Netzausbau: Wartungsarbeiten einer Stromleitung
Austrian Power Grid
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Infrarotheizungen und Co: Lohnt sich Heizen mit Strom?

Gas ist knapp, viele Österreicherinnen und Österreicher suchen nach Heizalternativen. Strom steht in allen Haushalten zur Verfügung. Aber welche elektrischen Geräte könnte man im Zweifelsfall nutzen, ohne das Portemonnaie zu sehr zu strapazieren? Lohnt sich eventuell die Investition in einen Infrarotheizkörper? Die deutsche Stiftung Warentest hat geprüft.

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Die österreichischen Gasspeicher sind mittlerweile zu über 80 Prozent gefüllt. Doch von der verfügbaren Menge sei nur „grob die Hälfte“ auch tatsächlich für den österreichischen Markt bestimmt, schätzt der Chef des Energiespeicherunternehmens RAG Austria AG, Markus Mitteregger, gegenüber der Tageszeitung „Oberösterreichische Nachrichten“. Die vorhandenen Reserven sollten also jedenfalls sparsam genutzt werden.

Wer auf eventuelle Versorgungsengpässe oder Rationierungen vorbereitet sein will, kann elektrische Alternativen ins Auge fassen. Die Stiftung Warentest hat elektrische Heizsysteme in Hinblick auf Stromverbrauch und Kosteneffizienz unter die Lupe genommen. Dafür wurde ein Raum von 30 Quadratmeter mit einer Höhe von 2,50 Metern für vier Stunden von 16 auf 20 Grad geheizt.

Konvektoren und Radiatoren am teuersten

Die vielleicht klassischsten elektrischen Heizvarianten sind Radiatoren und Konvektoren. Konvektoren heizen schneller auf als Radiatoren, die meist mobilen Geräte verbreiten aber beide eine angenehme Wärme und sind auf Dauerbetrieb ausgelegt. Außerdem sind sie mit einem Preis von rund 80 Euro vergleichsweise günstig in der Anschaffung. Allerdings nur in der Anschaffung. Radiatoren und Konvektoren heizen mit 2.000 Watt pro Stunde und Gerät, sagt Reiner Metzger, er ist Redakteur der Stiftung Warentest. Wer etwa einen Raum mit zwei Radiatoren beheizt, komme auf diese Weise schnell auf eine Rechnung von mehreren hundert Euro, so Metzger.

Dasselbe gilt für Heizlüfter, auch diese Geräte blasen Hitze mit 2.000 Watt in die Luft, verbrauchen also zwei Kilowattstunden (kWh) in 60 Minuten. Der Gesamtpreis für eine Kilowattstunde Strom liegt laut E-Control derzeit zwischen 18 und 72 Cent, die Heizlüfter können außerdem überhitzen und sind nur für kurze Einsätze gedacht.

Split-Klimaanlage: Innengerät
Paul Urban Blaha / help.ORF.at
Klimaanlagen sind im Prinzip Wärmepumpen und gehen als Effizienzsieger aus der Stiftung-Warentest-Untersuchung hervor

„Hype um Infrarotheizungen nicht nachvollziehbar“

Deutlich moderner und momentan extrem nachgefragt sind Infrarotheizungen. Die Geräte sind schick, die Wärme wird direkt über die Wärmestrahlung abgegeben, ähnlich wie bei einem Kachelofen. Angenehm, wenn man direkt davor sitzt, etwas abseits, bekommt man von der Wärme nichts mehr ab. Etwa für den kurzfristigen Einsatz im Badezimmer ist ein Infrarotheizer durchaus sinnvoll und wesentlich energieeffizienter als die herkömmlichen Heizstrahler. Den allgemeinen Hype um Infrarotheizungen kann Reiner Metzger allerdings nicht nachvollziehen.

Eine Infrarotheizung heizt mit etwa 1.000 Watt, verbraucht also eine Kilowattstunde in 60 Minuten. Damit ist sie im Verbrauch um 50 Prozent günstiger als ein Radiator oder ein Konvektor. Wer aber einen ganzen Raum mittels Infrarot beheizen möchte, müsste mehrere Heizkörper einsetzen, die Kostenersparnis wäre in diesem Fall wieder hinfällig, so Metzger.

