10-Euro-Scheine in einer Geldbörse
APA/AFP/INA FASSBENDER
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Vorsicht bei privaten Pflegeversicherungen

Verglichen mit Lebensversicherungen sind Pflegeversicherungen ein Nischenprodukt. Ihr Hauptproblem: Die meisten zahlen erst ab Pflegestufe drei, ein Unternehmen sogar erst ab Stufe vier. Wird man in Stufe eins oder zwei pflegebedürftig, zahlt die Versicherung nichts. Und das, obwohl zwei Drittel der gesetzlichen Pflegegeldbezieher in Stufe eins, zwei oder drei eingestuft sind.

Rund 25.000 private Pflegeversicherungen werden pro Jahr abgeschlossen. Ein Ladenhüter, so die Arbeiterkammer (AK). Dem stehen mehrere Millionen Lebensversicherungen gegenüber.

Prämien unverhältnismäßig hoch

„Private Pflegeversicherungen gibt es erst seit zehn bis 15 Jahren“ so Christian Prantner, Experte für Finanzdienstleistungen bei der AK Wien. Im Jahr 2020 wurden laut Versicherungsverband rund 25.000 Verträge unterzeichnet. In der Sparte Lebensversicherung würden hingegen jährlich Millionen Verträge abgeschlossen werden – allein in Österreich, so der Versicherungsexperte.

Das Werbenarrativ der Versicherer beschreibt Prantner so: „Für immer mehr pflegebedürftige Menschen würden immer weniger staatliche Mittel zur Verfügung stehen.“ Das sei eine nicht bewiesene Behauptung, so Prantner. Die Versicherungen würden ihren Kunden eine Verdoppelung bis Verdreifachung des staatlichen Pflegegelds versprechen. Die dafür zu zahlende Prämie sei aber unverhältnismäßig hoch.

Leistung erst ab Pflegestufe drei

Es komme aber noch ein gravierendes Problem dazu: Die meisten Versicherer zahlen erst ab Pflegestufe drei. Die Uniqa Versicherung überhaupt erst ab Pflegestufe vier. Wird jemand pflegebedürftig und bekommt Stufe eins oder zwei, zahlt die Versicherung nichts. Und das, obwohl zwei Drittel der gesetzlichen Pflegegeldbezieher auf eins, zwei oder drei eingestuft sind.

Private Pflegeversicherungen seien damit nichts anderes als Risikoversicherungen, so Christian Prantner. „Das Risiko ist, dass ich viele, viele Jahre teure Prämien einbezahle, am Ende aber keine Pflegebedürftigkeit eintritt, oder eine Pflegestufe erreicht wird, die keine Leistung des Versicherers vorsieht.“ Diese zwei Fußangeln bestünden, so der Finanzexperte.

Pflegeversicherungen seien zudem kostspielig. Prantner zitiert dabei die letzte AK-Studie zum Thema aus dem Jahr 2018. 30-jährige Kunden hätten damals monatliche Prämie von 26 bis 50 Euro zahlen müssen. Im Alter von 70 Jahren seien es schon 200 bis 275 Euro gewesen. „Das sind keine Bagatellbeträge. Da werden erhebliche Prämienvolumina bewegt“, so der Versicherungsexperte.

Lebensversicherungen keine Alternative

Wie also sonst gut für das Alter vorsorgen? „Nicht mit Abschluss einer Lebensversicherung“, so Prantner. Wer statt einer Pflegeversicherung eine Lebensversicherung abschließt komme vom Regen in die Traufe.

Die Zinssätze, die die Versicherer mit den Prämien erzielen, seien verschwindend gering. Garantiezinssatz gäbe es bei klassischen Lebensversicherung keinen mehr. Dieser liege bei null Prozent. Die garantierten Leistungen einer Lebensversicherung lägen deshalb nicht selten deutlich unter der Prämiensumme.

Als Beispiel nennt der Finanzexperte eine Lebensversicherung, für die ein Kunde monatlich 100 Euro einbezahlt. Der Kostenanteil liegt bei einem solchen Fall bei zehn bis 15 Prozent. Tatsächlich zinsbringend veranlagt werden dann nur 85 bis 90 Prozent der Prämie. Zehn bis 15 Euro geht für sonstige Kosten und Steuern drauf, so Prantner. Läuft der Versicherungsvertrag sehr kurz, drohe die Lebensversicherung in vielen Fällen zu einem Verlustgeschäft zu werden. Prantner schildert den Fall eines Konsumenten, der 40.000 Euro einbezahlte, und nach zehn Jahren nur noch 37.000 Euro herausbekam.

Kapitalsparbücher und Bausparer

Der Finanzexperte empfiehlt stattdessen, periodisch selbst Geld zur Seite zu legen. Auf Sparkonten oder Kapitalsparbücher mit Fixzins und einer Laufzeit von fünf bis acht Jahren. Alternativ dazu könne man auch einen Bausparvertrag abschließen. Seit dem Jahr 2005 auch mit dem Widmungszweck „Pflege“. So kann das Ersparte sowohl für Pflegekosten als auch für Umbauten im Haus oder in der Wohnung verwendet werden.

„Lege ich Geld zur Seite, und zwar einlagengesichert, bleibt mir mein Kapital in jedem Fall erhalten. Es ist dann nicht futsch“, so Prantner. So wie es bei einer privaten Pflegeversicherung passieren kann. „Auch wenn die Pflegebedürftigkeit nicht eintritt, bleibt mir bei Sparbuch oder Sparkonto das gesamte Geld erhalten“, so der Finanzexperte.