Themenbild: Fake Shops
APA/dpa-Zentralbild/Jens Büttner
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Fake Shop Detector warnt vor betrügerischen Onlineshops

Viele Menschen haben mittlerweile das Onlineshopping für sich entdeckt. Auf den meisten Plattformen kann man gefahrlos einkaufen, es gibt aber auch Onlinebetrüger, die so genannte Fake Shops betreiben. Das Österreichische Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT) hat nun den Fake Shop Detector vorgestellt. Ein Browser-Plug-in, mit dem man betrügerische Shops erkennen kann.

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Bevor man in einem unbekannten Onlineshop einkauft, sollte man prüfen, ob auf der Webseite ein Impressum vorhanden ist. Eine klassische Faustregel, wenn es darum geht, betrügerische Websites zu erkennen. Fehlt das Impressum, ist das ein starkes Indiz dafür, dass man in einem Fake Shop gelandet ist.

Mit der zunehmenden Zahl an Onlinekunden seien aber auch manche Onlinegangster raffinierter geworden, sagt Thorsten Behrens, er ist Leiter der auf Onlinebetrug spezialisierten Watchlist Internet im Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT). Etwa fünf Prozent der betrügerischen Plattformen seien mittlerweile so professionell gestaltet, dass es einem Laien kaum noch möglich sei, zu erkennen, ob es sich bei den Betreibern um seriöse Onlinehändler oder um Kriminelle handelt, so Behrens.

Logo: Fake-Shop-Detector
Fakeshop.at
Der Momentan steht momentan als Beta-Version zum Download bereit

Vorsicht bei Vorkasse

Viele Fake-Shop-Betreiber wissen auch genau, was gerade besonders nachgefragt wird. Im Sommer seien das beispielsweise Swimmingpools und E-Bikes gewesen, sagt Behrens. Diese seien damals großteils ausverkauft gewesen, und in nur kurzer Zeit tauchten die gefragten Produkte im Sortiment diverser Fake Shops auf.

Zwar seien die meisten Onlinehändler durchaus seriös, sagt Behrens, wer aber vor allem auf Schnäppchenjagd geht, laufe Gefahr, in einem Fake Shop zu landen. Onlinebetrüger würden meist auf Zahlung per Vorkasse bestehen. Andere Zahlungsarten würden manchmal zwar zum Schein angeboten, seien aber letzten Endes nicht durchführbar. Wer sich dann trotzdem auf den Handel einlässt, erhalte in der Regel keine Ware, das Geld sei unwiederbringlich verloren, sagt der Watchlist Internet-Chef.

Ampelsystem hilft beim Enttarnen der Betrüger

In Kooperation mit dem Austrian Institute of Technology (AIT) und dem IT-Unternehmen X-Net hat das OIAT nun den Fake Shop Detector entwickelt. Das Programm kann Fake Shops erkennen und die Nutzerinnen und Nutzer warnen, bevor sie einen Kauf tätigen. Dabei kommt ein einfaches Ampelsystem zum Einsatz, erklärt Projektleiterin Louise Beltzung. Zeigt der Detector grün an, handelt es sich um einen sicheren Shop, rot bedeutet: „Finger weg, hier sind Betrüger am Werk.“

Ampelsystem des Fake-Shop-Detectors
Fakeshop.at
Ampelsystem informiert Anwenderinnen und Anwender über den Status

Bei eindeutigen Ergebnissen, wenn das Programm grün oder rot zeigt, sei der Fake Shop Detector sehr zuverlässig, sagen die beiden Experten. Steht die Ampel auf Gelb, oder kann der Shop aus irgendwelchen Gründen nicht überprüft werden, sollten Anwenderinnen und Anwender nach klassischen Anzeichen für Onlinebetrug Ausschau halten. In so einem Fall sollte man prüfen, ob ein vollständiges Impressum vorhanden ist, indem alle wichtigen Informationen über das Unternehmen vermerkt sein müssen. Etwa auch die Adresse, die Namen des Unternehmens, der Inhaber und entsprechende Kontaktinformationen.

Datenbank kennt über 10.000 Fake Shops

Außerdem sollte der Shop mehrere Zahlungsmöglichkeiten anbieten, die auch tatsächlich genutzt werden können. Wenn letztlich nur die Zahlung per Vorkasse mittels Banküberweisung übrigbleibt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich um einen betrügerischen Onlineshop handelt. Im Internet sollte man außerdem überprüfen, ob der Internethändler eventuell bereits als Fake Shop-Betreiber aufgefallen ist, und auch nach Kundenbewertungen und Erfahrungen suchen, um die Handelsplattform einschätzen zu können.

