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In rund 1,5 Mio. Haushalte in Österreich leben Haustiere. Meist sind es Katzen, Hunde oder kleine Nager, aber auch exotische Tiere wie Reptilien, Amphibien und Papageienvögel werden gerne gehalten.
Neben Schildkröten, Graupapageien und Bartagamen, sollen sich auch viele Kornnattern, Boas, Leopardengeckos, Spinnen und Chamäleons in heimischen Wohnzimmern finden – genaue Zahlen gibt es nicht. Zwar sind die Halter exotischer Haustiere in Österreich gesetzlich dazu verpflichtet, ihre Tiere beim Veterinäramt zu melden. Doch nur ein Teil macht das auch.
Kurs vermittelt Basiswissen
Seit 1. Jänner gibt es in Wien als erstem Bundesland nun eine weitere Vorschrift: Wer ein exotisches Haustier halten will, muss vorher einen Kurs besuchen. Dieser dauert vier Stunden und kostet 40 Euro.
Im Rahmen der Exotenkurse vermitteln Fachleute Basiswissen aus den Bereichen Haltung, Pflege, Gesundheit und Rechtsvorschriften, um danach eine informierte Entscheidung treffen zu können, so Eva Persy, Leiterin der Tierschutzombudsstelle Wien. „Kann ich so ein Tier überhaupt halten? Ist es vielleicht bei mir verboten? Was kostet das? Was ist der Aufwand? Was muss ich beachten?“ All diese Fragen könne man nach dem Kurs beantworten.

Haltung von Zootieren und giftigen Tieren verboten
Die Haltung von Zootieren wie Tigern, Krokodilen und Schimpansen ist in Österreich grundsätzlich verboten. Und auch giftige Tiere wie Klapperschlangen oder Trichternetzspinnen dürfen in den meisten Bundesländern aus Sicherheitsgründen nicht von Privaten gehalten werden.
Reptilien, Amphibien und Papageienvögel sind dagegen erlaubt. Der neue verpflichtende Sachkundenachweis soll Tierleid, Überforderung und Enttäuschungen bei Halterinnen und Haltern vorbeugen.
Tier zum Beobachten, nicht Streicheln
„Viele haben hier falsche Vorstellungen. Sie wollen einen Kumpanen wie eine Katze oder einen Hund. Das ist mit Reptilien und Amphibien aber faktisch nicht möglich“, so Persy. „Etwa der Wunsch, dass das Tier herkommt, wenn man es ruft, oder auch der Wunsch, es streicheln zu können – das wollen Reptilien nicht. Sie wollen in Ruhe gelassen werden.“ Reptilien seien Tiere zum Beobachten, nicht zum Streicheln.

Teure Ausstattung und Betriebskosten
Die Anschaffung der Tiere ist meist nicht sehr teuer, eine Bartagame gibt es etwa ab 20 Euro. Für das Terrarium inklusive Ausstattung und Technik, die regelmäßig erneuert werden muss, werden jedoch schnell einige hundert Euro fällig.
Auch die laufenden Kosten darf man nicht unterschätzen. In Zeiten hoher Energiepreise fallen diese durchaus ins Gewicht. „Beleuchtung, Wärmelampen, Wasserpumpen, all das braucht Strom und bringt laufende Betriebskosten mit sich,“ so Persy.
Fütterung oft mit Lebendfutter
Dazu kommen Ausgaben für regelmäßige tierärztliche Kontrollen und Futter. „Man muss damit rechnen, dass viele dieser Arten auch mit Lebendfutter gefüttert werden müssen“, so Persy. Dabei habe sich in der Praxis gezeigt, dass es schwierig sein könne, jemanden zu finden, der die Tiere im Urlaubsfall versorgt. „Das Verfüttern von Lebendfutter ist nicht jedermanns Sache.“
Teils Lebenserwartung von über 70 Jahren
Auch die Lebenserwartung der Tiere muss berücksichtigt werden. Papageien und Schildkröten können 70 Jahre und älter werden. Wer sich als Erwachsener ein Jungtier zulegen will, muss daran denken, wer sich nach dem eigenen Tod um das Tier kümmern kann.
„Bei den Papageien komme nach dazu, dass man diese nicht alleine halten darf, man muss sich also mindestens zwei dieser Tiere anschaffen,“ so Persy. „Verstirbt eines der Tiere, muss man wieder ein zweites Tier dazu holen. Und das geht immer so weiter.“

Exoten aus dem Tierheim adoptieren
Die verpflichtenden Exotenkursen werden laut Tierschutzombudsfrau Persy bisher sehr gut angenommen, um sich zu informieren und auch um sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Manch einer komme dabei darauf, dass das ursprünglich gewünschte Reptil doch nicht das richtige sei, aber dafür ein anderes gut zu den eigenen Lebensverhältnissen passe.
In dem Kurs erfährt man zudem, dass viele der exotischen Tiere auch in Tierheimen oder in Auffangstation einen guten Platz suchen. Gerade wenn man kein Jungtier möchte, ist das eine gute Möglichkeit.
„Egal ob aus dem Tierheim oder vom Züchter – man sollte immer noch einmal drüber schlafen, bevor man sich ein Tier zulegt“, so die Tierschutzombudsfrau.