Plattenspieler Magnat MTT 990 – Tonarm
Magnat
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Vintage: Schallplattenspieler im Test

Vintage ist Trend, auch junge Menschen greifen wieder vermehrt zu analogen Produkten. Neben Polaroid und Retro-Möbeln feiert auch die Schallplatte ein Comeback. Die deutsche Stiftung Warentest hat 16 Plattenspieler getestet, die Ergebnisse waren allesamt zufriedenstellend. Manche Modelle trumpfen auch mit Features für das Digitalzeitalter auf.

Die Langspielplatte ist zurück und das nicht nur bei Djs. Manche schätzen den analogen Musikgenuss, andere begeistern sich für die großformatigen Covers, die teils aufwendig gestalteten Booklets und posten diese auch auf Instagram.

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4,2 Millionen Vinyl-Schallplatten wurden 2020 allein in Deutschland verkauft, ein Plus von 22 Prozent gegenüber 2019. Dass etwas längst im Mainstream angekommen ist, merkt man auch daran, dass Stiftung Warentest das Thema aufgreift, 16 Schallplattenspieler aus dem unteren bis mittleren Preissegment wurden getestet. Testsieger ist das Modell Magnat MTT 990, der Plattenspieler überzeuge durch dynamischen Klang und hochwertige Verarbeitung, sagt Sandra Schwarz von Stiftung Warentest.

Testsieger von Magnat – Preis-Leistungssieger von Sony

Darüber hinaus habe sich der Magnat als robust gegen Trittschall erwiesen. Man könne also bedenkenlos zur Musik tanzen, ohne befürchten zu müssen, dass die Nadel springt und die Platte zerkratzt wird. Nicht alle getesteten Modelle waren gegen Trittschall immun, man müsse diesen Faktor beim Aufstellen des Plattenspielers also berücksichtigen, so Schwarz. Wirklich grobe Mängel, die zu einer Abwertung geführt hätten, habe man aber keine festgestellt.

Plattenspieler Magnat MTT 990
Magnat
Der Stiftung-Warentest-Testsieger von Magnat: Gute Verarbeitung und robust gegen Trittschall

Der Testsieger von Magnat ist ab etwa 900 Euro zu haben und gehört damit zu den teureren Modellen. Wirklich hochpreisige Profigeräte können aber 4.000 Euro und mehr kosten, der Magnat ist daher jedenfalls dem mittleren Preissegment zuzuordnen. Wer deutlich weniger hinblättern möchte, sei aber auch mit dem Preis- Leistungssieger von Stiftung Warentest gut bedient, sagt Schwarz. Ein vollautomatisches Gerät von Sony ließ sich leicht einrichten und sei um 190 Euro auch für Einsteiger interessant.

Antriebsart hat wenig Auswirkung auf Klangqualität

Insgesamt haben die Geräte im Test gut abgeschnitten, nur ein Gerät erhielt die Bewertung „Befriedigend“. Die beste Klangqualität erzielte der Rega Planar 3 um 950 Euro, der allerdings in der Anwendung etwas unpraktisch war. So musste man jedes Mal den Abspielriemen umlegen, wenn man die Abspielgeschwindigkeit ändern wollte. Grundsätzlich gibt es zwei Antriebsmöglichkeiten bei Plattenspielern. Manche betreiben das Gerät mit Hilfe dieses Riemens, der mit einem Motor verbunden ist, andere werden direkt vom Motor angetrieben.

Viele Experten vertreten die Auffassung, dass der Abspielriemen Motorvibrationen absorbiert und auf diese Weise für einen besonders klaren Klang sorgt. Stiftung Warentest konnte bezüglich der Antriebsart aber keine großen Unterschiede bei der Tonqualität feststellen, sagt Schwarz. Sowohl Geräte mit Antriebsriemen als auch solche mit Direktantrieb hätten im Test besser oder schlechter abgeschnitten.

Wer aber daran denkt, den Plattenspieler als DJ zu nutzen und eventuell auch scratchen möchte, sollte ein Gerät mit Direktantrieb wählen, da die Schallplatte hier sofort mit voller Geschwindigkeit anläuft, wenn sie zuvor mit der Hand gestoppt worden ist. Riemenbetriebene Modelle benötigen in so einem Fall eine gewisse Anlaufzeit.

Plattenspieler Rega Planar 3
Rega
Der Zweitplatzierte: Rega Planar 3 (2016) lieferte den besten Klang, war aber etwas umständlich in der Anwendung

Manuelle Bedienung erfordert Fingerspitzengefühl

Es gibt sowohl manuelle Modelle, bei denen der Tonarm ausschließlich von Hand bedient wird, als auch automatische Geräte, bei denen der Tonarm mittels Knopfdruck eigenständig auf der Schallplatte aufsetzt und am Ende wieder in die Ausgangsposition befördert wird. Für manche Enthusiasten gehöre der manuelle Antrieb zum analogen Erlebnis dazu, sagt Schwarz. Schließlich sei dies ein entscheidender Unterschied zur CD oder den digitalen Musikfiles. Ein gewisses Fingerspitzengefühl sei hier aber durchaus notwendig: Wer auf eine manuelle Bedienung wert legt, sollte zunächst mit etwas weniger wertvollen Vinylscheiben üben, rät die Expertin.

Vielseitige Boxenwahl durch Bluetooth

Manche Geräte haben einen Vorverstärker eingebaut und können direkt an Lautsprecher angeschlossen werden, andere müssen mit einem separaten Verstärker verbunden werden. Über integrierte Boxen verfügte keines der getesteten Modelle. Bei der Wahl des Lautsprechers habe man aber heutzutage zahlreiche Möglichkeiten, so Schwarz. Einige Plattenspieler, wie etwa der Preis-Leistungssieger von Sony, verfügen über eine Bluetooth-Funktion. Neben klassischen HiFi-Boxen können diese Geräte also auch drahtlos mit Bluetooth-Lautsprechern gekoppelt werden. Das Modell MusicCast Vinyl 500 von Yamaha verfügt darüber hinaus als einziges über eine WLAN-Funktion und kann in ein WLAN-Netz eingebunden werden.

USB-Anschluss unterstützt bei der Digitalisierung

Drei Geräte, darunter das Modell Sonoro Platinum (3. Platz im Test), haben einen USB-Anschluss eingebaut. Über ein USB-Kabel kann man so den Plattenspieler mit einem PC verbinden, um die Plattensammlung mit Hilfe einer Audiosoftware zu digitalisieren. Dabei solle man sich aber „nicht zu viel erwarten“, sagt Stiftung-Warentest-Expertin Sandra Schwarz. Man sei zwar in der Lage, die gröbsten Störgeräusche zu filtern, einen perfekten Sound garantiere diese Technik aber keineswegs.

Ob der Sound einer analogen Schallplatte nun tatsächlich besser ist als die digitalen Alternativen, sei dahingestellt. Er sei „in jedem Fall anders und auch gut“, so Schwarz: „Die Musik klingt wärmer, man hat ein bisschen das Gefühl, als wäre man gerade auf einem Livekonzert gelandet, und viele Leute mögen das, weil es sich so echt anfühlt.“