Windows 10 – Desktop
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Windows 10 vor dem Aus: Viele Computer gehören bald zum alten Eisen

Im Oktober 2025 stellt Microsoft den Support für Windows 10 ein. Viele Computer erfüllen die Hardwarevoraussetzungen für Windows 11 allerdings nicht mehr, die Nutzerinnen und Nutzer werden einen neuen PC kaufen müssen. Reine Willkür, kritisieren die Experten des deutschen Fachmagazins „c’t“. Microsoft argumentiert mit der Sicherheit des Systems.

Am 14. Oktober 2025 wird der Support für Windows 10 voraussichtlich eingestellt, ab dann wird Microsoft keine Sicherheitsupdates mehr für das Betriebssystem bereitstellen. Wer einen älteren Rechner hat, sollte bereits jetzt prüfen, ob dieser die Hardwareanforderungen für Windows 11 erfüllt oder sich gegebenenfalls nachrüsten lässt, sagt Christof Windeck vom Computerfachmagazin „c’t“ des Heise Verlags. Ist das nicht der Fall, lohnen Investitionen in das Gerät nicht mehr.

PC auf Windows 11 Kompatibilität prüfen

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1 und als Podcast.

Auch beim Kauf eines gebrauchten Computers sollte man vorsichtig sein, sagt Windeck. Nach wie vor seien viele PCs und Laptops am Markt, die unter Windows 11 nicht mehr funktionieren werden. Um zu überprüfen, ob der Rechner noch für das aktuelle Betriebssystem taugt, sollte man den Begriff „Integritätsprüfung“ in die Suchmaske von Windows eintragen. Dann gelangt man zu einer gleichnamigen App, die in den meisten Fällen prüfen kann, ob der Rechner unter Windows 11 läuft oder nicht. Wenn der Computer durch die Prüfung fällt, werden oft auch Hinweise gegeben, an welchen Bauteilen es liegt, dass der PC nicht akzeptiert wird.

Viele Anwender nutzen unsichere Betriebssysteme

Ohne Updates werden kritische Sicherheitslücken nicht mehr geschlossen, das Surfen im Netz wird zu einem unkalkulierbaren Risiko. Die Zahl der Angriffe steige zwar nicht unmittelbar am Stichtag, dennoch werde es mit der Zeit immer wahrscheinlicher, dass man Opfer eines Erpressertrojaners wird oder unwissentlich unsichere Software auf dem System hat, so Windeck.

Ein Passwort wird auf einem Laptop eingegeben. Auf dem Schirm sind die Worte „Enter Password“ zu lesen.
APA/dpa/Oliver Berg
Ohne regelmäßige Updates ist der PC mit der Zeit offen wie ein Scheunentor und eine Einladung für Hacker

Viele Anwenderinnen und Anwender nutzen Betriebssysteme, die nicht mehr unterstützt werden, weiter. Das habe man bei Windows XP gesehen, und auch heute noch seien vor allem im Privatbereich zahlreiche Rechner zu finden, die nach wie vor unter Windows 7 laufen.

Ohne Updates steigt das Risiko permanent an

Der „c’t“-Experte rät dringend davon ab, ein System zu nutzen, das keine Updates mehr erhält. Man würde ja auch kaum wissentlich ein Flugzeug besteigen, bei dem nur die Hälfte der Sicherheitschecks durchgeführt worden sind, sagt Windeck. „Auch dann nicht, wenn die Maschine in den meisten Fällen trotzdem noch gut fliegt.“ Ein Betriebssystem, dessen Sicherheitslücken nicht regelmäßig gestopft werden, verliere schlicht und ergreifend seine Sicherheit und sei als Basis für einen PC nicht geeignet.

Viele Rechner, die unter Windows 10 problemlos arbeiten, werden die Voraussetzungen für den Nachfolger Windows 11 aber nicht erfüllen. Und das liegt gar nicht so sehr an den Hardwareanforderungen. Diese sind auch bei Windows 11 durchwegs moderat. Microsoft habe aber wie es scheint leistungsunabhängige Kriterien eingeführt, die eher auf das Baujahr der Bauteile abzielen. So seien auch durchwegs leistungsfähige Prozessoren ausgeschlossen worden, wenn sie beispielsweise 2016 auf den Markt gekommen sind und nicht erst 2017. Der Konzern hat zwei Listen veröffentlicht, auf denen vermerkt ist, welche Prozessoren unter Windows 11 laufen. Nach welchen Kriterien diese Listen erstellt wurden, bleibe im Dunkeln, sagt Windeck.

