Veggie-Wurst auf Grill
Getty Images/iStockphoto/hapabapa
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Veggie-Würstel oft mit Mineralöl verunreinigt

Zur Grillsaison kommen zunehmend auch vegetarische und vegane Würstel auf den Rost. Die fleischlosen Produkte sind aber nur bedingt eine gesunde Alternative. In vielen Veggie-Würsteln steckt Mineralöl, so das deutsche Magazin „Ökotest“, das 20 Produkte untersucht hat. Beim Geschmack werde mitunter kräftig mit Zusatzstoffen nachgeholfen.

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Wer ein Veggie-Würstel auf den Griller legt und den typischen Fleischgeschmack erwartet, wird enttäuscht werden. „Einen wirklichen Fleischgeschmack erzielte nahezu keines der Produkte im Test“, so Johanna Michl, Lebensmittelchemikerin und Projektleiterin bei „Ökotest“.

„Sehr gut“ im Geschmack

Das Magazin ließ 20 fleischfreie Würstchen im Labor untersuchen und von Sensorikern beurteilen. Neun Produkten waren bio. „Es ist eine pflanzliche Produktgruppe, und das sollte einem auch bewusst sein, wenn man diese Würstchen essen will“, so Michl.

Anstelle von Fleisch werden für die Veggie-Bratwürstel meist Tofu oder Sojaeiweiß, aber auch Seitan, Süßlupinen, Gemüse und Pilze verwendet. Die Tester sind der Ansicht, diese Grundsubstanzen sollten auch zu schmecken sein und nicht durch künstliche Zusatzstoffe verdeckt werden. Gleichzeitig sollen die Produkte würzig sein und einen gewissen Biss haben. Von 20 Würsteln im Test schafften das alle.

Aromen, Hefeextrakt, Salz

„Keines der Produkte fiel beim Geschmack negativ auf, alle waren artentsprechend und ‚sehr gut‘“, so Michl. Unterschiede gab es aber im Mundgefühl. Manche Würste waren leicht bissfest, andere sehr zart und fein, je nachdem, ob das Produkt eine Hülle hat oder nicht.

Den passenden Geschmack verdankt die Hälfte der Würstel Geschmacksverstärkern, Aromen und glutaminsäurehaltigem Hefeextrakt – dafür gab es Minuspunkte im Test. Auch der teils hohe Salzgehalt sorgte für Abwertungen.

Veggie-Wurst auf Teller
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Geschmacklich top, doch Zusatzstoffe und Verunreinigungen lassen Würstel durchfallen

18 von 20 Würsten mit Mineralöl

Damit nicht genug: Das größte Problem waren Mineralölrückstände. 18 der 20 getesteten Würstel waren damit verunreinigt, vier davon sogar stark. Besonders viele Mineralölrückstände fand „Ökotest“ zum Beispiel in der „Wheaty Seitan Thuringen Vegan“ (seit kurzem umbenannt in: „Wheaty Super Griller Vegan“), die deswegen durchfiel. Auch die „Herrmann Rostbratwürstchen ohne Fleisch, vegetarisch“ waren stark belastet.

Der Hersteller der Marke „The Vegetarian Butcher“ nahm seine „Lass-Die-Sau-Raus Würstchen“ nach der „Ökotest“-Analyse gleich ganz aus dem Sortiment. Das Produkt „Beyond Meat Beyond Sausage Brat Original“ enthielt zudem Mineralölrückstände, die sogar krebserregend sein können. Dafür gab es ebenfalls ein „ungenügend“.

Sonnenblumenöl unter Verdacht

Stammten die Rückstände früher meist aus der Verpackung, machen die Hersteller nun andere Quellen in der Produktion aus. Die Verunreinigungen könnten aus dem Schmieröl von Produktionsanlagen stammen. „Häufig teilten die Hersteller auch mit, dass wohl das eingesetzte Sonnenblumenöl im Produkt mit Mineralöl verunreinigt ist“, so Michl.

„Ökotest“ nahm auch noch andere Schadstoffe unter die Lupe. In fünf Produkten fand das Labor Pestizidrückstände. Nur die Bioware im Test war gänzlich frei davon.

Nur jedes vierte Produkt „empfehlenswert“

Alles ins allem fiel das Ergebnis eher ernüchternd aus. Nur jedes vierte Veggie-Würstchen war „gut“ oder „sehr gut“ und damit zu empfehlen. Die Bioprodukte schnitten durchwegs besser ab. In dieser Produktgruppe gab es vier „gut“: „Alberts Lupinen Rost-Bratwürstchen, vegan“, „Dm Bio Vegane Bratwürstchen", Taifun Grillknacker Sojawürstchen, vegan" und Veggie Life Veggiefrisch Bratwürste, vegan“. Drei Produkte waren „befriedigend“. „Zwei können wir nicht empfehlen“, so Michl.

Algenbratwurst ist Testsieger

Bei den konventionellen Würsteln gab es das einzige „Sehr gut" im Test. Es ging an Viva Maris Vegane Algen Bratwurst“, deren Geschmack die Tester als „würzig, mit leichter Röstnote“ beschrieben. „In dieser Gruppe raten wir von sechs Produkten ab, vier waren mittelmäßig.“ Das insgesamt günstigste „gute“ Produkt war die vegane Biobratwurst von Dm.

Wie Veggie-Würstel am Griller gelingen

Zwar fällt vielleicht der Verzicht auf Fleisch mit diesen Produkten leichter, aber sind sie auch gesünder? „Es handelt sich bei fast allen Produkten um hochverarbeitete Ware“, so die Lebensmittelchemikerin. Das solle man im Hinterkopf behalten.

Bei einem Grillabend könne man diese Produkte durchaus ab und zu essen, so Michl. „Von einem regelmäßigen Verzehr zwei, drei Mal die Woche würde ich eher abraten.“ Die gesündere Alternative seien gegrilltes Gemüse und gegrillter Tofu.

„Ökotest“ rät, die Veggie-Würstel vor dem Grillen mit Öl zu bestreichen, damit sie nicht ankleben und bei niedriger Hitze am Rand des Grillrosts kurz zu bräunen. Das verhindere das Austrocknen.