Ingwer-Shot
Getty Images/iStockphoto/Handmadepictures
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Gesunde Versprechen: Ingwer-Shots im Test

Ingwer-Shots haben ein gesundes Image. Glaubt man der Werbung, liefern sie „mehr Power“, stärken das Abwehrsystem, verhindern Erkältungen und lindern allerlei Beschwerden. Die deutsche Stiftung Warentest und der Verein für Konsumenteninformation (VKI) haben sich angesehen, was die Produkte tatsächlich können und, ob sie ihr Geld wert sind.

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Ingwer-Shots aus dem Supermarkt erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Der scharfe Saft in den kleinen Fläschchen gilt als Vitaminspender und soll die Immunabwehr stärken. Doch halten die Shots, was sie versprechen?

Hauptzutat ist Apfelsaft

„Die Hauptzutat der Ingwer-Shots ist Apfelsaft“, so Nina Eichberger vom VKI. Teilweise bestanden die recht teuren Shots zu zwei Drittel aus Apfelsaft. Auch Trauben-, Orangen- und Acerolasaft werden gerne verwendet, so die Erhebung des VKI. Der Anteil an Ingwer lag zwischen vier und 25 Prozent. Viel Ingwer bringt aber nicht automatisch viele wertvolle Inhaltsstoffe.

„Der typische, scharfe Geruch und Geschmack beim Ingwer entsteht durch ätherische Öle und Scharfstoffe wie Gingerole und Shogaole“, so Eichberger. Diese Inhaltsstoffe stärken angeblich das Immunsystem.

Ingwer-Shot
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Ingwer-Shots werden häufig getrunken, um Erkältungen vorzubeugen – wissenschaftlichen Belege für diese Wirkung fehlen

Viel Ingwer heißt nicht viel Schärfe

Auf den Produkten selbst ist immer nur der Ingweranteil gekennzeichnet. Den Scharfstoffgehalt kann man anhand des Etiketts nicht erkennen. Erst beim Verkosten zeigt sich, ob das Getränk scharf oder mild ist.

Eine Analyse der Stiftung Warentest von 19 Ingwer-Shots ergab recht deutliche Unterschiede bei den Scharfstoffgehalten. Die meisten Scharfstoffe fanden sich in jenen Säften, die nicht erhitzt wurden. Gekühlte, unpasteurisierte Shots waren deutlich schärfer als ungekühlte Shots mit langer Haltbarkeit.

Mehr Scharfstoffe in nicht erhitzten Shots

Der VKI empfiehlt Produkte aus dem Kühlregal mit einer verkürzten Haltbarkeit und einem Ingweranteil zwischen 20 und 25 Prozent. Allerdings sollte man aufpassen: Nicht alle Shots im Kühlregal müssen auch zwingend dort gelagert werden.

„Wir haben im Kühlregal auch Shots gefunden, deren langes Haltbarkeitsdatum darauf schließen lässt, dass sie wärmebehandelt wurden, was den Scharfstoffanteil verringert“, so Eichberger.

Große Preisunterschiede

Die Shots unterscheiden sich nicht nur durch den Gehalt an Ingwer und wertvollen Scharfstoffen, sondern auch durch ihren Preis. Die kleinen Fläschchen kosten zwischen 0,60 Euro und 2,70 Euro, je nach Füllmenge. Hochgerechnet auf einen Liter liegen die Preise zwischen 8,60 Euro (Hofer) und beachtlichen 42,60 Euro (Kloster Kitchen Double Shot).

Ingwer-Shots sind „kein Wundermittel“

Die Stiftung Warentest kommt zu dem – wenig überraschenden – Ergebnis, dass Ingwer-Shots keine Medizin und auch kein „Wundertrunk“ sind. Aussagekräftige Studien zur gesundheitlichen Wirkung fehlten. Wie gesund sie tatsächlich sind, sei somit unklar. Auch der VKI vermisst wissenschaftliche Belege für einige der Gesundheitsversprechen.

„Die Shots enthalten zwar Vitamin C und Scharfstoffe – all zu viel sollte man sich hier aber nicht erwarten“, so Eichberger. Vor allem seien sie kein Booster für das Immunsystem, sondern könnten es bestenfalls ein wenig unterstützen. Manche Produkte enthalten zudem mehr Zucker als ein Cola.

Ingwer-Shots selber machen

Wer Zucker, Geld und Müll sparen möchte, kann Ingwer-Shots selbst machen. Dafür benötigt man vier große Biozitronen, 150 Gramm Ingwer und vier Esslöffel Honig. Den Ingwer schälen, fein reiben oder in der Küchenmaschine stark zerkleinern und mit Zitronensaft und Honig vermischen. Im Kühlschrank circa zwei bis drei Tage ziehen lassen.

Den selbstgemachten Ingwersaft kann man stamperlweise entweder pur trinken, mit anderen Säften wie Orangen- und Mandarinensaft mischen oder als Heißgetränk mit heißem Wasser, Schwarz- oder Grüntee trinken.