Experte: Reine Willkür und geplante Obsoleszenz

Man habe alle beteiligten Firmen gefragt, nach welchen Kriterien die unterstützten Prozessoren ausgesucht wurden. Etwa bei Microsoft und führenden Chipherstellern wie AMD und Intel. Konkrete Antworten habe man nicht erhalten, meist kamen eher ausweichende Stellungnahmen, in denen es beispielsweise hieß, dass die Entscheidung in enger Abstimmung aller Beteiligten getroffen worden sei.

Mainboard eines Computers
Getty Images/P A Thompson
Um für Windows 11 zugelassen zu sein, müssen Mainboards mit TPM 2.0 ausgestattet sein

Aus Sicht des Fachredakteurs handelt es sich um „reine Willkür“. Die Listen seien außerdem nachweislich fehlerhaft, es gebe einige Prozessoren, die von Windows 11 akzeptiert würden, obwohl sie nicht auf den Listen stehen. Das Vorgehen von Microsoft sei schlicht ärgerlich und bestärke den Eindruck, dass der Konzern hier bewusst auf geplante Obsoleszenz setze, wenn man viele funktionstüchtige PCs kurzerhand zu Elektroschrott degradiere, so Windeck.

Microsoft: Moderne Hardware notwendig wegen Sicherheit

Zahlreiche Anwenderinnen und Anwender werden einen neuen PC kaufen müssen, wenn sie weiter mit Windows arbeiten wollen. Eine erhebliche Belastung für die Umwelt und die Geldbörse der Kundinnen und Kunden, sagt Windeck. Help.ORF.at fragte bei Microsoft nach – das Unternehmen argumentiert mit den gestiegenen Sicherheitsanforderungen an PC-Systeme.

In der Stellungnahme an help.ORF.at heißt es: „Sicherheit bei Computersystemen wurde über das letzte Jahrzehnt immer mehr zu einem Paarlauf zwischen Hardware und Software. Software allein kann das System nicht sicher genug machen. Es benötigt Hardwarekomponenten wie etwa moderne Prozessoren, UEFI Secure Boot oder TPM 2.0, um ein System so sicher zu machen, dass es auch den modernen Angriffsvektoren – wie beispielsweise Ransomware – aus dem Internet widerstehen kann. Damit ergeben sich auch unvermeidbar laufend höhere Anforderungen an die Hardware.“

TPM 2.0 und UEFI Secure Boot

Das so genannte Trusted-Plattform-Module (TPM) muss in der Version 2.0 auf dem Mainboard des Rechners verbaut sein. TPM ist ein Hardwareelement, auf dem ein kryptografisches Geheimnis sicher gespeichert ist. Ähnlich wie am Smartphone oder der Bankomatkarte können solche Module Angriffe von außen erheblich komplizierter machen beziehungsweise abwehren.

Windows 11 Desktop
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Der Desktop von Windows 11

Unter Unified-Extendable-Firmware-Interface (UEFI) versteht man einen Standard, in dem die PC-Firmware (BIOS) des Computers programmiert sein muss. Auch das BIOS ist nicht immun gegen Sicherheitslücken, dadurch können sich Gefahren in die Firmware des Rechners einnisten. Solche Gefahren können von Virenscannern nicht erkannt werden, da diese Programme ausschließlich das Betriebssystem Windows überprüfen.

Moderne Hardware macht es Angreifern schwer

Das BIOS wird aber nur selten (wenn überhaupt) upgedated, weil Firmware-Upgrades nicht automatisch zur Verfügung gestellt werden. Ein UEFI-BIOS könne unter anderem dafür sorgen, dass das BIOS direkt über Windows mit Updates versorgt werden kann, ohne dass man auf der Webseite des BIOS-Anbieters nach Update-Tools suchen müsse, so der Experte.

