Schlüssel im Türschloss
APA/BARBARA GINDL
APA/BARBARA GINDL

Kein Mehrwert bei Bezahl-Immobilienbörse

Die Immobilienplattform Flatbee wirbt damit, ausschließlich private Haus- und Wohnungsangebote zu listen. Wer sich für ein Objekt interessiert, muss sich aber zuerst einen Zugang zur Plattform kaufen. Geld, das man sich sparen kann, so Verbraucherschützer. Denn nach Bezahlung entpuppen sich viele Inserate als nicht mehr aktuell, Wohnungsanfragen laufen ins Leere.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1 und als Podcast.

Wer eine Wohnung oder ein Haus sucht, macht das in der Regel auf einer der zahlreichen Online-Immobilienplattformen. Die Website Flatbee.at lockt dabei mit dem Versprechen, ausschließlich private und damit provisionsfreie Haus- und Wohnungsangebote zu listen. . Diese Inserate listet Flatbee mit Hilfe eines Suchalgorithmus, ohne Wissen der privaten Vermieter und Verkäufer.

„Flatbee selbst sagt, dass es keine wirkliche Immobilienplattform ist, sondern eine Suchmaschine für provisionsfreie Immobilien. Das heißt, dort sind nicht die Anzeigen zu finden, die von den Inserenten aufgesetzt wurden, sondern eigentlich nur eine Kopie dieser Inserate von anderen Plattformen,“ so Thorsten Behrens von der Watchlist Internet.

Kopien von anderen Immoplattformen

Welche Websites auf der Suche nach Privatanzeigen durchsucht werden, ist auf der Flatbee-Website nicht angeführt. Bei Recherchen der Watchlist Internet wurden die Original-Inserate teilweise auf anderen Immobilienplattformen gefunden, bei anderen Anzeigen konnte keine Quelle ausgemacht werden.

Grundsätzlich ist es nicht verboten, andere Plattformen abzugrasen und die dortigen Daten samt Link anzuführen. Auch die Suchmaschine Google arbeitet nach diesem Prinzip.

Inserate oft nicht aktuell

Das Problem dabei ist, dass auf Flatbee Inserate gelistet werden, die zum Teil auf den anderen Plattformen schon gar nicht mehr existieren. „Da wurde die Wohnung vielleicht schon vermietet und das Inserat wieder runtergenommen und auf Flatbee ist es trotzdem noch zu finden“, so Behrens.

Screenshot einer Wohnungsanzeige auf Flatbee mit verpixelten Kontaktdaten und der Aufforderung „Hole dir jetzt deinen Flatbee Plus Zugang“
Screenshot Flatbee.at
Ohne Bezahlung bleiben die Kontaktdaten verpixelt

46 Euro für 20 Tage Zugriff

Und: Im Gegensatz zu Google ist Flatbee nicht kostenlos. Wer sich für ein Objekt interessiert, muss sich zuerst einen Zugang zur Plattform kaufen, um die Kontaktdaten der privaten Vermieter und Verkäufer angezeigt zu bekommen. Dieser Zugang kostet für 20, 40 beziehungsweise 60 Tage den Preis von 46, 56 oder 66 Euro.

„Wenn man dafür bezahlt, müssten diese Daten dann auch wirklich hochwertig sein. Dann müssten die Wohnungen noch verfügbar sein. Aber wir hören oft, dass Wohnungsinteressenten für den Zugriff auf die Kontaktdaten bezahlt haben und dann trotzdem kein Kontakt mit dem Vermieter oder Verkäufer zustande kommt“, so Behrens.

20 Anfragen, keine einzige Antwort

So auch im Fall einer Help-Hörerin. Sie berichtet, dass sie nach Zahlung der Gebühr 20 konkrete Wohnungsanfragen gestellt hat, allesamt blieben unbeantwortet.

Wir haben bei Flatbee nachgefragt. Man sei wie jedes andere Immobilienportal auch mit Fake-Inseraten konfrontiert. Das komme leider vor, so die Firma mit Sitz in Tschechien. Zur Aktualität der Inserate äußerte sich Flatbee nicht.

Kunden können Geld zurückverlangen

Was also können Betroffene tun, die von der Leistung von Flatbee enttäuscht sind? Konsumenten sollten sich direkt bei Flatbee beschweren und ihr Geld zurückverlangen, da die versprochene Leistung nicht erbracht wurde, rät Behrens von der Watchlist Internet.

In dem Schreiben an die Help-Redaktion sichert Flatbee allen Kunden zu, bei Unzufriedenheit das Geld rückzuerstatten. Man sei hier sehr kulant und bemüht alle Nutzer zufrieden zu stellen.

Leistet nichts, was es nicht woanders gratis gibt

Verbraucherschützer Behrens sieht alles in allem bei Flatbee keinen Mehrwert für Wohnungssuchende. Die Idee, alle Anzeigen über ein Portal zugänglich zu machen, sei zwar nachvollziehbar, überzeuge derzeit aber nicht. Stattdessen rät er zur Nutzung großer, bekannter und kostenloser Immobilienportale, etwa von Zeitungen wie dem „Standard“ oder Kleinanzeigenplattformen wie Willhaben.

Auch der Österreichische Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI) sieht das Flatbee-Angebot kritisch. „Ohne vom jeweiligen Vermieter einen Auftrag zu haben, werden hier Kontaktmöglichkeiten suggeriert, die meistens ins Leere führen – und trotzdem etwas kosten. Wenn eine Suche über einen Makler erfolgt, zahlen Kundinnen und Kunden nur im Erfolgsfall“, so ÖVI-Geschäftsführer Anton Holzapfel gegenüber help.ORF.at.