Screenshot einer Webseite mit Black-Friday-Werbung
oiat.at
Wenn der Fake Shop Detector Gelb zeigt, sollte man aufpassen

Der Fake-Shop Detector nutzt eine Datenbank in der momentan 21.000 sichere Anbieter und 10.000 bekannte Fake-Shops eingetragen sind. Anhand dieser Daten haben die Entwickler eine künstliche Intelligenz (KI) trainiert. Während der Überprüfung von bislang nicht registrierten Anbietern vergleicht die KI dann die entsprechenden Websites mit bekannten Vorlagen und sucht nach Ähnlichkeiten und Auffälligkeiten, die auf einen Fake Shop hindeuten.

Fake Shop Detector setzt auf künstliche Intelligenz

Dabei könne es sich etwa um die Anordnung der Bilder auf einer Website handeln oder um diverse Kommentare, die die Programmierer im Programmcode der Website versteckt haben, so Beltzung. Auf diese Weise könne die KI herausfinden, ob hier etwa bereits bekannte Internetkriminelle am Werk sind oder ob der Internetauftritt von einem anderen bereits aktenkundigen Fake-Shop-Anbieter kopiert worden ist. Mit Hilfe der KI könne der Fake Shop Detector auch bei neuen oder bislang unbekannten Plattformen mit großer Wahrscheinlichkeit feststellen, ob es sich um einen Fake Shop handelt oder nicht, sagt die ÖIAT-Expertin.

Fake Shop Detector – Entwarnung
ÖIAT
Die Ergebnisse werden in der rechten oberen Ecke des Browsers angezeigt

Als seriös werden zunächst Shops eingestuft, die mit einem Gütesiegel ausgezeichnet worden sind. Diese garantieren in der Regel auch ein zufriedenstellendes Kauferlebnis. Außerdem werden Shops mit grün bewertet, die auf Preisvergleichsplattformen wie Geizhals.at gelistet sind. Dieser Umstand hat auch schon kritische Stimmen hervorgerufen. Sind Onlineshops tatsächlich automatisch sicher, nur weil sie auf einer Vergleichsplattform aufscheinen?

Gütesiegel und Vergleichsplattformen gelten als sicher

Man habe zunächst natürlich auf Datenquellen zurückgreifen müssen, wo man davon ausgehen konnte, dass dort vertrauenswürdige Shops registriert sind, sagt Watchlist-Internet-Leiter Thorsten Behrens. Zwar könne es in seltenen Fällen vorkommen, dass auch auf einer Vergleichsplattform ein Fake Shop auftaucht, die Anbieter seien in diesem Punkt aber sehr gut aufgestellt, so Behrens: „Die großen Vergleichsplattformen können Onlinebetrüger schnell ausfindig machen und wieder von der Plattform werfen.“

Der Fake Shop Detector steht als Browser-Erweiterung, als so genanntes Plug-in zur Verfügung. Momentan wird noch eine Beta-Version angeboten, die Nutzerinnen und Nutzer können den Entwicklern eventuelle Fehler melden. Bei unseren Tests kam es derzeit noch zu gelegentlichen Serverausfällen. Auf der Webseite Fakeshop.at kann man das Programm downloaden und mit wenigen Klicks in Browser wie Chrome, Edge oder Firefox integrieren, sagt Louise Beltzung. In der rechten oberen Ecke der Adressleiste lassen sich dann die Einschätzungen des Fake Shop Detectors ablesen.

Entwickler: Fake Shop Detector sammelt keine Nutzerdaten

Alternativ zum Plug-in kann man Onlineshop-Adressen auch manuell auf der Webseite der Watchlist Internet eingeben und prüfen lassen. Eine mobile App werde es nicht geben, sagt deren Chef Behrens. Und zwar wegen des Datenschutzes. Eine App müsste tief in die Privatsphäreeinstellungen des Smartphones eindringen, um den gesamten Netzverkehr durchgehend überwachen zu können. Auf diese Weise wolle man seitens des ÖIAT keinesfalls vorgehen, da die Privatsphäre der Nutzerinnen und Nutzer absolute Priorität habe, so Behrens.

Der Fake Shop Detector könne lediglich feststellen, wenn ein bislang unbekannter Onlineshop zu ersten Mal aufgerufen wird, um die Website in der Folge überprüfen und einstufen zu können. Wer die Seite aufruft, und was sich sonst noch im Browserverlauf der Nutzerinnen und Nutzer tut, bleibe auch dem Team des OIAT und der Watchlist Internet komplett verborgen. Um ihre Privatsphäre brauchen sich Nutzerinnen und Nutzer des Programms also keine Sorge machen, so Behrens.