Eine Person hält ein Smartphone
APA/AFP/Chris Delmas
APA/AFP/Chris Delmas

Warnung vor gefälschten Servicetelefonnummern

Servicetelefonnummern von Firmen sind mitunter nicht auf Anhieb auf der jeweiligen Website zu finden. Wer versucht, über Suchmaschinen wie Google rascher an die Kontaktdaten zu kommen, läuft Gefahr, auf gefälschte Servicenummern zu stoßen. Über diese Fake-Nummern werden dann Geld und Daten gestohlen. Aktuell betrifft es gefälschte Servicenummern der Fluglinie Ryanair.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1 und als Podcast.

Eine Wienerin hatte Flüge bei Ryanair gebucht und wollte sich telefonisch erkundigen, ob ihr Rückflug storniert wird, wenn sie den Hinflug verfallen lässt. Weiters wollte sie am Telefon klären, ob es die Möglichkeit einer Erstattung gibt.

Telefonanruf führt zu Kriminellen

Die Konsumentin wurde bei ihrer Internetsuche rasch fündig, rief die vermeintliche Servicenummer an und gelangte zu einem Call Center – von Ryanair, wie sie glaubte. Bei dem Telefonat versprach ihr eine Frau sofort die Rückerstattung von 70 Euro. Dazu müsse sie nur zuerst eine App herunterladen, die einen Fernzugriff auf ihr Handy erlaubt.

„Dann begann ein Prozess, den ich im Nachhinein nicht verstehe“, so die Wienerin. Sie sei den Anweisungen dieser Person vertrauensvoll nachgekommen, weil sie gemeint habe, „es handle sich um eine Mitarbeiterin, die mir helfen will“.

Bankdaten, Passwörter, Personalausweis gestohlen

Die Wienerin lud – wie verlangt – die App herunter und wurde per Link an eine Kryptowährungsplattform weitergeleitet, was ihr damals aber nicht klar gewesen sei. Dort musste sie sich mit Personalausweis und Gesichtserkennung identifizieren. Dies sei für sie der sicherste Weg, um an ihre Rückerstattung zu kommen, habe man ihr versichert.

Um zu sehen, ob alles klappt, solle sie probeweise eine Transaktion durchführen und Geld auf dieses neue Konto überweisen. Dies schien zunächst nicht zu funktionieren, so dass der Vorgang mehrmals wiederholt werden musste. Die Betrüger konnten via App alles mitverfolgen, etwa auch das Eintippen der Passwörter.

Screenshot der Betrugs-Website
watchlist-internet.at
Screenshot der nicht einmal besonders gut gemachten Betrugs-Website

Statt Rückerstattung Geld abgebucht

Am nächsten Tag stellte die Konsumentin fest, dass Geld von ihrem Bankkonto fehlte. Tatsächlich meldete sich ein angeblicher Call-Center-Mitarbeiter von Ryanair bei ihr und sprach von einem Missverständnis, das Geld werde sie zurückbekommen. Die gesamte Prozedur müsse aber zuerst mit einer anderen Kryprowährungsplattform wiederholt werden. Gesagt, getan, die Frau folgte auch dieser Anweisung.

Erst als sie sich gegenüber einer Freundin darüber beklagte, dass „die Ryanair-Mitarbeiter so mühsam und das Procedere so kompliziert“ seien, kam diese auf die Idee, dass es sich um Betrüger handeln könnte. Die Wienerin erstattete Anzeige bei der Polizei und verständigte ihre Bank.

Ryanair und andere Unternehmen betroffen

Bei der Watchlist Internet kennt man diese Betrugsmasche, sie betrifft nicht nur Ryanair. „Das läuft meistens so ab, dass Personen mit einem seriösen Unternehmen einen Vertrag abschließen und dann kommen irgendwelche Probleme auf“, so Declan Hiscox von der Watchlist. Statt auf der Website der Unternehmen lange nach einer Servicetelefonnummer zu suchen, werde diese Nummer eben gegoogelt.

„In aller Regel stößt man da auf seriöse Ergebnisse. Aber oft kommt es auch vor, dass man auf betrügerischen Websites landet“, so Hiscox. Die Betroffenen telefonieren dann mit Kriminellen. Statt eine Rücküberweisung zu erhalten, werden Zahlungen freigegeben und die Opfer verlieren Geld.

Schaden beträgt 1.300 Euro

Im konkreten Fall räumten die Kriminellen nicht nur das Bankkonto leer, sie legten mit den übermittelten Ausweisdokumenten des Opfers auch Kryptowährungskonten an, um sich das Geld dann von dort zu holen. Der Schaden beläuft sich auf 1.300 Euro.

„Für die Konsumentin wird es sehr schwer, da noch einmal Geld zurückzuerhalten“, so Hiscox. Sobald das Geld einmal auf andere Kryptowährungs-Wallets überwiesen wurde, gebe es eigentlich keine Möglichkeit mehr, dieses Geld zurückbuchen zu lassen.

Keine Chance, das Geld zurückzuholen

Die Wienerin könnte sich zwar bei ihrem Kreditkartenunternehmen nach der Möglichkeit einer Rückbuchung erkundigen. Da sie die Zahlung aber selbst freigegeben hat, seien die Erfolgsaussichten gering. Außerdem könnte die Kryptowährungsplattform auf ein gültiges Geschäft verweisen und das Geld vom Opfer einfordern.

Die Watchlist Internet rät der Konsumentin, die App zu löschen und das Handy auf Werkseinstellungen zurückzusetzen. So wird verhindert, dass Schadsoftware auf dem Gerät zurückbleibt.

Im Zweifel Telefonat abbrechen

Damit man nicht in die Falle tappt, sollte beim Googeln von Servicetelefonnummern zuerst überprüft werden, welches Unternehmen tatsächlich hinter der angezeigten Nummer steckt und, ob diese Nummer auch bei anderen, seriösen Anbietern gelistet ist.

„Hat man bei einer Fake-Nummer angerufen und der Prozess wird immer komplizierter, es werden immer mehr Daten verlangt, die vielleicht für die ursprüngliche Buchung gar nicht notwendig waren, die völlig überflüssig scheinen und man plötzlich Zahlungen freigeben muss – dann ist unbedingt sofort Abstand zu nehmen“, so Hiscox.