Eine Frau trainiert Zuhause auf einem Crosstrainer.
Getty Images/Westend61
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Stiftung Warentest

Vernichtende Testergebnisse bei Crosstrainern

Die deutsche Stiftung Warentest hat Crosstrainer unter die Lupe genommen. Mit verheerendem Ergebnis. Die Geräte waren instabil, bei den meisten besteht Verletzungsgefahr. Darüber hinaus wurden Schadstoffe jenseits der gesetzlichen Grenzwerte gefunden. Der Testsieger konnte gerade noch die Bewertung „Ausreichend“ erzielen, alle anderen Modelle sind durchgefallen.

Acht Crosstrainer für daheim hat die Stiftung Warentest geprüft, nur ein einziges Modell hat den Test bestanden. Gerade noch. Denn auch hier war nur die Note „Ausreichend“ drin. Die anderen sieben Modelle haben den Qualitätscheck nicht bestanden und wurden mit der Bewertung „Mangelhaft“ gekennzeichnet.

Verletzungsrisiko und hohe Schadstoffkonzentrationen

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Die Testergebnisse kamen durchaus überraschend, sagt Stiftung-Warentest-Redakteur Reiner Metzger, der den Crosstrainer-Check geleitet hat. Denn eigentlich habe man bereits die gehobene Produktkategorie im Blick gehabt, die getesteten Modelle kosten zwischen 450 und 1.300 Euro. Es habe sich gezeigt, dass auch in dieser Preisklasse grundlegende Sicherheitsnormen nicht eingehalten wurden, die in diesem Bereich eigentlich gelten sollten, so Metzger.

Mangelnde Stabilität, Schadstoffe im Gummi, ungenaue Pulsmessgeräte: Gefunden habe man so ziemlich alles, was keine Freude macht. Bei etlichen Modellen seien sicherheitsrelevante Abstände zwischen beweglichen Bauteilen nicht eingehalten worden. Dadurch bestünde bei sieben von acht getesteten Geräten ein Verletzungsrisiko bei der Anwendung oder beim Transport. Füße oder Finger könnten gequetscht werden, dies könne auch eine Gefahr für Kinder darstellen, so Metzger.

Handläufe bei Belastung verbogen oder gebrochen

Außerdem hielten alle Modelle weniger aus als versprochen. Mit dem angegebenen Maximalgewicht belastet verbogen sich die Haltegriffe, manche brachen sogar. Entsprechende Sicherheitsnormen seien zwar vorhanden, und die Geräte seien auch mit Hinweisen versehen, dass die Normen eingehalten werden, so der Stiftung-Warentest-Experte. Es gebe aber keine gesetzliche Verpflichtung für Hersteller in diesem Freizeitsegment, die Sicherheitsempfehlungen zwingend einzuhalten. Daher können die Geräte vom Handel jedenfalls vertrieben werden. Es sei aber enttäuschend, „wenn ein Hersteller ein Sicherheitsversprechen abgibt, das er dann nicht einhält.“

Ein Mann trainiert Zuhause auf einem Crosstrainer.
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Verbogene und gebrochene Handläufe stellen ein Verletzungsrisiko dar, kritisiert die Stiftung Warentest

Lediglich der Testsieger, das Modell Christopeit Eco 2000, lasse sich gefahrlos anwenden, sagt Metzer. Doch auch hier sollte man das ausgelobte Höchstgewicht von 150 Kilo besser nicht ausreizen, da sich die Handläufe sonst stark verbiegen können. Testurteil: „Ausreichend“. Alle anderen im Test vertretenen Geräte waren entweder „multipel schlecht“ oder hatten zumindest einen dermaßen eklatanten Schwachpunkt, dass eine Kaufempfehlung unter keinen Umständen mehr möglich war, so der Testleiter.

