Golden-Retriever-Welpe
Karin Fischer/help.ORF.at
Karin Fischer/help.ORF.at

Betrug mit günstigen Welpen aus dem Internet

Wer im Internet nach Welpen sucht, stößt auch auf Onlineshops, die günstig junge Rassehunde anbieten. Die niedlichen Welpen aus dem Ausland werden angeblich sogar nach Hause geliefert. Eine Wienerin ließ sich darauf ein, zahlte vorab und war plötzlich mit immer neuen Geldforderungen konfrontiert. Ihren Hund bekam sie nicht. Sie war einem Onlinebetrug aufgesessen.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1 und als Podcast.

Nicht nur Produkte und Dienstleistungen werden über das Internet verkauft, auch Lebewesen wie Hunde und Katzen werden online angeboten. Auf diversen unseriösen Websites finden sich entzückende Fotos und Beschreibungen von Welpen – alle angeblich geimpft, gechipt und mit Pass ausgestattet und das zu einem Preis, deutlich unter dem Marktwert.

300 Euro Anzahlung für einen Rassehund

Bei der Suche nach einem jungen Hund stieß auch eine Wienerin auf die Website Tierwelpen.site, wo mehr als 160 Junghunde verschiedenster Rassen günstig zum Kauf angeboten werden. Da sich ihre Tochter zum 18.Geburstag einen Hund der Rasse Malinois wünschte, nahm die Frau Kontakt mit der angeblichen Züchterin in Deutschland auf.

Einen kleinen Malinois mit dem Namen Thunder schloss die Familie sofort ins Herz. Über WhatsApp machte man sich die Details des Kaufs aus. Das Tier sollte 720 Euro kosten, inklusive Lieferung per Flugzeug durch eine Spedition. „Ich habe 300 Euro als Anzahlung überwiesen, der Rest wäre im Oktober fällig gewesen“, so die Käuferin.

Screenshot der Betrugsseite mit Malinois-Welpen
Screenshot tierwelpen.site
Die Website lockt mit Welpenfotos aus dem Internet, Kontakt gibt es nur über WhatsApp

880 Euro Extrakosten für eine Transportbox

Wenig später bekam die Konsumentin die Nachricht, dass der Welpe angeblich bereits zum Flughafen gebracht worden sei und demnächst bei ihr in Wien eintreffen werde. Doch plötzlich meldete sich die Spedition bei ihr, die den Tiertransport übernehmen sollte.

„Die Firma schrieb mir, dass die Transportbox der Züchterin ungeeignet sei“, so die Frau. Gegen eine Kaution von 880 Euro werde man ihre eine passende Box zur Verfügung stellen. Woraufhin die Wienerin weitere 880 Euro überwies, diesmal an die Transportfirma.

Kein Hund, aber weitere Geldforderungen

Kurz darauf folgte eine weitere Nachricht: 600 Euro für eine Flugversicherung seien noch zu bezahlen. „Da habe ich gesagt, dass ich nicht so viel Geld habe und mir das nicht leisten kann“, so die Käuferin. Die Spedition drohte ihr daraufhin, dass der Welpe beschlagnahmt werde und sie sich wegen Haustiermissbrauchs strafbar machen würde.

Die Wienerin bat die angebliche Züchterin, den Hund zurückzuholen und ihr die Anzahlung von 300 Euro zurückzugeben. Seither ist Funkstille. Auch von der Spedition hörte sie nichts mehr. Die 880 Euro für die Transportbox sind ebenfalls fort. Die Käuferin macht sich auch große Sorgen, was wohl aus dem kleinen Hund auf dem Flughafen werden wird.

Vorschussbetrug durch Kriminelle

„In diesem vorliegenden Fall handelt es sich um einen klassischen Fall des Vorschussbetrugs“, so Declan Hiscox, Redaktionsleiter bei der Watchlist Internet. Das ist eine Informationsplattform gegen Internetbetrug.

„Das angebotene Tier existiert in dieser Form nicht“, so Hiscox. Die Kriminellen seien nie im Besitz dieses Hundes gewesen. Vielmehr hätten sie lediglich Bilder von Welpen auf einer Plattform veröffentlicht und dann zu Zahlungen vorab aufgefordert. „Diese Zahlungen landeten dann direkt in den Taschen der Kriminellen, ohne dass jemals die Chance darauf bestanden hätte, eines der Tiere zu erhalten.“

Transport über ein Fake-Transportunternehmen

Auch die angebliche Spedition sei Teil des kriminellen Netzwerks und existiere in Wirklichkeit nicht. Der einzige Zweck sei, mehr und mehr Geld aus den Welpenkäufern herauszupressen. So gab etwa die Käuferin aus Wien schließlich fast 1.300 Euro aus.

„Leider können wir hier nichts anderes sagen, als dass das Geld verloren ist“, so Hiscox. Sobald eine Banküberweisung wie in diesem Fall am Zielkonto eingelangt ist, gebe es eigentlich keine Möglichkeit mehr dieses Geld zurückzuholen. „Da müsste schon eine Freigabe des Kontoinhabers, der Kontoinhaberin, erfolgen – doch da es um kriminelle Personen handelt, wird dies nicht geschehen.“

Screenshot der Betrugsseite mit angeblichen Mitarbeitern
Screenshot tierwelpen.site
Die Fotos der angeblichen Mitarbeiterinnen stammen ebenfalls aus dem Internet

Kontakt sofort abbrechen

Rund 100 Betroffene meldeten sich im Vorjahr bei der Watchlist Internet, die Dunkelziffer der Betrogenen dürfte aber weitaus höher sein. Wer auf einen betrügerischen Onlineshop für Welpen hereingefallen ist, sollte keinesfalls noch mehr Geld überweisen und Anzeige bei der Polizei erstatten. Das tat auch die geprellte Käuferin. Am besten man bricht den Kontakt sofort ab und sucht sich seriöse Züchterinnen und Züchter in Österreich.

„Wir raten dazu, Tiere erst dann zu kaufen, wenn man sie vorab besichtigen konnte und sich nicht auf irgendwelche Versandgeschäfte einzulassen“, so Hiscox. Vor allem wenn der Versand aus dem weit entfernten Ausland erfolgen und man vorab für dieses Tier bezahlen soll, müssten die Alarmglocken klingeln.

Woran der Betrug zu erkennen ist

Betrügerische Welpenhändler erkennt man daran, dass ihre Website kein Impressum hat. Es ist lediglich eine Adresse und eine Telefonnummer angeführt. Der Preis der Hunde liegt deutlich unter dem üblichen Marktwert. Der Züchter verkauft viele unterschiedliche Rassen. Die Käufer sollen bereits vor einer Besichtigung bezahlen.

Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten erhob vor kurzem, dass Hunde, die über dubiose Kleinanzeigen in Sozialen Medien erworben wurden, weitaus häufiger krank sind. Oft seien die Welpen zum Zeitpunkt des Verkaufs auch viel zu jung.

In Österreich dürfen nur behördlich gemeldete Züchter Tiere im Internet verkaufen. Hunde aus dem Ausland können nur mit einer gültigen Tollwutimpfung legal importiert werden und somit erst ab der 16. Lebenswoche.