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Screenshot: temu.com
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Vorwürfe gegen chinesischen Onlinehändler Temu

Spiele, Glücksräder und Schnäppchen: Die deutsche Bundesregierung wirft der chinesischen Onlineplattform Temu vor, ständig neue und manipulative Kaufanreize zu setzen. Problematisch sei vor allem der Fokus auf „eine besonders junge Zielgruppe“, wie es heißt. Die deutsche Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat eine Mängelliste erstellt und überlegt, gegen Temu juristisch vorzugehen. Auch der Verein für Konsumenteninformation (VKI) überlegt rechtliche Schritte.

Die deutsche Regierung pocht auf konsequentes Vorgehen gegen den chinesischen Online-Marktplatz Temu wegen des Vorwurfs manipulativer Kaufanreize."Spiele, Glücksräder, Rabatt-Countdowns etc. suggerieren unglaubliche Rabatte und Schnäppchen", sagte Verbraucherschutz-Staatssekretärin Christiane Rohleder (Bündnis 90/Die Grünen) der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Temu setzt ständig neue Kaufanreize.“

Fokus auf sehr junge Zielgruppe

In völlig neuem Maß finde ein Wandel von der Bedarfsdeckung zu Bedarfsweckung statt. Besonders problematisch sei der Fokus auf eine sehr junge Zielgruppe. Im Digitale Dienste-Gesetz der EU sei die manipulative Gestaltung von Onlineplattformen verboten worden. „Daher ist es wichtig, dass diese Regelungen jetzt auch durchgesetzt werden“, so Rohleder.

Ferner sei ein umfassendes Vorgehen gegen manipulative oder süchtig machende Praktiken bei digitalen Angeboten nötig. Die Verbraucherschutz-Staatssekretärin sprach sich für ein grundlegendes Prinzip „fair by design“ aus. „Hierfür setzen wir uns als Bundesverbraucherschutzministerium bei der Überprüfung des Europäischen Verbraucherschutzrechts ein.“

Verbraucherschützer prüfen Klage

Bereits zuvor hatte das deutsche Verbraucherministerium von Ressortchefin Steffi Lemke (Grüne) scharfe Kritik an Temu geübt. Hintergrund hierfür war eine Mängelliste des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Die Verbraucherzentrale prüft derzeit rechtliche Schritte gegen Temu.

Temu wehrt sich gegen Vorwürfe

Einer der Vorwürfe der Verbraucherschützer: Die Plattform verunsichere und übervorteile Verbraucher und Verbraucherinnen mit willkürlich erscheinenden Rabatten, fragwürdigen Bewertungen und manipulativen Designs. Temu wehrte sich gegen die Vorwürfe: „Viele unserer Verkäufer sind Hersteller, die traditionell stationäre Geschäfte beliefern“, teilte eine Sprecherin mit. Man verwende ihre empfohlenen Preise, die auf denen in den Geschäften basierten, und hebe auf dieser Basis die Einsparungen hervor. Die Bestands- und Kaufaktualisierungen spiegelten zudem den realen Stand der Lagerbestände wider.

VKI prüft Rechtslage

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) konnte in den letzten Monaten eine Zunahme von Beschwerden zu Dropshipping-Onlineplattformen wie Temu und Shein feststellen. Die häufigsten Beschwerdepunkte betrafen lange Lieferzeiten, kostspielige und unklare Retouren und eine schlechte Produktqualität betiehungsweise gefälschte Produkte, so VKI-Juristin Petra Leupold in einer Stellungnahme gegenüber help.ORF.at. Die Rechtslage sei ident, weil Verstöße gegen EU-Rechtsakte geltend gemacht werden, die auch in Österreich gleich zu beurteilen sind. Der VKI prüft daher derzeit die Rechtslage und werde gegebenenfalls mit Verbandsklage gegen Temu vorgehen, so Leupold.