Bekannte Markenhersteller bekamen ein „Mangelhaft“ ab

Unter den mangelhaften Geräten finden sich Modelle bekannter Marken wie Kettler, Reebok oder Skandika. In fast allen Crosstrainern wurden auch bedenkliche Schadstoffe festgestellt. In fünf Modellen wurden beispielsweise Skalat-Weichmacher oder die als erbgutschädigend und krebserregend geltenden Polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) gefunden. Und zwar in Konzentrationen, die jenseits der von der EU zugelassenen Grenzwerte liegen, so Metzger. „Das sollte nicht nur nicht sein, das darf nicht sein.“

Die Crosstrainer sind meist mit Pulsmessgeräten ausgerüstet. Bei manchen kann man auch bestimmte Leistungsstufen einstellen, bei denen die Leistung in Watt angegeben wird. Die eingegebene Wattleistung bestimmt die Kraft, die die Trainierenden tatsächlich aufwenden. Bei Anfängern werde der Puls zunächst stark steigen. Mit fortgeschrittener Trainingsdauer könne man die Wattleistung erhöhen, um dieselbe Pulsfrequenz zu erreichen, so Metzger. Auf diese Weise werde der Trainingserfolg für die Anwenderinnen und Anwender sichtbar.

Nur ein Modell errechnete korrekte Pulswerte

Voraussetzung dafür wäre natürlich, dass die Technik funktioniert. Die Watt und Pulsmessungen waren in der Regel aber ungenau, was dazu führen kann, dass man sich womöglich stärker belastet als man sollte. Nur bei einem einzigen Gerät (Finnlo Loxon XTR BT) lieferte die Watt-Einstellung korrekte Werte. Besagter Crosstrainer versagte aber bei der Verarbeitung und hinsichtlich der Schadstoffe.

Eine Frau trainiert Zuhause auf einem Crosstrainer.
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Das enttäuschende Fazit der Stiftung Warentest lautet: Viel Geld für viele Mängel

Die Pulsmessung brach bei vielen Modellen außerdem häufig ab, wenn etwa der Handlauf losgelassen wurde. Ein Brustgurt, der eine genauere Messung der Herzfrequenz ermöglicht, war nur bei einem Gerät (Miweba Sports MC300) inkludiert und müsste in der Regel um rund 50 Euro zugekauft werden. Bei gesunden Menschen mag eine fehlerhafte Pulsmessung zwar weniger ins Gewicht fallen, wenn man aber auf sein Herz achten muss, können solche Mankos ein gesundheitliches Risiko darstellen.

Hersteller reagierten erbost oder zerknirscht

Die Stiftung Warentest konfrontierte die Hersteller mit den desaströsen Testergebnissen. Manche Anbieter erklärten, dass ihnen solche Resultate noch nie untergekommen seien und stellten die Praxisnähe der Stiftung-Warentest-Überprüfungen in Frage. Die Unternehmen Finnlo, Horizon und Reebok boten an, kaputte Handläufe zu ersetzen. Während die Hersteller Miweba Sports und Kettler die Situation noch prüfen, habe die Firma Skandika angeboten, den Kundinnen und Kunden den Kaufpreis zu erstatten oder defekte Teile auszutauschen, so Metzger. Das betroffene Modell „Hjemme“ sei vom Markt genommen worden.

Experten empfehlen 30 Minuten Bewegung pro Tag

Grundsätzlich sei das Trainieren mit dem Crosstrainer eine gute Methode, so Metzger. Gute Geräte finde man aber wohl nur im Fitnessstudio, diese sehr teuren Profimodelle waren im Test nicht vertreten. Im gehobenen Heimsegment gebe es jedenfalls nur „viele Mängel zu einem hohen Preis“. Die Ergebnisse seien so enttäuschend, „dass uns ein wenig die Empfehlungen ausgegangen sind“, sagt der Redakteur der Stiftung Warentest. Zum Glück könne man sich auch ohne Gerätschaften fit halten. Etwa durch Schwimmen, Radfahren und Gymnastik.

Experten raten dazu, sich mindestens 30 Minuten täglich zu bewegen und den Puls etwas zu fordern. 75 Minuten pro Woche sollte man richtig ins Schwitzen kommen und den Puls in die Höhe treiben, sofern es keine medizinischen Gründe gibt, die dagegensprechen. An mindestens zwei Tagen pro Woche sollte man Muskeln und Sehnen ausreichend dehnen, etwa durch „funktionsgymnastische Übungen“. Diverse Anleitungen dazu findet man in Onlinevideos, ganz ohne Fitnessgerät.