Skype und Co.: Welcher Messenger der passende ist

In Zeiten des „Social Distancing“ blüht die Kommunikation über Video. Für viele Anwenderinnen und Anwender ist es der Einstieg in die Welt der Videotelefonie. Watchlist-Internet-Chef Thorsten Behrens gibt Tipps, welche Software die passende ist, worauf man achten muss und wie es mit dem Datenschutz aussieht.

Um in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen mit Freunden und Kollegen in Kontakt zu bleiben, bietet sich Software für Videokonferenzen an. Anbieter entsprechender Programme gibt es viele. Das wohl bekannteste Programm ist Skype. Die Marke gehört seit 2011 zu Microsoft. Konkurrent Google stellt seit 2013 mit Google Hangouts ebenfalls eine Videochat-Software zur Verfügung. Apple Anwender können alternativ zu FaceTime greifen.

Anfänger sollten zunächst zu kostenlosen Tools greifen

Die Programme Skype und Google Hangouts stehen kostenlos zur Verfügung. Neueinsteiger sollten zunächst zu diesen Lösungen greifen, rät Thorsten Behrens, Projektleiter bei Watchlist Internet.

In Bezug auf Videokonferenzen können die kostenlosen Produkte zwar nicht unendlich viele Teilnehmer unterstützen, für Videotelefonie und kleinere Videochats mit drei oder vier Personen seien die Programme aber durchaus geeignet, sagt Behrens. Wer allerdings größere Videokonferenzen abhalten möchte, der sollte zu kostenpflichtigen Varianten greifen. Bislang wurde von Experten in diesem Zusammenhang meist die speziell durch die Coroviruskrise bekannt gewordene Plattform Zoom empfohlen.

Datenschutzbedenken bei Zoom

Zoom ist allerdings mittlerweile mit heftiger Kritik konfrontiert. Das kostenpflichtige Kommunikationsprogramm steht im Verdacht, keine ausreichenden Schutzvorkehrungen gegen Hackerangriffe getroffen zu haben. Die Generalstaatsanwältin des US-Bundesstaats New York, Letitia James, hat eine Untersuchung eingeleitet. Zuvor hatten sich Zoom-Nutzer und -Nutzerinnen bei der US-Bundespolizei FBI darüber beschwert, dass während Videokonferenzen über die Plattform plötzlich pornografische Inhalte und Hassbotschaften auf den Bildschirmen aufgetaucht seien.

Speziell für kleinere Unternehmen bietet Microsoft darüber hinaus auch die Software Teams an. Teams ist ein leistungsstarkes Videokonferenz-Tool, das speziell auf die Arbeit im Homeoffice ausgelegt ist. Das Programm ist Teil von Office 365, kleine Unternehmen und Einzelpersonen, die über ein Microsoft Konto verfügen, können das Tool aber auch kostenfrei nutzen.

Internet und richtige Hardware Voraussetzung

Die Programme können wie gewohnt von der Herstellerseite geladen und anschließend installiert werden. Die Hardwareanforderungen sind gering, eine halbwegs schnelle und stabile Internetverbindung sei für den reibungslosen Ablauf einer Videokonferenz allerdings notwendig, so Behrens. Voraussetzung ist außerdem, dass der Computer über ein integriertes Mikrofon und eine eingebaute Webcam verfügt. Ist das nicht der Fall, müssen diese Module separat zugekauft werden.

Spionage am PC

Ralf Hirschberger/dpa

In Punkto Datenschutz sind viele Fragen ungeklärt

Laptops, Smartphones oder Tablet-PCs sind für Videotelefonie gut geeignet, da sie die notwendigen technischen Voraussetzungen in der Regel mitbringen. Bei Desktop-PCs ist eine Kamera gelegentlich im Monitor integriert. Für die Audioverbindung eignen sich Headsets, da diese sowohl Kopfhörer als auch Mikrofon in einem Bauteil integriert haben, so Behrens.

Neben der reinen Internettelefonie bieten Programme wie Skype auch die Möglichkeit, eine Verbindung zu einem Festnetztelefon aufzubauen. Solche Anrufe wären allerdings kostenpflichtig. Dies funktioniere aber nur dann, wenn man zuvor ein entsprechendes Guthaben aufgeladen hat, so Watchlist-Internet-Chef Behrens.

Software hat Zugriff auf Kamera und Mikrofon

In Sachen Datenschutz müsse man bedenken, dass die meisten Anbieter von Videochat-Software aus den Vereinigten Staaten kommen. Skype gehört zu Microsoft, der Messengerdienst WhatsApp ist bei Facebook untergebracht. Es sei kein Geheimnis, dass es US-Firmen mit europäischen Datenschutzbestimmungen nicht immer sehr genau nehmen. In diesem Zusammenhang gelte es zu bedenken, dass eine Software, die Videokonferenzen ermöglicht, auf viele sensible Bereiche der Hardware zugreifen muss. Etwa auf die Kamera, das Mikrofon und auf die beteiligten Bildschirme.

Man könne nicht ausschließen, dass die Gespräche aufgezeichnet und gespeichert werden, so Behrens. Es sei auch denkbar, dass solche Aufzeichnungen in weiterer Folge zum Trainieren einer Gesichtserkennungssoftware oder einer Sprachsoftware eingesetzt werden. Im Zweifelsfall könne man auf europäische Alternativen setzen, so Behrens. Das aktuell kostenlose Programm Fairmeeting wird komplett in Vorarlberg betreut, und auch die EU bietet mit Edumeet eine kostenfreie Videokonferenzplattform an. Edumeet läuft über den Internetbrowser und muss nicht installiert werden. Das Programm ist derzeit aber leider nur als Betaversion verfügbar.

Houseparty stürmt die Videochat-Charts

Die Videochat-App Houseparty erfreut sich momentan besonders unter jüngeren Anwenderinnen und Anwendern großer Beliebtheit. Die Gratissoftware ermöglicht Videokonferenzen mit weit mehr als fünf Personen. Sie ist allerdings eher als Partyspaß gedacht, wie ja auch der Name schon vermuten lässt. Während der Videochat-Party kann man zahlreiche Spiele spielen, auch In-App-Käufe sind möglich.

Anbieter von Messenger-Software schießen zurzeit wie Pilze aus dem Boden. Unseriöse Anbieter seien der Watchlist Internet derweil noch keine aufgefallen, so Behrens. Bei unbekannten Produzenten sollte man aber momentan eher zweimal hinsehen, die Angebote genau auf Kostenhinweise oder Abobedingungen prüfen und im Zweifelsfall lieber zu den altbekannten Alternativen greifen.

Paul Urban Blaha, help.ORF.at

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