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Im Frühjahr sind die Verlockungen groß: Von bunten Sommerblumen über Setzlinge, Töpfe und Dekoartikel bis zum Mähroboter. Das Angebot an Gartenzubehör und Pflanzen ist riesig, die Branche boomt. Doch hier heißt es: öfter mal widerstehen. Denn vieles geht es auch ohne Neuanschaffung. Das gilt vor allem für Hobbygärtnerinnen und -gärtner, die Wert auf Nachhaltigkeit legen.
Natürliche Kreisläufe fördern
„In einem nachhaltigen Garten werden Ressourcen und Rohstoffe gespart und natürliche Kreisläufe gefördert“, so Björn Schoas, Gartenexperte bei der Umweltberatung in Wien. Das beginnt damit, dass man Regenwasser sammelt, eigenen Kompost und Dünger herstellt und samenfeste Sorten verwendet, die jährlich vermehrt und im nächsten Jahr wieder ausgesät werden.
Bevor es ans Werk geht, hilft eine Bestandsaufnahme. Welche Bedingungen herrschen im Garten? Gibt es sonnige, trockene Bereiche oder eher feuchte, schattige? Das ist wichtig bei der Auswahl der Pflanzen.
Robuste Pflanzen aus der Region wählen
Die Pflanzen sollten regionaltypisch sein. „Denn diese Pflanzen am richtigen Standort entwickeln sich robust, gesund und brauchen dadurch auch weniger Pflege“, so Schoas. Pflanzen, die lange Transportwege hinter sich haben und mit viel Chemie zum perfekten Aussehen herangezüchtet wurden, gehörten hingegen nicht in einen nachhaltigen Garten.

Viele heimische Gehölze, Sträucher und Wildstauden kommen gut mit den immer häufigeren Wetterextremen zurecht. Felsenbirne und Wildrose zum Beispiel vertragen auch Hitze und Trockenheit gut und geben Vögeln und Insekten Nahrung. Mediterrane Kräuter wie Rosmarin, Majoran und Thymian lassen sich gut in Töpfen auf dem Balkon ziehen, ihre duftenden Blüten locken Insekten an. Anstelle eines Zierrasens, der viel Pflege braucht, rät Björn Schoas zu einem Kräuterrasen oder einer artenreichen Wildblumenwiese.
Aus samenfeste Sorten Jungpflanzen ziehen
Nicht nur bei Blumen, auch bei Gemüse haben samenfeste Sorten den Vorteil, dass man sie jedes Jahr selbst vermehren und im Frühjahr wieder neu auspflanzen kann. Das erspart den Kauf von Jungpflanzen. Zusätzlich wird Müll vermieden, denn viele Jungpflanzen werden in kleinen Plastiktöpchen verkauft, die später im Abfall landen.
„Auch bei Gemüse sollte man auf bewährte Pflanzenkombinationen im Sinne einer Mischkultur achten“, so der Experte. So wachsen etwa Gurken besonders gut neben Dille, Karotten neben Zwiebeln. „Es gibt viele Kombinationen, die das Gärtnern einfacher und auch nachhaltiger machen.“ Alte Obstsorten sind meist pflegeleichter, robuster und unempfindlicher gegen Klimaveränderungen. Ihr Geschmack ist äußert vielfältig.

Regenwasser sammeln, Werkzeug reparieren
Bei der Gestaltung ist es wichtig, dass Wege und Plätze mit natürlichen Belägen wie zum Beispiel Kies ausgestattet sind, so dass das Regenwasser in den Boden versickern kann. Regenwasser kann auch in Tonnen und Zisternen gesammelt werden, um Wasser und Gebühren zu sparen. Wer Strom sparen möchte, zieht den Stecker und verzichtet auf elektrische Gartengeräte. Gartenschere, Handrechen und Handspindelmäher brauchen nur Muskelkraft.
Gartengeräte werden nach Möglichkeit repariert oder ausgeliehen und nicht neu gekauft. Auf Plastik sollte weitgehend verzichtet werden. Es gibt auch Töpfe, die kompostierbar sind.
Auf Torf, Pestizide und Kunstdünger verzichten
Doch was tun, wenn Käfer, Schnecken und Raupen das sorgsam gezogene Gemüse auffressen und Blattläuse Blüten und Triebe bevölkern? „Wichtig ist beim nachhaltigen Gärtnern, dass man Kompromisse eingeht und präventiv Nützlinge fördert, damit wieder ein Gleichgewicht entsteht“, so Schoas. Alle Schädlinge im Garten zu beseitigen sei nicht sinnvoll. Oft würden schon Barrieren und engmaschige Netze helfen. Nützlinge kann man fördern, indem Totholz, Laub- und Steinhaufen liegen bleiben, wo die Tiere Unterschlupf finden.
Auf Torf, dessen Abbau die Moore zerstört, sowie auf Pestizide und Kunstdünger sollte im naturnahen Garten verzichtet werden. Ebenso auf Mähroboter, sie gefährden nachtaktive Tiere wie den Igel.
Lebensraum für Wildtiere und Insekten schaffen
Ökologisch Garteln bedeutet aber nicht unkontrollierten Wildwuchs. Auch ein nachhaltiger Garten braucht vorausgehende Planung und Pflege. Der Unterschied ist: Mit der Natur und nicht gegen sie.
„Nachhaltig gestaltete, naturnahe Gärten, die ökologisch gepflegt werden, sind wichtige Lebensbereiche und Rückzugsräume für heimische Wildtiere und Insekten“, so Schoas. Durch Verbauung und großflächige Landwirtschaft verschwinden immer mehr naturnahe Bereiche. „Nachhaltige Gärten sind enorm wichtige Trittsteine für Wildtiere und Insekten, die sich dann durch die Landschaft bewegen können und in einem nachhaltigen Garten Nahrung, Unterschlupf, Wasser finden, was eine ganz wichtige Lebensgrundlage ist.“