Schweine schauen durch einen Holzzaun
APA/dpa-Zentralbild/Jens Büttner
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Greenpeace kritisiert Schweinehaltung in Österreich

Greenpeace hat die Haltungsbedingungen für Schweine in Österreich und Deutschland verglichen. Laut der NGO erfüllen mindestens 90 Prozent des österreichischen Schweinefleischs nicht einmal die Anforderungen der schlechtesten Stufe der deutschen Tierhaltungskennzeichnung. Bei der AMA und im Handel kann man diese Pauschalkritik nicht nachvollziehen.

Greenpeace übt zum wiederholten Mal Kritik an den Haltungsbedingungen für Schweine in Österreich. Nach einem Vergleich zwischen Österreich und Deutschland würden mindestens 90 Prozent des österreichischen Schweinefleischs nicht die Anforderungen der schlechtesten Stufe der deutschen Tierhaltungskennzeichnung erfüllen. Dies gelte auch für Produkte, die das AMA-Gütesiegel tragen, kritisiert Greenpeace. Somit wäre das meiste österreichische Schweinefleisch in deutschen Supermärkten wie Aldi, Lidl und Co. nicht verkäuflich, so die NGO in einer Aussendung.

Greenpeace: Miserable Bedingungen für Schweine

Schweine in Österreich hätten zum Beispiel weniger Platz als in Deutschland, so Greenpeace. Seit 2019 wird in deutschen Supermärkten Fleisch in Stufen von 1 bis 4 nach der Haltungsform gekennzeichnet. In Österreich suche man eine vergleichbare Transparenz vergeblich. Greenpeace fordert von Tierschutzminister Johannes Rauch (Grüne) und vom Landwirtschaftsministerium (ÖVP) bessere Mindeststandards in der Tierhaltung und auch für Österreich eine klare Kennzeichnung der Haltungsbedingungen direkt am Produkt.

„Schweine leben hierzulande unter miserablen Bedingungen“, so Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace. So habe Deutschland bereits Anfang 2021 das betäubungslose Kastrieren von Ferkeln generell verboten. In Österreich sei „diese tierquälerische Praxis“ weiterhin Standard. Diese und andere Praktiken müssten sich ändern, so Theissing-Matei.

Schweine in Massentierhaltung
obs/SOKO Tierschutz e.V/Friedrich Mülln/SOKO Tierschutz"
Das glückliche Bioferkel findet man abseits der Werbung eher selten

Hofer: Strenge Vorgaben in Österreich

Beim Lebensmittelkonzern Hofer, dem Österreich-Ableger des deutschen Aldi-Süd-Konzerns, möchte man die Kritik von Greenpeace nicht so pauschal gelten lassen. In einer Stellungnahme gegenüber help.ORF.at heißt es: „Aus unserer Sicht vereinfacht die Darstellung von Greenpeace einen sehr komplexen Sachverhalt. Es ist wichtig, aufzuzeigen, dass die österreichische Gesetzgebung für Tierarten wie dem Masthuhn, Rind und der Pute deutlich strengere Anforderungen vorgibt als die Stufe 1 beziehungsweise sogar 2 der deutschen Haltungskennzeichnung.“

Auch bei der Schweinehaltung sei eine derart vereinfachte Darstellung nicht möglich, da die nationalen Anforderungen sehr unterschiedlich gestaltet seien, so Hofer. Die von Greenpeace kritisierte AMA-Gütesiegel-Basis liege in manchen Bereichen etwas unter und in manchen etwas über den Anforderungen der Stufe 1 der deutschen Haltungskennzeichnung.

Rewe: Andere Rahmenbedingungen in Österreich

Bei Rewe verweist man auf die „gänzlich anderen landwirtschaftlichen, politischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen“ in Österreich. Vor allem sei der landwirtschaftliche Sektor „wesentlich kleiner strukturiert als in Deutschland.“ Davon abgesehen verweist Rewe auf sein Produktsortiment. So hätten etwa die „Fair zum Tier“-Schweine doppelt so viel Platz wie vorgegeben, können ins Freie und müssten nicht auf Vollspaltböden liegen, so Rewe gegenüber help.ORF.at.

AMA verspricht Verbesserung bis 2030

Bei der AMA räumt man auf Anfrage Schwächen ein, verweist aber auf weitreichende Pläne, die schon bald eine Verbesserung bringen sollen. Bis 2030 solle jedes zweite Schwein im AMA-Gütesiegel-Programm aus Haltungsformen mit wesentlich höheren Anforderungen kommen. Das bedeute eingestreute Liegeflächen und in der höchsten Haltungsstufe auch ein entsprechender Auslauf.

Um dieses Ziel zu erreichen, benötige es die Kooperation der Landwirte, der Verarbeiter und des Handels. Wenn alle Abnehmer, vom klassischen Verkaufsgeschäften bis hin zur Gemeinschaftsverpflegung, sich verpflichten würden, mehr Fleisch aus den Produktbereichen „Bio“ und „Mehr Tierwohl“ zu kaufen, könne man dieses Ziel bereits vor 2030 erreichen, so die AMA gegenüber help.ORF.at.