Radfahrerin auf einem Radweg in Wien.
APA/Georg Hochmuth
APA/Georg Hochmuth

Test: Welche Fahrradhelme wirklich schützen

Die deutsche Stiftung Warentest hat Fahrradhelme für Erwachsene getestet. Die gute Nachricht: Sämtliche Helme schützen vor Kopfverletzungen, manche bieten dabei aber mehr Komfort als andere. Auch ein Exot stand auf dem Prüfstand: ein Airbag für Radfahrer, der wie ein Kragen um den Hals getragen wird und sich bei einem Unfall automatisch aufbläst.

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„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1 und als Podcast.

Ein Fahrradhelm verhindert bei einem Aufprall schwere Kopfverletzungen – vorausgesetzt, der Helm passt und ist richtig eingestellt. Ob stromlinienförmig oder rund, mit Schirm oder ohne, fast geschlossen oder mit vielen Lüftungsschlitzen: Die Palette an Helmdesigns ist groß. Die deutsche Stiftung Warentest hat nun 14 Fahrradhelme für Erwachsene zu Preisen zwischen 35 und 160 Euro getestet.

Bequem muss der Helm sein

Wichtig ist, dass der Helm zur eigenen Kopfform passt und gut aufliegt. „Der Helm sollte möglichst waagerecht auf dem Kopf sitzen, etwa zwei Fingerbreit oberhalb der Augenbrauen“, so Stephan Scherfenberg von der Stiftung Warentest. Vor allem ein Verrutschen in den Nacken oder auf die Stirn sollte verhindert werden. Mittels Stellring am Hinterkopf kann die Weite verstellt werden, man sollte darauf achten, dass nur gepolsterte Stellen den Kopf berühren, damit man keine Druckstellen am Kopf bekommt.

Beim Einstellen der Gurte des Helms sollte man drauf achten, dass sie sich nicht verdrehen und weder zu locker noch zu fest sitzen. Passen noch zwei Finger zwischen Kinnriemen und Hals, sind die Gurte genau richtig gespannt.

Radfahrer in der Wachau.
ORF.at/Georg Hummer
Stürze und Unfälle können sonst schon bei geringen Geschwindigkeiten zu schweren Verletzungen führen

Mit und ohne MIPS gibt es Gute

Einige Helmanbieter versprechen Extraschutz durch das MIPS-System, das steht für Multi-Directional Impact Protection System. Eine speziell im Helm eingelassene Plastikschale soll dabei die Rotationskräfte im Fall eines Aufpralls besonders gut abfedern.

„Wir haben Helme mit MIPS-System aus unterschiedlichen Richtungen auf unterschiedliche Untergründe aufprallen lassen und konnten keinen Vorteil gegenüber Helmen ohne MIPS feststellen“, so Scherfenberg.

Die besten Helme im Test

Bei der Untersuchung der Stiftung Warentest schnitten acht Helme haben mit einem Gut ab – der besten Note im Test. Vier mit und vier ohne MIPS.

Testsieger wurde der City i-vo MIPS von Uvex (ca. 100 Euro), gefolgt vom Alpina Haga LED auf Rang zwei (ebenfalls ca. 100 Euro). Auf dem dritten Platz landen Helme von Nutcase (vio MIPS LED ab 160 Euro) und Specialized (Align II ab 50 Euro).

Preis-Leistungs-Sieger

Preis-Leistungs-Sieger wurde der Fischer Urban Plus, der ab 40 Euro im Handel zu haben ist. „Der Fischer-Helm hat sogar die beste Note im Schutz vor Kopfverletzungen bekommen. Sein einziger Haken ist, dass er ein bisschen kompliziert einzustellen ist. Aber wenn sie den Helm einmal auf ihre Größe angepasst haben, müssen sie das ja auch nicht jedes Mal ändern“, so Scherfenberg von der Stiftung Warentest.

Die weiteren mit Gut benoteten Modelle stammen von Bell (Trace MIPS), Casco (Cuda 2) und Cratoni (Velo-X).

Der Airbag-Helm in geschlossenem Zustand um den Hals getragen und in aufgeblasenem Zustand wie eine Trockenhaube um den Kopf
hovding.com
Bei einem Sturz bläst sich der Airbag auf und legt sich rund um den Kopf

Airbag-Helm schont die Frisur

Auch ein neuartiger Airbag-Helm der schwedischen Firma Hövding wurde getestet. Viele Radlerinnen und Radler, die sich ihre Frisur nicht ruinieren wollen, liebäugeln mit einer Anschaffung dieses Exoten. Er wird wie ein schwerer Schal oder Kragen um den Hals getragen, wiegt 840 Gramm, und soll im Fall eines Sturzes die Beschleunigung registrieren und sich innerhalb von Sekundenbruchteilen öffnen.

„Das haben wir ausprobiert. Das funktioniert, der Airbag öffnet sich und ist offen, bevor der Kopf aufprallt. Er legt sich dann – wie so eine Trockenhaube für die Haare – um den ganzen Kopf und schützt diesen rundum. Dieser Rundumschutz ist ein Vorteil gegenüber normalen Fahrradhelmen,“ so der Warentester.

Guter Schutz, aber nicht in allen Situationen

Doch nicht in allen Situationen öffnet der 350 Euro teure Airbag-Helm zur rechten Zeit. „Wenn man zum Beispiel durch die Stadt fährt und gegen eine sich öffnende Lkw-Tür prallt, dann kommt es zur Verletzung, bevor man stürzt. Oder auch wenn man durch den Wald fährt und einen Ast streift. Da registriert der Hövding keine Beschleunigung, sondern erst, wenn man stürzt und die Wunde schon am Kopf hat“, so Scherfenberg.

Lebensdauer eines Helms im Schnitt bei fünf Jahren

Egal für welchen Helm man sich entscheidet – nach einem schweren Sturz oder Unfall sollte er durch einen neuen ersetzt werden, auch wenn mit freiem Auge keine Schäden erkennbar sind. Ohne Sturz beträgt die Lebensdauer eines Fahrradhelms um die fünf Jahre, dann sollte er wegen Materialermüdung ausgetauscht werden.