Zwei Motorradfahrer zwischen einer Autokolonne
IMAGO/Andreas Gora
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Vorbeischlängeln: Was Motorradfahrer dürfen und was nicht

Was bei Autolenkern oft für Frust sorgt, ist für Zweiradfahrerinnen der größte Vorteil in der Stadt: das Vorbeischlängeln an den Autos im Stau, um bei Grün als Erster von der Ampel losstarten zu können. Seit 1998 dürfen Moped- und Motorradfahrerinnen und -fahrer in Österreich grundsätzlich an stehenden Autokolonnen vorbeifahren – es gibt aber einiges zu beachten.

„Wenn eine Kolonne zum Stehen kommt oder ein Stau vorliegt, dann dürfen Motorradfahrer, Mopedfahrer und auch Radfahrer durch die stehende Kolonne vorfahren“, so Matthias Wolf, Verkehrsjurist beim ÖAMTC. Man darf zwischen den Fahrzeugreihen und auch zwischen den Fahrzeugen quer durchfahren.

Autos müssen stehen

Bedingung für das Vorbeischlängeln ist immer, dass die Autos auch wirklich stehen. Sobald sich die Kolonne in Gang setzt, müssen sich die Zweiradfahrerinnen wieder eine Lücke in der Kolonne suchen, um sich wieder einordnen.

Auch das Slalomfahren zwischen den Autos ist erlaubt, solange ein angemessener Seitenabstand eingehalten wird. Was angemessen heißt, ist nicht genau definiert. Geübte Fahrerinnen können also durchaus auch enge Wegerl zwischen den Autos nutzen.

Wo man vorfahren darf

Sperrlinien dürfen beim Vorbeischlängeln nicht überfahren werden. Auch Radwege und Mehrzweckstreifen dürfen nicht zum Vorfahren genutzt werden. Was hingegen erlaubt ist, ist das Nutzen der Abbiegespur. „Wenn ich auf einer Linksabbiegespur vorfahre und mich dann eben wieder vor der Kolonne einordnen kann, ist das erlaubt“, so Wolf.

Die Busspur dürfen Motorradfahrer dagegen nicht zum Vorbeifahren nutzen – außer es ist explizit gestattet. Viele Gemeinden wie Wien haben bereits einige Busspuren für Zweiradfahrer freigegeben. Entsprechende Busspuren sind durch eine Zusatztafel gekennzeichnet.

Vor der Haltelinie stehen bleiben

Ist man an der Kolonne vorbeigefahren und vorne an der Ampel angelangt, sollte man darauf achten, noch vor der Haltelinie zum Stehen zu kommen. „Die Haltelinie darf bei roter Ampel nicht überfahren werden“, so Wolf.

Mehrere Vespa-Fahrer an einer Ampel
IMAGO/Horst Galuschka
Beim Konvoifahren fährt man nicht hintereinander, sondern versetzt. Der erste Motorradfahrer fährt rechts in der Mitte des Fahrstreifens, der nächste dann links der Mitte des Fahrstreifens.

Wheelies und Sound-Angebereien verboten

Besonders reizvoll für viele Motorradfahrer ist es oft, ihr Können auf dem Bike mit akrobatischen Manövern zu zeigen. Das sollte man im Straßenverkehr aber lieber lassen. „Diese ‚Wheelies‘ sind aus rechtlicher Sicht eine unsachgemäße Benützung eines Kfz und daher verboten“, so der ÖAMTC-Verkehrsjurist. Mit derartigen Manövern gehe eine Gefahrensituation einher, die sichere Verwendung des Motorrads sei nicht gegeben.

Das Gleiche gilt für Sound-Angebereien. Vollgas geben im Tunnel, um den Motor so richtig zum Röhren zu bringen, sollte man besser nicht. „Auch bei dieser Praxis handelt es sich um eine unsachgemäße Verwendung des Motorrads“, so Wolf. „Ich darf nicht irgendwelchen unnötigen Lärm verursachen oder unnötigen Rauch. Somit ist das verboten.“

Helmform ist Geschmackssache

Ebenfalls wichtig: die Ausrüstung. Ob Jet-Helm, Vollvisierhelm oder Halbschale – zu welcher Helmform man greift, bleibt einem selbst überlassen. Wichtig ist nur, dass der Helm die Sicherheitsanforderungen erfüllt. Das Prüfzeichen (ECE 22.05 bzw. das neuere ECE 22.06) findet sich meist als Einnäher am Kinnriemen, im Futter oder als Sticker auf dem Hinterkopf des Helmes.

„Natürlich schaut der Jet-Helm sehr, sehr lässig aus, aber die größte Sicherheit bietet einfach der Vollvisierhelm. Deswegen empfehlen wir auch einen Vollvisierhelm. Selbst bei der Vespa, wo es vielleicht ein bisschen eigenartig ausschaut. Aber ich fahre beispielsweise auch Vespa und fahre immer mit Vollvisierhelm“, so Wolf.

Auch beim Gewand geht Sicherheit vor. Gesetzlich ist zwar nur der Sturzhelm Pflicht, Flipflops und kurze Hosen sind trotzdem keine gute Idee. Lenkerinnen und Lenker sollten hier kein Risiko eingehen und besser zu Schutzkleidung, sprich einer Jacke, Hose und festem Schuhwerk greifen.