NAS-Server + Router
Paul Schirnhofer
Paul Schirnhofer

NAS-Server als Alternative zu externen Clouddiensten

Wer ein Datenbackup anlegen möchte, kann das heutzutage unkompliziert über einen Cloudanbieter erledigen. Wem die Kontrolle über die eigenen Dateien aber wichtiger ist als die Bequemlichkeit, der kann alternativ einen eigenen Cloud-Server einrichten. Geeignet dafür sind so genannte NAS-Systeme. Über ein gewisses technisches Grundwissen sollte man in so einem Fall aber verfügen.

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Egal ob am PC, dem Smartphone oder Tablet, auf Backups sollte man heutzutage keinesfalls verzichten. Gespeicherte Dateien können verlorengehen, die Gründe dafür sind vielfältig. Am bequemsten erstellt man ein Backup in der externen Cloud eines spezialisierten Cloudanbieters wie Dropbox, Google oder Microsoft. Das Problem dabei: Man gibt die Daten aus der Hand, sie werden auf fremden Servern abgelegt.

Kontrolle über die eigene Cloud

Was dort damit passiert, ob jemand mitliest und ob die Daten dort wirklich sicher sind, können auch IT-Experten bestenfalls mutmaßen. Und Cloudanbieter wie Microsoft oder Google haben bezüglich des Umgangs mit der Privatsphäre der Anwenderinnen und Anwender nicht unbedingt den besten Ruf. Wem die Kontrolle über die eigenen Daten wichtiger ist als die Bequemlichkeit, der kann sich ein so genanntes NAS-System zulegen.

Der Begriff NAS (Network-Attached-Storage) bezeichnet einen einfach zu verwaltenden Dateiserver, der gespeicherte Daten in einem Netzwerk etwa über WLAN zur Verfügung stellt, sagt Adrijan Möcker, Redakteur beim deutschen Heise-Verlag: "Man muss sich das vorstellen wie einen kleinen Computer, in dem ein, zwei oder mehr Festplatten verbaut sind und dessen Zweck es ist, Daten im Netzwerk bereitzustellen. Seien es nun Videos, Bilder oder Dokumente“, so Möcker.

Netzwerkspeicher und Backup-System

Ein NAS lohnt sich also für alle, die ihre Daten flexibel auf mehreren Geräten nutzen wollen. Die Anschaffung kann beispielsweise auch dann sinnvoll sein, wenn mehrere Personen in einem Haushalt auf gemeinsame Dateien zugreifen möchten. Betrieben werden NAS-Server mit einem eigenen Betriebssystem, in der Regel ist das ein Unix-System. In den App-Stores der Hersteller finden sich zahlreiche Programme, die zum Verwalten und Organisieren der Dateien eingesetzt werden können.

Desktop Synology NAS-Disc-Station
Sceeenshot
NAS-Server wie die Synology-Disc-Station werden mit einem Unix-System betrieben und bieten zahlreiche nützliche Apps

Auch zur regelmäßigen Erstellung von Datenbackups sind die Geräte gut geeignet, so Möcker. Es können auch mehrere Backups mit verschiedenen Versionsnummern erstellt werden, um beispielsweise im Fall einer Trojaner-Attacke auf ein Backup zurückgreifen zu können, das vor dem Angriff erstellt worden ist. NAS-Server verfügen je nach Modell über unterschiedlich viele Festplattensteckplätze. Ein Backup kann daher auf mehrere Festplatten gespiegelt werden. Wird eine davon defekt, kann das Laufwerk einfach getauscht werden, ohne dass es zu einem Datenverlust kommt, da die Dateien auf den verbleibenden Festplatten nach wie vor gespeichert sind.

Externes Backup schützt vor Trojanern und Co.

Zusätzlich kann natürlich auch eine externe Festplatte an das NAS angeschlossen werden, um ein mobiles Datenbackup zu erstellen. Das ist ebenfalls sinnvoll für den Fall, dass der Computer mit Schadsoftware infiziert worden ist. Die externe Festplatte sollte nach Erstellen der Sicherung natürlich vom NAS entfernt werden, um zu verhindern, dass sich die Infektion auch auf das externe Medium ausbreitet, so Möcker. Alle Datenbackups können automatisiert erstellt werden, was auch gewährleistet, dass neu erstellte Dateien umgehend auf das Sicherungsmedium geschrieben werden.

Ein NAS-Server wird über Kabel mit dem Router verbunden, die Übertragungsrate liegt im Regelfall bei etwa 100 Megabyte pro Sekunde (Gigabit-Ethernet-Geschwindigkeit). Für Heimanwendungen sei eine solche Geschwindigkeit in jedem Fall ausreichend, sagt Möcker. In der Regel laufe der Datenzugriff über einen NAS-Server außerdem schneller als bei einem externen Cloudserver, weil man „nicht von der Internetgeschwindigkeit nach Außen abhängig ist“, sondern die zur Verfügung stehende interne Bandbreite zur Gänze nutzen könne, so der Heise-Experte.

Technisches Grundwissen empfehlenswert

Ganz so bequem wie die Datensicherung über einen professionellen Cloudanbieter sei die Handhabung zwar nicht, die großen NAS-Hersteller wie QNAP, Synology oder Western Digital (WD) geben sich mittlerweile aber durchaus Mühe, die Handhabung möglichst einsteigerfreundlich zu gestalten, sagt der Heise-Redakteur.

Trotzdem sollte man sich mit den Netzwerkgrundlagen und der Terminologie, die solche Netzwerkspeicher verwenden, auseinandersetzen, rät Möcker. Außerdem gibt es unterschiedliche NAS-Systeme mit individuellen Stärken und Schwächen. Daher sollte man wissen, wofür man das Gerät hauptsächlich nutzen möchte. So kann ein NAS nicht nur als persönliche Cloud oder Backup-Funktion, sondern auch als Streaming-Medium für Filme und Videos genutzt werden, die direkt auf den Fernseher übertragen werden können.

Brauchbares NAS-System ab etwa 250 Euro

Entsprechende Informationen stellen die Hersteller zur Verfügung, und im Internet gibt es zahlreiche Tutorials, mit denen man sich die entsprechenden Grundlagen aneignen kann. Etwa auf Videoplattformen wie YouTube.

NAS-Komplettsysteme inklusive Festplatten sind ab etwa 250 Euro erhältlich. Es gibt auch sehr hochpreisige Modelle, die 10.000 Euro und mehr kosten, diese seien aber in erster Linie für professionelle Anwendungen gedacht, die nur für Unternehmensserver relevant sind. Im Privatbereich sei man auch mit einem günstigen Produkt gut bedient, sagt Möcker.

Hinsichtlich der Datensicherheit sollte man bedenken, dass auch NAS-Server letztlich Computer sind. Sie müssen also mit Updates versorgt werden, um die Sicherheit zu gewährleisten. Adrijan Möcker empfiehlt, die Newsletter der Hersteller zu abonnieren, um rechtzeitig informiert zu werden, wenn entsprechende Sicherheitsupdates zur Verfügung stehen. In den integrierten App-Stores sind in der Regel auch Antivirenprogramme verfügbar, so der Heise-Redakteur. Da nicht ausgeschlossen werden kann, dass Schadsoftware ein NAS infiziert, könne auch die Installation einer entsprechenden Virenabwehr keinesfalls schaden, so Möcker.