Eine Frau trägt Bodylotion auf die Hand auf
Getty Images/iStockphoto/petrunjela
Getty Images/iStockphoto/petrunjela

Trockene Haut: Was Körperlotionen mit Urea bringen

Kalte Außentemperaturen und trockene Raumluft lassen die Haut oft gereizt reagieren. Der Handel bietet eine Vielzahl pflegender Körperlotionen an, die Linderung versprechen. Cremes mit dem Wirkstoff Urea sollen besonders gut bei trockner Haut helfen. Was in den Urea-Lotionen steckt und für wen sie gedacht sind.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1 und als Podcast.

Die Haut spannt, ist gerötet und schuppt, vor allem an Armen und Beinen treten trockene Stellen auf. Das passiert vor allem im Winter, wenn die Luft kalt und trocken ist. Lotionen mit dem Wirkstoff Urea sollen da Abhilfe schaffen.

Urea bindet Feuchtigkeit in der Haut

„Urea ist ein Stoff, der Wasser anzieht und dafür sorgt, dass der Wassergehalt in der Haut im Gleichgewicht bleibt“, so Karin Jäger, Oberärztin an der Universitätsklinik für Dermatologie in Wien. Urea ist nichts anderes als künstlich hergestellter Harnstoff. Im Körper findet sich das Stoffwechselprodukt nicht nur im Harn, sondern auch in der Haut.

„Man kann sich den Aufbau der Haut wie eine Mauer vorstellen“, so Jäger. Zwischen übereinanderliegenden Hornzellen befinden sich Fettschichten, die den Austritt von Wasser verhindern. Die Hornzellen selbst brauchen einen gewissen Feuchtigkeitsgehalt, um elastisch zu bleiben. „Das bewirkt die Haut, indem sie einen natürlichen Feuchthaltefaktor herstellt, der unter anderem Urea enthält.“

Für gesunde Haut, die im Gleichgewicht ist, seien ureahältige Körperlotionen nicht nötig. Im Winter und bei älterer Haut reicht die eigene Produktion von Urea aber mitunter nicht aus. Seifen können den Schutzmantel der Haut zusätzlich angreifen und sie austrocknen.

Eine Frau trägt Bodylotion auf ihre Beine auf
Getty Images/bymuratdeniz
Der Harnstoff Urea steckt in vielen Kosmetika und Arzneimitteln

Haut braucht Feuchtigkeit und Fett

Harnstoffhältige Produkte können helfen, vermehrt Wasser in die Haut einzubringen und dort zu halten. „Urea alleine kann das aber nicht leisten, ich brauche auch Fette, die die Haut nach außen abschließen und somit eine Barriere herstellen, damit das Wasser nicht nach außen abdunsten kann.“

Körperlotionen mit einem hohen Wasseranteil verschaffen zwar ein gutes Befeuchtungsgefühl. Das Wasser verdunstet jedoch rasch und bald fühlt sich die Haut wieder trocken an. Für einen langanhaltenden Effekt sollte die Lotion einen gewissen Fettanteil haben.

Öko-Test: 16 von 20 Urea-Produkten „empfehlenswert“

Das deutsche Magazin Öko-Test nahm vor kurzem 20 Pflegelotionen mit Urea unter die Lupe und untersuchte, ob sie der beanspruchten Haut guttun. Drei Viertel der Lotionen waren „gut“ oder „sehr gut“. Sie enthielten zwischen fünf und 15 Prozent Urea. Bis auf eine Lotion entsprach der Gehalt auch den Angaben auf der Verpackung.

Bei nur leicht trockener Haut seien fünf Prozent Urea ausreichend, so Jäger. Zehn Prozent seien bei sehr trockenen Stellen an Armen und Beinen sinnvoll. Eine noch höhere Konzentration brauche man nur bei sehr rauer, verdickter Haut, etwa an den Füßen.

Eine Skifahrerin sitzt bei Sonnenschein im Schnee
Getty Images/Westend61
Der Winter mutet der Haut viel zu, Hautpflege ist deshalb besonders wichtig

Künstliche und natürliche Fette

Öko-Test kritisierte, dass manche Hersteller synthetische statt natürlicher Fette verwenden, vor allem Paraffin, das aus Erdöl hergestellt wird. Erdölprodukte wie Paraffin würden in der Medizin jedoch schon lange angewendet, so Jäger. „Beide Produkte, also sowohl pflanzliche Öle als auch Erdölprodukte, haben Vor- und Nachteile.“

Paraffin habe eine gute Barrierefunktion, halte sehr gut Wasser in der Haut, könne aber eventuell das Schwitzen beeinträchtigen. Ein weiteres Plus sei die günstige Herstellung. Bei künstlichen Fetten brauche man wenig Konservierungsmittel, es gebe kaum Allergien.

Der Vorteil pflanzlicher Öle bestehe darin, dass der Haut damit auch essentielle Fettsäuren zugeführt werden. Pflanzliche Öle würden allerdings keine so starke Barriere bilden, leicht ranzig werden und bräuchten deshalb mehr Konservierungsstoffe, die wiederum Allergien auslösen können. In den Apothekenzubereitungen werden meist künstliche und natürlich Fette gemischt.

Wie Haut im Winter geschützt wird

So empfehlenswert ureahältige Cremes und Lotionen bei trockener Haut sind, bei starken Rötungen, Rissen und Schrunden sollte die Ursache medizinisch abgeklärt werden. Urea bei offenen Hautstellen anzuwenden ist nicht ratsam. Das brennt.

Zum Schutz der Haut im Winter empfiehlt die Ärztin, Syndets statt Seifen zu verwenden. Sie sind dem PH-Wert der Haut ähnlicher. Auf lange, heiße Duschen sollte man verzichte und statt dessen kurz und mit Körpertemperatur duschen.

Im Freien verhindern warme Handschuhe das Austrocknen der Hände. Nicht nur beim Schifahren gilt: Unbedeckte Hautstellen mit Fettcreme einschmieren, gerne auch öfter.