Eine Person hält ein Smartphone mit geöffneter Vinted-App
Vinted.com
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Betrugsfallen bei Verkauf auf Vinted

Auf Secondhand-Plattformen wie Vinted.at tummeln sich vermehrt Internetbetrüger. Sie geben sich als interessierte Käufer aus, fragen nach E-Mail-Adresse oder Telefonnummer und locken Nutzerinnen und Nutzer per Link auf eine gefälschte Vinted-Website, wo nach Kreditkartendaten und SMS-Codes gefragt wird. So auch im Fall einer Wienerin. Sie wollte ein Paar Schuhe um 20 Euro verkaufen und hätte beinahe 2.000 Euro an die Kriminellen verloren.

Nachdem sie schon ein paar Mal über die Secondhand-Plattform Vinted.at erfolgreich Gewand gekauft hatte, beschloss eine Wienerin selbst auch ein paar Kleidungsstücke auf dem Online-Marktplatz einzustellen, darunter schwarze Stöckelschuhe, die sie um 20 Euro anbot.

Schon ein paar Minuten später meldete sich eine vermeintlich interessierte Käuferin. „Und dann ist ein Chatfenster aufgepoppt, in dem stand, ich solle meine E-Mail-Adresse angeben, um den Verkauf finanziell abwickeln zu können“, so die Wienerin.

Screenshot zeigt Chatfenster
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2.000 Euro „Probeüberweisung“ verlangt

Die Wienerin nannte ihre E-Mail-Adresse und erhielt sogleich ein E-Mail mit dem Vinted-Logo und einem Bestätigungslink, den sie klicken sollte, um den Verkauf abzuschließen. Als vorgeblicher Absender war „Vinted Verkaufsteam.at“ angegeben.

Nach Klick auf den Link, öffnete sich erneut ein Chatfenster. Dort wurde die Verkäuferin aufgefordert, eine Probeüberweisung von 2.000 Euro zu veranlassen, angeblich aus Sicherheitsgründen, um ihre Identität zu bestätigen.

Kriminelle geben sich als Support-Mitarbeiter aus

Der Wienerin kamen zunehmend Zweifel, doch das vermeintliche Vinted-Verkaufsteam drängte sie weiter zum Handeln. So gab sie schließlich ihre Kreditkartendaten inklusive Sicherheitsnummer bekannt. Nachdem die Freigabe mittels Push-Nachricht scheiterte, sollte sie die Probeüberweisung stattdessen über ihr Onlinebanking durchführen. Als sie ihre Onlinebanking-App öffnete, wartete dort bereits eine vorbereitete Überweisung von 2.000 Euro an eine fremde Person auf ihre Bestätigung.

„Da ist bei mir der Groschen gefallen und ich habe sofort abgebrochen“, so die Wienerin. Schlagartig wurde ihr klar, dass sie fast Internetkriminellen auf den Leim gegangen wäre. Sie brach die Kommunikation ab und informierte die Plattform Vinted über den Betrugsversuch. Eine Antwort erhielt sie allerdings nicht.

Nicht auf Fake-Websites locken lassen

Die aktuelle Betrugsmasche kennt auch Thorsten Behrens, Leiter der auf Internetbetrug spezialisierten Watchlist Internet.

„Das ist das klassische Vorgehen, das uns auch von anderen Nutzern berichtet wurde. Zuerst werden die E-Mail-Adresse oder die Telefonnummer erfragt, dann werden die Nutzer mittels Link auf eine Fake-Website gelockt. Dort soll man dann eine Probezahlung freigeben, damit man sich angeblich verifiziert“, so Behrens.

Vor allem neu Registrierte im Visier

Die Kriminellen hätten insbesondere neu registrierte Vinted-Nutzerinnen und Nutzer im Visier und nutzten deren Unerfahrenheit aus.

„Generell gibt es zwei Regeln, die man unbedingt beachten sollte, wenn man auf Kleinanzeigenplattformen verkaufen oder kaufen möchte. Das eine ist, man sollte sich nie aus den Kommunikationskanälen der Plattform herauslocken lassen. Und das zweite ist, wenn man Geld bekommen soll, also zum Beispiel bei einem Verkauf, dann muss man nie irgendeine Zahlung freigeben“, so Behrens weiter.

Niemals Onlinebanking- und Kreditkartencodes weitergeben

Werden Kreditkartendaten und Onlinebanking-Codes verlangt, sei das ein sicheres Zeichen für Betrug.

Ist man auf die Betrüger reingefallen und hat bereits Geld überwiesen, hat man kaum Chancen dieses zurückzubekommen. Trotzdem sollten Bank bzw. Kreditkartenunternehmen informiert werden. Zudem sollte auch Anzeige bei der Polizei erstattet werden.

Mehr Schutz für Nutzerinnen und Nutzer

Auch Vinted selbst sieht Behrens in der Pflicht. Die Firma aus Litauen ist in 19 Ländern vertreten und hat Millionen Nutzerinnen und Nutzer. Es gibt zwar Tipps im Hilfecenter auf der Website, die man allerdings erst einmal finden muss. Andere Kleinanzeigenplattformen seien hier deutlich aktiver im Warnen.

In einer Stellungnahme gegenüber help.ORF.at erklärte Vinted, die Sicherheit der Plattform-Mitglieder habe oberste Priorität und wies auf das Onlinehilfecenter sowie die Unterstützung durch Support-Mitarbeiter hin. Man arbeite kontinuierlich an Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Nutzerinnen und Nutzer, so werde etwa bei Eingabe einer E-Mail-Adresse bzw. Telefonnummer im Chat ein Warnhinweis („Never share your personal information“) in Form eines Pop-ups angezeigt. Zum konkreten Fall äußerte sich das Unternehmen nicht.