sie empfiehlt beispielsweise die Seite learningapps.org, auf der Eltern und Kinder viele interaktive, multimediale Bausteine finden, die das Lehren und das Lernen in allen möglichen Fächern erleichtern sollen. Eine weitere Plattform wäre eSquirrel, die derzeit, während der Schulschließungen, kostenlos zur Verfügung steht.

Marlene Nowotny, help.ORF.at

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