Verschiedene Vögel in und auf einem Futterhaus
Getty Images/Imagebroker/Reinhard Hoelzl
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Nüsse, Obst, Rosinen: Welche Tiere im Winter Futter brauchen

Ob im eigenen Garten, im Beserlpark ums Eck oder beim Waldspaziergang – im Herbst und Winter kann man kleine Wildtiere wie etwa Vögel und Eichhörnchen besonders gut beobachten. Viele Menschen wollen den Tieren in der kalten Jahreszeit etwas Gutes tun und fragen sich: Füttern oder nicht und wenn ja, womit? Welche Tiere im Winter Unterstützung brauchen und welche nicht, erklärt das Wildtierservice Wien.

Die Fütterung von Vögeln ist ein viel diskutiertes Thema. Während viele für das Füttern plädieren und sogar zu einem ganzjährigem Futterangebot raten, sehen andere wiederum keinen Sinn darin und verweisen auf die natürliche Auslese.

Auf das richtige Futter kommt es an

Günther Annerl ist ausgebildeter Förster und Leiter des Wildtierservice Wien. Seiner Ansicht nach ist eine Fütterung eigentlich nur dann notwendig, wenn es friert und viel Schnee liegt. Wenn man Freude am Füttern und Beobachten von Meisen, Rotkehlchen & Specht habe, spreche aber nichts dagegen auch sonst ein wenig zu füttern – solange man artgerechtes Futter verwendet.

„Hierzulande gibt es eine breite Palette an Vogelarten, die unterschiedliche Ansprüche haben. Nicht jeder Vogel frisst und verträgt alles. Es ist wichtig, sich hier im Vorfeld genau zu informieren,“ so Annerl.

Amsel bevorzugt Rosinen, Haferflocken

Grundsätzlich teilen sich die Vögel in zwei Gruppen: die Weichfutterfresser und die Körnerfresser. Reine Weichfresser sind Amsel, Rotkehlchen, die Sperling-ähnliche Heckenbraunelle, Star, Buntspecht und Zaunkönig.

Mit ihren spitzen, schlanken Schnäbeln sind sie auf das Aufpicken von Insekten und Würmern spezialisiert, hartes Körnerfutter ist für sie nicht geeignet. Sie bevorzugen daher Rosinen, gefettete Haferflocken, zerkleinerte Nüsse, Mohn und Obststücke und mögen auch Mehlwürmer.

Ein Rotkehlchen sitzt auf einem von Raureif bedeckten Zaunpfahl
APA/dpa/Frank Rumpenhorst
Das Rotkehlchen gehört zu den Weichfressern

Kohlmeise mag Sonnenblumenkerne

Zu den Körnerfressern zählen beispielsweise Finken, Blau- und Kohlmeisen, Sperlinge und Ammern. Sie haben kräftige Schnäbel und fressen gerne Sonnenblumenkerne, Hafer-, Hirse- und Hanfsamen und verschiedene Nüsse. Geeignete Futtermischungen werden etwa in Tiergeschäften angeboten. Auch ein Mix aus Körnern mit Fett, wie Meisenknödel und -ringe, wird gut angenommen.

„Komplett ungeeignet sind altes Brot, Semmelwürfel und andere Essensreste. Das wird oft aus falsch verstandener Tierliebe gefüttert, schadet den Tieren aber, da sie nicht damit zurechtkommen. Das kann im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen“, so Annerl vom Wiltierservice.

Futtersäule oder Futterhäuschen mit Sitzstange

Mit der richtigen Futtermischung kann man also gezielt bestimmte Vogelarten in den Garten oder auf den Balkon locken. Anbieten kann man das Futter in Futtersäulen oder Futterhäuschen.

Wichtig sei es, dabei darauf zu achten, dass die Vögel beim Fressen nicht mitten im Futter sitzen, sonst käme es zur Verschmutzung mit Kot. Man sollte daher lieber zu Vogelhäuschen mit Sitzstange greifen. Außerdem gilt: Das Futter sollte auch bei Schnee und Regen immer trocken bleiben.

Weichfutterfresser picken außerdem gerne vom Boden. Durch mehrere kleine Futterstellen werden Streitigkeiten vermieden und auch scheuere Vögel können genügend Futter ergattern.

Füttern in Park und Wald nicht erlaubt, aber gedulded

Das Ausstreuen von Futter oder Anbringen von Futterhäuschen im öffentlichen Bereich wie etwa in Parks oder im Wald ist nicht erlaubt, wird in der Regel aber geduldet, solange es artgerecht ist und ein gewisses Maß nicht übersteigt beziehungsweise nicht zur Verunreinigung führt. Das gilt auch für das Füttern von Tauben in der Stadt.

Kein Taubenproblem, nur einzelne Hotspots

„Die Taube hat nur einen schlechten Ruf. Sie ist ein hochintelligentes Tier und Bestandteil unserer Biodiversität“, so Annerl. In Wien gibt es zwischen 50.000 und 60.000 Tauben. „Wien hat kein Taubenproblem. Was wir haben, sind einzelne Tauben-Hotspots, wo die Taube durchaus zum Lästling wird – aufgrund der Verunreinigung, die sie dort verursacht“, so der Leiter des Wildtierservice Wien. Die starken Verschmutzungen seien aber teils darauf zurückzuführen, dass die Tauben mit Futter gefüttert würden, das zu Durchfall führe. Und dieser Durchfall sei in Wirklichkeit das, was die Verunreinigung verursache.