Bauteile wie TPM 2.0 und Funktionen wie UEFI Secure Boot können also tatsächlich helfen, das System besser vor Angriffen zu schützen. Grundsätzlich sei es auch eine gute Idee, die gesamte Plattform sicherer zu machen, sagt „c’t“-Redakteur Windeck. Viele der entsprechenden Funktionen seien allerdings bereits in Windows 10 integriert, viele von der Windows 11-Kompatibilität ausgeschlossenen Bauteile würden sich entsprechend nachrüsten lassen.

Ein Radlader mit Elektroschrott
APA/dpa/Julian Stratenschulte
Durch Microsofts Upgrade-Politik werden Millionen an funktionstüchtigen PCs verschrotet werden müssen, kritisiert der Experte

Konjunkturprogramm für die PC-Branche?

Ein TPM-Modul könne man beispielsweise separat um rund 30 Euro erwerben und viele Mainboards damit aufrüsten. Es sei daher nicht notwendig, diese Bauteile vom Markt zu verbannen, sagt Windeck. Es dränge sich der Verdacht auf, dass es hier vor allem um ein Konjunkturprogramm für die schwächelnde PC-Branche geht. Hardwareproduzenten könnten neue Hardware verkaufen, und auch Microsoft profitiere durch den Verkauf neuer Windows Lizenzen.

Microsoft: Haben Windows 10 zehn Jahre lang unterstützt

Microsoft bestreitet das, es gehe ausschließlich darum, mehr Sicherheit zu bieten und neue Funktionen in das System integrieren zu können. Der Konzern verweist auch darauf, dass Windows 10 über zehn Jahre mit Updates versorgt worden ist. Das sei ein wesentlich längerer Zeitraum als er von der Konkurrenz geboten werde.

Am Verkauf von Hardware habe man kaum Interesse, und auch der Verkauf von Windows-Lizenzen gehöre längst nicht mehr zum Kerngeschäft des Unternehmens. Microsoft erwirtschafte seinen Umsatz mittlerweile in erster Linie im Bereich des Cloud-Computing. Darunter versteht man die Bereitstellung von IT-Ressourcen – von Anwendungen bis zu Rechenzentren – bei Bedarf und über das Internet auf der Basis nutzungsabhängiger Gebühren.

Cloud Computing Symbol (Microsoft)
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Statt auf den Verkauf von Software-Lizenzen setzt Microsoft verstärkt auf Cloud-Computing als Umsatzbringer

Windows 11 auf alten Rechnern nutzen

Wer trotz alter Hardware auf Windows 11 umsteigen möchte, kann übrigens einen Trick anwenden. Dazu müssen die Dateien, die für die Hardwareüberprüfung zuständig sind, vor der Installation gelöscht werden. Wenn man den Rechner anschließend vom Netz trennt, kann man das Setup ausführen und Windows 11 lässt sich relativ problemlos aufsetzen. Der Trick wurde von Microsoft selbst publiziert. Interessierte finden dazu Anweisungen im Netz sowie genaue Videoanleitungen auf Onlineplattformen wie YouTube.

Eingriff ins Betriebssystem auf eigene Gefahr

Man muss sich aber bewusst sein, dass es sich hier um einen Eingriff ins Betriebssystem handelt, der von Microsoft nicht unterstützt wird. Die Vorgehensweise ist also mit einem gewissen Risiko behaftet, ein aktuelles Backup der persönlichen Dateien sollte auf jeden Fall vorhanden sein, bevor man sich ans Werk macht. Wir empfehlen diese Vorgehensweise nicht generell, sie sollte nur von geübten Anwenderinnen und Anwendern genutzt werden.

Es sei aber auf jeden Fall besser, diesen Trick zu verwenden, als mit einem alten Windows 10 zu arbeiten, das nicht mehr unterstützt wird, sagt der „c’t"-Redakteur. Denn auf diese Weise könne man seine alte Hardware noch ein Weilchen nutzen. Man könne aber derzeit nicht sagen, wie es weitergeht, so Windeck: " Microsoft streut mit drohenden Formulierungen wie ‚das ist nicht offiziell supportet‘ Unsicherheit.“ Es sei nicht sichergestellt, dass man auch in Zukunft Updates erhalten wird.

Aber für eine Übergangszeit sei das natürlich ein guter Weg, und wenn der Rechner noch ein oder zwei Jahre läuft und erst später verschrottet werden muss, dann sei ja schon einiges gewonnen, so Windeck. Sowohl finanziell als auch für die Umwelt.