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APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand
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Gute Noten für zwei Meditationsapps

Meditationsapps sollen Ruhe in den Alltag bringen und Stress vermeiden helfen. Ob sie diese Versprechen der Anbieter in der Realität erfüllen, hat die deutsche Stiftung Warentest untersucht. Die meisten Apps waren enttäuschen, nur zwei konnten tatsächlich überzeugen.

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Familienleben und Job können mitunter ganz schön hektisch und aufreibend sein. Dann gelingt es schwer, abzuschalten und gelassen zu bleiben. Diverse Apps sollen hier Abhilfe schaffen. Die Stiftung Warentest hat zehn Meditations-Apps unter die Lupe genommen. Alle waren auf Deutsch und sowohl für Android als auch für das Betriebssystem iOS geeignet.

Entspannung auf Knopfdruck

„Eine Meditationsapp ist eine Anwendung per Smartphone, die Menschen helfen soll, Stress durch körperliche und geistige Ruhe zu reduzieren“, so Angela Tichy, Projektleiterin beim Verein für Konsumenteninformation (VKI) zum Test der deutschen Kolleginnen und Kollegen von Stiftung Warentest. Die Apps könnten eine Alternative zu Meditationen mit physischer Anwesenheit von Übenden und Lehrenden sein.

Da gibt es gleich die erste Einschränkung: Das Angebot eigne sich vor allem für jene Menschen, die auch bei eingeschaltetem Handy der Versuchung widerstehen können, mit dem Gerät herumzuspielen. Wer das nicht so gut beherrscht, werde wahrscheinlich nur eine weitere Ablenkung dazubekommen und sei bei einem Kurs mit „echten“ Menschen besser aufgehoben.

Zwei Apps „gut“, sechs „weniger zufriedenstellend“

„Von den 10 getesteten Apps konnten zwei Apps überzeugen“, so Tichy. Die beiden ersten Plätze belegen die Apps Headspace und 7Mind. Sie punkteten mit einem gut durchdachten Konzept und konnten auch Untersuchungen über die Wirksamkeit ihres Angebotes vorlegen.

Außerdem gab es bei beiden Apps neben Meditations- und Achtsamkeitsübungen noch weitere Funktionen, etwa Fantasiereisen und Naturgeräusche. Die Übungen würden sich auch für Anfängerinnen und Anfänger eignen, Ideen und Ziele hinter den Kursen seien gut erklärt. Viele Inhalten ließen sich herunterladen und auch offline nutzen.

Testsieger Headspace

Headspace war Testsieger dank eines klar gestalteten Rundumangebots, bei dem sich der eigene Fortschritt gut verfolgen ließ. Die App 7Mind bekam ebenfalls die Note „gut“. Hier gefiel den Testern, dass die App ohne ablenkenden Schnickschnack auskomme. Techniken wie Autogenes Training und Progressive Muskelrelaxation würden den Nutzern sehr verständlich nähergebracht.

Die Beurteilungen basieren unter anderem auf Gutachten von Psychologinnen und Psychologen, die auf Entspannungstechniken spezialisiert sind. Außerdem wurden die Anbieter nach fachlicher Qualifikation und nach Studien zur Wirksamkeit der Übungen gefragt. Der Umgang mit den Daten und die allgemeinen Geschäftsbedingungen flossen in die Bewertung ebenfalls mit ein.

Nachweise über Wirksamkeit fehlen oft

„Die anderen Apps konnten weniger überzeugen. Es fehlte an guten Konzepten oder mangelnden Wirksamkeitsnachweisen oder beidem“, so Tichy.

Die App Calm bekam immerhin noch ein „Befriedigend“. Zwar wurde hier die Wirksamkeit der App sehr gut mit Studien belegt, die Testerinnen fanden aber, dass es alles in allem zu viele Ablenkungen durch Bilder und Geräusche gab.

App BetterMe fällt durch

Sechs von zehn Meditationsapps waren „weniger zufriedenstellend“. Mal wirkte das Angebot etwas veraltet und lieblos, mal war die Handhabung sperrig oder das scheinbar riesige Angebot entpuppte sich als übertrieben, weil zu den Übungen auch Vorträge und Musik dazugezählt wurden. Eine andere App fiel wiederum durch schlechte Übersetzungen auf.

Eine App konnte überhaupt nicht überzeugen. „Sie wirke konzeptlos, hatte keinerlei Wirkungsnachweise, technische Fehler und wenig Funktionen“, so die VKI-Projektleiterin. Das betraf die App BetterMe, die im Test durchfiel. Das Angebot sei „Kraut und Rüben“, so der Test.

Mängel beim Datenschutz

Einen Schönheitsfehler hätten aber unisono alle Meditationsapps. „Alle Apps zeigten bei der Datenschutzerklärung gravierende Mängel“, so Tichy. So würden die Anbieter nicht angeben, wie lange erhobene Daten gespeichert werden.

Manche Anbieter würden nicht informieren, ob Daten weitergegeben werden. Bei den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) gebe es ebenfalls Mängel. Immerhin waren die Apps aber sparsam beim Datensammeln.

Probeabo nutzen

Die monatlichen Preise variieren je nach Laufzeit. Bei einer jährlichen Laufzeit ist mit monatlichen Kosten zwischen 2,50 und cirka zwölf Euro zu rechnen. Die beiden besten im Test – Headspace und 7Mind – kosteten jeweils rund fünf Euro pro Monat. Einige Apps bieten auch eine kostenlose Probezeit an, meist sind es sieben bis 14 Tage.

„Gute Apps stellen eine gute Alternative zu Präsenzveranstaltungen dar“, so Tichy. Von einer gut durchdachten App dürfe man sich tatsächlich eine entspannende Wirkung, Hilfe bei Schlafstörungen, eine bessere Konzentration und auch Schulung im Umgang mit Angst erhoffen. Bei Interesse sollte man die kostenlose Probezeit, sofern eine angeboten wird, nutzen.