Springendes Eichhörnchen mit Nuss im Mund
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Eichhörnchen fressen auch im Winter täglich

Neben Vögeln sind derzeit besonders viele Eichhörnchen beim Anlegen von Vorräten für den Winter zu beobachten.

„Das klassische rote europäische Eichhörnchen entwickelt sich hierzulande prächtig. Wir haben eine unglaubliche Anzahl an Eichhörnchen“, so Annerl. Das größere Grauhörnchen, das aus den USA über Großbritannien bzw. Nordeuropa auf dem Vormarsch ist, sei hierzulande noch kein Problem.

Eichhörnchen halten keinen Winterschlaf und müssen auch in der kalten Jahreszeit jeden Tag ihren Kobel verlassen, um fressen zu gehen. Füttern muss man sie trotzdem nicht.

Haselnüsse und andere Nussarten

„Grundsätzlich kommt das Eichhörnchen gut zurecht und man kann es sich selbst überlassen“, so Annerl. Was man aber tun könne, sei entsprechend Früchte tragende Bäume oder Sträucher zu pflanzen, wie zum Beispiel die Haselnuss: „Die lieben sie ganz besonders“ und andere Nussarten. Mit einem reichen Futterangebot fördere man die Eichhörnchen.

Nur wenn der Boden dauerhaft gefroren ist oder viel Schnee liegt, können Eichhörnchen Unterstützung durch den Menschen brauchen und man kann etwa Nüsse auf einem erhöhten Platz (circa zwei Meter Höhe) in einem Baum auslegen, zum Beispiel in einem Futterhäuschen.

Enten im Wasser und auf Eis
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Enten benötigen im Winter kein Extrafutter

„Die Ente hat es relativ leicht von einem Gewässer zum anderen zu fliegen und dort eigenständig nach Futter zu suchen“, so Annerl. Das merke man auch im Winter, wenn das ein oder andere Gewässer zufriere, verschwinden auch die dortigen Enten, weil sie sich ein anderes Gewässer suchen, das noch offene Wasserstellen hat. Das seien in der Regel Fließgewässer.

„Und dort finden sie ausreichend Futter. Das heißt, Enten füttern ist im Prinzip überhaupt nicht notwendig“, so der Leiter des Wildtierservice Wien.

Kein Brot, sondern klein geschnittener Salat und Obst

Wer die Tiere trotzdem füttern will, sollte zu speziellen Entenfuttermischungen etwa mit geschrotetem Mais greifen, außerdem schmeckt den Enten frisches Obst und Gemüse in schnabelgerechte Stücke geschnitten. Auch gekochte Kartoffeln sind beliebt.

Laub und Zweige für Igel liegen lassen

Igeln hilft man im Herbst am besten mit der richtigen Gartengestaltung, indem man dem Garten eine gewisse Wildnis lässt. Laubhaufen, Reisighaufen und Komposthaufen mit Grünschnitt bieten dem Igel die Möglichkeit, Hohlräume zu finden, um dort dann in den Winterschlaf zu gehen. „Bitte die Igel nicht füttern, die finden ausreichend Futter selber“, so Annerl.

Wer im Herbst ein entkräftetes, abgemagertes oder noch sehr junges Tier sieht, kann dieses in Wien zum Wildtierservice in Laxenburg bringen. Auch in den verschiedenen Bundesländern gibt es Tierschutzvereine, die sich auf Igel spezialisiert haben. Dort werden die Tiere fachgerecht aufgepäppelt und überwintert.

Fledermäuse im Winterschlaf nicht stören

Fledermäuse gehen ebenfalls in den Winterschlaf. Ob großer Abendsegler, Mopsfledermaus oder Kleine Hufeisennase, hierzulande gibt es eine große Artenvielfalt an Fledermäusen. Von den insgesamt 28 Arten in Österreich, kommen 22 auch in Wien vor. Diese haben verschiedene Ansprüche.

Meist verbringt die Fledermaus den Winter in Mauernischen, hinterlüfteten Fassaden, Holzstapeln oder im Dachgebälk. „Dort sollte man sie in Ruhe lassen und nicht stören“, so Annerl.

Fledermausbox auf einem Baum
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Ein Fledermauskasten an einem Baum. Die Einflugöffnung ist an der Unterseite.

Fledermauskästen als Ruheplatz

Auch Fledermauskästen können den Tieren als Schlafplatz, Nist- und Winterquartier dienen. Diese sollten an einem ruhigen Ort, am besten in mindestens vier, fünf Meter Höhe unterm Dachgiebel oder an einem Baum angebracht werden.

Wenn man im Winter in Wien eine aufgewachte Fledermaus findet, rät Annerl dazu, das Wildtierservice anzurufen: „Wir haben auch für Fledermäuse ein eigenes Winterquartier, in dem wir sie überwintern können“.

Nacht blühende und stark duftende Pflanzen

Wer Fledermäuse das ganze Jahr über unterstützen möchte, kann seinen Garten insektenfreundlich gestalten, etwa mit in der Nacht blühenden Pflanzen wie der Nachtkerze, dem Weiden­röschen und dem Borretsch und stark duftende Pflanzen wie Geißblatt, Leimkraut, Seifenkraut und Wegwarte. Diese locken Nachtfalter und andere nachtaktive Insekten an – die Hauptnahrungsquelle der Fledermäuse.