Viele Smart Meter hängen im Keller eines Mehrparteienhauses
Beate Macura, ORF.at
Beate Macura, ORF.at

Strom sparen mit dem Smart Meter: So geht’s

3,6 Millionen Smart Meter wurden bereits installiert, bis Ende 2024 soll auch der Rest der insgesamt sechs Millionen Stromzähler in Österreich umgerüstet sein. Stand anfangs die Datenschutz-Skepsis gegenüber den digitalen Zählern im Mittelpunkt, ist nun der Stromspar-Aspekt in den Vordergrund gerückt. Über ein Webportal kann man seinen Stromverbrauch verfolgen, eventuelle Stromfresser identifizieren und so die Stromkosten senken. Welche Einstellungen dafür nötig sind.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1 und als Podcast.

Die schwarzen mechanischen Stromzähler mit horizontal rotierender Scheibe, benannt nach ihrem Entwickler, dem italienischen Elektrotechniker Galileo Ferraris, müssen aktuell modernen Smart-Meter-Geräten weichen.

Die digitalen Smart Meter machen den eigenen Stromverbauch transparent. Gerade in Zeiten hoher Strompreise und kaum nachvollziehbarer Jahresabrechnungen kann dies von Vorteil sein.

Smart-Meter-Webportal

Angezeigt wird der Stromverbrauch auf einer Website, dem so genannten Smart-Meter-Portal. Zuständig dafür ist der Netzbetreiber, nicht der Stromanbieter.

Wer das Webportal nutzen möchte, muss sich erst ein Login erstellen. Das macht man beispielsweise bei den Wiener Netzen durch Eingabe des letzten Teils der Zählpunktnummer sowie eines 12-stelligen Zugangsschlüssels, den man per Brief mit der Ankündigung des Smart-Meter-Tauschs erhält.

Tagesschnitt oder Vierstelstundenwerte

Wie genau der Stromverbrauch in dem Webportal dargestellt wird, hängt davon ab, welche Datenoption gewählt wurde: Standardmäßig wird der Tagesdurchschnittswert ausgelesen. Wer es genauer wissen will, kann im Webportal die Opt-In-Variante aktivieren. Der Stromverbrauch wird dann in 15-Minuten-Intervallen vom Smart Meter ausgelesen. Zwischen den Varianten kann jederzeit kostenlos gewechselt werden.

Einmal täglich werden die gesammelten Verbrauchdaten schließlich über das Stromnetz (Powerline-Communication-Technik, PLC) an den Netzbetreiber übermittelt und am Folgetag im Webportal angezeigt.

Zwei Personen vor einem Notebook-Display, das grafisch den Stromverbrauch anzeigt
Wiener Netze

Grundlastverbrauch im Blick

Dabei kann sich schon ein Blick auf den Grundlastverbrauch lohnen. Dieser zeigt den Stromverbrauch an, der ständig erfolgt. Dieser setzt sich aus allerlei Geräten im Stand-by, sowie durchgängig laufenden Geräten wie zum Beispiel dem Kühlschrank, zusammen. „Typisch in Privathaushalten ist ein Grundlastverbrauch von 100 bis 400 Watt“, so Alfons Haber, Vorstand der E-Control, der heimischen Strom- und Gas-Regulierungsbehörde.

Ist die Grundlast recht hoch, kann man versuchen, Steckerleisten beziehungsweise Geräte, die bisher im Stand-by-Modus liefen, ganz vom Strom zu trennen und sieht am nächsten Tag im Webportal, wie viel damit eingespart wurde.

Mögliche Stromfresser ermitteln

Auch anderen versteckten Stromfressern im Haushalt kann man so auf die Spur kommen. Hat man gerade kein energieintensives Gerät im Einsatz und kommt es trotzdem regelmäßig zu Leistungsspitzen, kann dies etwa am Kühlschrank oder Tiefkühler liegen. „Je öfter sich dieser einschaltet, umso schlechter ist die Kühlung und umso mehr Strom wird verbraucht“, so Haber. Hier kann sich eventuell die Anschaffung eines neuen energieeffizienteren Geräts lohnen.

Integration ins Smart Home über sekundengenaue Schnittstelle

Technisch versierte Smart-Home-Nutzerinnen und -Nutzer können ihren Stromverbrauch über eine Kundenschnittstelle noch exakter auslesen. „Über eine Kundenschnittstelle kann ich die Onlinedaten mit nur wenigen Sekunden Verzögerung auslesen und in mein Smart Home integrieren,“ so Haber von der E-Control.

Die Kundenschnittstelle ist standardmäßig deaktiviert, kann aber jederzeit im Smart Meter Webportal aktiviert werden. Zum Auslesen der Schnittstelle wird ein Infrarot-Leseadapter benötigt. Diesen und die zugehörige Auswertungssoftware müssen sich Kundinnen und Kunden selbst beschaffen, die Netzbetreiber bieten hier keine eigenen Produkte an.

Einspeisen von Photovoltaikenergie

Die digitalen Stromzähler ebnen außerdem den Weg für den Ausbau erneuerbarer Energien. Anders als bei der Stromerzeugung aus Kohle, Gas und Kernkraft ist Strom aus Solarkraft oder Wind wetterbedingt großen Schwankungen unterworfen. Die tagesaktuellen digitalen Messdaten ermöglichen eine effizientere Netzplanung und einen zielgerichteteren Ausbau des Stromnetzes.

Auch wer Strom aus seiner Photovoltaikanlage ins Netz einspeisen will, benötigt dafür ein Smart Meter.

Künftige Tarife: Strom billig, wenn die Sonne scheint

In weiterer Zukunft sollen außerdem flexible dynamische Stromtarife auf den Markt kommen, bei denen der Strompreis je nach Angebot und Nachfrage steigt oder sinkt. Wäsche waschen und E-Auto-Laden wäre dann günstiger, wenn der Wind weht oder die Sonne scheint.

„Viele, die jetzt schon Photovoltaikanlagen haben, versuchen bereits ihren Eigenverbrauch derart zu optimieren. Wenn die Sonne scheint, wird zum Beispiel ein Brot gebacken oder auch der Geschirrspüler eingeschaltet,“ so Haber. Man nutze so den Strom der eigenen Photovoltaikanlage so gut es geht auch gleich zu Hause.

Hackerfolg „sehr unwahrscheinlich“

Ein Szenario, wie es im Buch „Blackout“ vom österreichischen Bestsellerautor Marc Elsberg beschrieben wird – Hacker greifen die Smart Meter an und verursachen einen europaweiten Stromausfall – ist laut E-Control-Vorstand Haber nicht realistisch. Die Stromzähler seien auch nicht mit dem Internet verbunden.

„Eine großflächige Störung der Stromversorgung aufgrund eines Zugriffs auf die Datenkommunikation der Smart Meter ist sehr sehr unwahrscheinlich. Bei der Festlegung der Spezifikationen für die Smart Meter war die Datensicherheit ein wesentlicher Punkt, und es wurden viele technischen Maßnahmen gesetzt, um einen sehr hohen Schutz gewährleisten zu können.“