Klimaanlagen als Effizienzsieger

Besser abgeschnitten als Konvektoren und Infrarotheizungen haben Klimaanlagen. Mit einer Spit-Klimaanlage kann man auch heizen, das kommt aber natürlich nur in Frage, wenn man schon eine hat. Die Geräte sind meist genehmigungspflichtig, die Installation daher langwierig und teuer. Falls vorhanden, wäre die Klimaanlage aber auch im Dauerbetrieb einsetzbar, sagt Metzger.

Im Prinzip handelt es sich bei Klimageräten um Wärmepumpen, sie schaufeln Wärme oder Kälte von außen nach innen. Das funktioniere sehr effizient, so Metzger, weil die Heizenergie nicht von einem glühenden Draht produziert wird, wie das bei anderen elektrischen Alternativen der Fall wäre.

Je größer der Raum, desto höher die Kosten

Unter den gegebenen Testbedingungen erreicht eine Klimaanlage mit 600 Watt laut Stiftung Warentest dieselbe Wärmeleistung wie die Konkurrenz mit 2.000 Watt. Das sei selbst dann der Fall, wenn im Außenbereich dezente Minusgrade herrschen. Die Effektivität der Geräte nehme allerdings bei zunehmenden Minusgraden ab, wenn die Temperatur beispielsweise auf minus 10 Grad fällt, so Metzger. Dies sei aber natürlich ein grundsätzlicher Faktor, je größer der Raum und je niedriger die Außentemperatur, desto höher der Energieeinsatz beim Heizen.

Netzausbau: Arbeiten am Stromnetz
Austrian Power Grid
Um die Energiewende eventuell stemmen zu können, ist ein Ausbau der Stromnetze dringend erforderlich

APG: Ausbau der Stromnetze dringend erforderlich

Die Gasheizung vollständig ersetzen könne und solle man mit elektrischen Alternativen nicht, sagt Metzger. Fast alle Geräte sind im Verbrauch teurer, die Klimaanlage verursache in etwa die gleichen Kosten wie Gas, wenn sie als Heizung eingesetzt wird. Gas sparen könne man letztlich nicht, weil auch zur Stromerzeugung Gas eingesetzt wird, heißt es in einem Statement des Übertagungsnetzbetreibers Austrian Power Grid (APG) gegenüber help.ORF.at.

In dem Schreiben heißt es weiter: „Die Gasheizung belassen und die Raumtemperatur absenken ist die wirksamste Maßnahme, um Gas einzusparen. Erst mit einem weiteren Ausbau der Erneuerbaren kann eine Substitution durch Stromheizungen sinnvoll werden, weil erst dann der zusätzliche Strombedarf verstärkt durch Erneuerbare gedeckt werden kann und nicht mehr wie heute durch eine zusätzliche Gasverstromung. Voraussetzung dafür ist allerdings der Ausbau der Stromnetze, welche derzeit für diesen erhöhten Energietransport noch nicht ausgelegt sind.“

Heizdecke: „Konkurrenzlos günstig im Verbrauch“

Die Gasnetze sind derweil um einiges sicherer, bestätigt auch Stiftung-Warentest-Experte Reiner Metzger. Wenn ein großer Teil der Gaskunden ihren Wärmebedarf nun über das Stromnetz abdecken würde, käme es bald zu einer Netzüberlastung. Wer aber in einer kühlen Wohnung trotzdem einen gemütlichen Fernsehabend verbringen möchte, kann im Zweifelsfall zu einer elektrischen Heizdecke greifen, so Metzger. Heizdecken seien mit einer Leistung von 100 Watt und dem entsprechenden Verbrauch von 0,1 Kilowattstunden in 60 Minuten „konkurrenzlos günstig im Verbrauch.“ Die Netze belasten sie kaum, schließlich heizen sie nur die Person und nicht die Wohnung. Für ein paar kuschelige TV-Stunden kann das aber durchaus genügen.