Flaggen von Ländern hängen über Straße
Getty Images/Sergio Amiti
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Datenroaming: Weltweite Kostenlimits bei 60 und 120 Euro

An das Aus für Roamingentgelte in der EU haben sich heimische Handykunden längst gewöhnt. So sehr, dass auf verbliebene Roamingkosten gerne vergessen wird. Bei Reisen in Nicht-EU-Länder werden Konsumentinnen und Konsumenten immer noch kräftig zur Kasse gebeten. Seit dem Sommer müssen Österreichs Mobilfunker Privatnutzer wie auch Businesskunden noch besser vor ungewolltem Datenroaming schützen – mit weltweiten Kostenlimits bei 60 bzw. 120 Euro

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„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1 und als Podcast.

Da die WLAN-Verbindung in seinem Schweizer Hotel nicht gut genug war, beschloss ein Niederösterreicher den abendlichen Film einfach über das mobile Internet seines Handys zu streamen. Sein Businesstarif bei Drei enthielt schließlich ein üppiges Datenvolumen, ein kleiner Teil davon (1,5 Gigabyte) auch für die Schweiz.

Doch das Filmschauen währte nicht lange. Schon kurz darauf erhielt er eine SMS, dass sein Datenvolumen zu 80 Prozent verbraucht sei. Sofort beendete er das Streaming. Am nächsten Tag folgte der Schock: Für 150 zu viel verbrauchte Megabyte stellte ihm sein Mobilfunker Drei 600 Euro in Rechnung.

Zehn Euro für ein Megabyte

Telekomkonzerne lassen sich die Dateneinheiten für weltweites Roaming nach nach wie vor fürstlich bezahlen. Für das Datenroaming in der Schweiz werden etwa im Schnitt zehn Euro pro Megabyte fällig. Das Verschicken eines einzigen Handyfotos mit vier Megabyte würde damit 40 Euro kosten. In anderen Ländern ist es noch teurer.

Mobilfunker können Preise frei festlegen

Nur wer vorab ein Extra-Datenpaket für das Reiseziel kauft, kommt billiger davon. Drei bietet hier etwa 500 MB in der Schweiz für sechs Euro an.

Die Mobilfunker können ihre Roamingpreise für Nicht-EU-Länder weiterhin frei gestalten, erklärt Gregor Goldbacher von der Telekom-Regulierungsbehörde (RTR) den großen Preisunterschied.

Um Kundinnen und Kunden besser vor bösen Überraschungen beim Internetsurfen in diesen Drittländern zu schützen, wurden mit der neuen EU-Roamingverordnung im Juli auch die Schutzmaßnahmen verbessert.

Erstes Kostenlimit bei 60 Euro, zweites bei 120 Euro

Schon bisher gab es beim Datenroaming ein Kostenlimit von 60 Euro. Nun kommt eine zweite Kostensperre bei 120 Euro dazu.

Sobald der Betrag von 60 Euro erreicht wurde, wird die Datenübertragung gestoppt und der Kunde per SMS darüber informiert. Will man das Internet trotzdem weiternutzen, kann man dieses über die Kunden-App oder per SMS wieder freischalten. Das gleiche gilt bei Erreichen des 120-Euro-Limits.

Seit Juli auch für Businesskunden

Waren die Kostenlimits bisher nur bei Privatkunden vorgeschrieben, muss die Sperre nun auch bei Businesskunden standardmäßig aktiviert sein. „Seit Juli sind alle Kundinnen und Kunden durch diese Limits doppelt geschützt, Privatpersonen wie auch Unternehmer,“ so Goldbacher. Er rät jedoch dazu, beim Mobilfunker sicherheitshalber nachzufragen, ob das Kostenlimit wirklich aktiv sei. Dieses kann man nämlich auf Wunsch auch abschalten lassen.

Das Kostenlimit hätte also auch bei dem niederösterreichischen Businesskunden aktiviert sein müssen. Auf Nachfrage von Help.ORF.at erklärt die Drei-Pressestelle, man sei dem Kunden entgegen gekommen und habe den Rechnungsbetrag auf 60 Euro reduziert. Ein Entgegenkommen ist hier freilich garnicht nötig.

Drei bei Umsetzung säumig

Wäre das Kostenlimit wie vorgeschrieben aktiviert gewesen, hätten ohnehin nur maximal 60 Euro an Roamingkosten anfallen können.

Auf erneute Nachfrage erklärte Drei, man habe die neue Verordnung leider noch nicht bei allen Bestandskunden umgesetzt. Anders bei der Konkurrenz: A1 und Magenta erklärten Help.ORF.at gegenüber, die Kostenlimits bereits im Juli für alle Firmenkunden aktiviert zu haben.

Gilt auch auf Fähren, Kreuzfahrtschiffen und im Flugzeug

Mit der neuen Roamingverordnung wurde noch eine weitere Lücke geschlossen.

Das Surfen auf Fähren, Kreuzfahrtschiffen und im Flugzeug bleibt zwar mit durchschnittlich 20 Euro pro Megabyte weiter extrem hochpreisig. Zu allzu großen Überraschungen auf der Rechnung kann es nun aber nicht mehr kommen, denn die Kostengrenzen von 60 und 120 Euro müssen auch hier eingehalten werden.

Vor Reise gut informieren

Vor einer Reise in ein Nicht-EU-Land sollten sich Konsumentinnen und Konsumenten informieren, wie man dort kostengünstig online bleiben kann.

Oft kann man auf das teure Datenroaming verzichten und ausschließlich WLANs in Hotel, Restaurants und anderen öffentlichen Orten nutzen.

Vorsicht auch im WLAN

Doch auch hier ist Vorsicht geboten, warnt Goldbacher von der RTR: „Wir haben immer wieder Fälle, bei denen Nutzerinnen und Nutzer gedacht haben, sie befinden sich im WLAN eines Hotels oder eines Restaurants, und in Wirkichkeit wurden die Daten über das Mobilfunknetz transferiert“.

Das könne etwa vorkommen, wenn die WLAN-Verbidnung sehr schlecht sei oder kurze Aussetzer habe, dann wechselten viele Handys automatisch wieder in das Mobilfunknetz.

Tipp: Datenroaming in Nicht-EU-Ländern komplett sperren

Wirklich sicher kann man nur sein, wenn man beim WLAN-Surfen im Ausland das Datenroaming auf seinem Gerät ausschaltet. Dies kann in den Einstellungen erledigt werden.

Wer sich gar keine Gedanken mehr über Roamingkosten machen möchte, kann das Datenroaming in Nicht-EU-Ländern bei seinem Mobilfunkbetreiber auch komplett sperren lassen. Die meisten Mobilfunker bieten diese Möglichkeit an. Diese Variante ist auch ideal für alle Vorarlberger, die im Grenzgebiet wohnen und das unbeabsichtigte Einbuchen in ein Schweizer Netz verhindern wollen.