Kokosblütenzucker
Getty Images/iStockphoto/seramo
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Teurer Kokosblütenzucker oft gestreckt

Alternativen zu weißem Zucker erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Das deutsche Magazin „Öko-Test“ hat Kokosblütenzucker unter die Lupe genommen. Er hat den Ruf, gesünder als gewöhnlicher Haushaltszucker zu sein. Das schlägt sich auch im hohen Preis nieder. Die Hälfte der Produkte schnitt im Test „sehr gut“ ab. Einige waren jedoch mit anderen Zuckerarten gestreckt.

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Kokosblütenzucker wird derzeit stark beworben. Um den Zucker aus Südostasien entstand ein wahrer Hype, weil er wegen der enthaltenen Mineralien und dem geringeren Einfluss auf den Blutzuckerspiegel gesund sein soll und, weil er geschmackliche Besonderheiten hat. Er besteht aus dem Saft von Kokospalmen, der so lange über dem Feuer gekocht wird, bis er eindickt und schließlich kristallisiert.

Elf „sehr gute“ Produkte

Öko-Test wollte wissen, wie gesund Kokosblütenzucker tatsächlich ist und ließ dazu im Labor die Zusammensetzung von zwanzig Produkten überprüfen. Alle Artikel bestanden laut Deklaration auf der Verpackung aus reinem Kokosblütenzucker, fast alle waren bio.

zwei Gefäße mit Kokospalmensirup auf offenem Feuer
AFP/DIBYANGSHU SARKAR
Der Saft von Kokospalmen wird über offenem Feuer zu Sirup eingedickt

Elf der getesteten Produkte bestanden die Überprüfung tadellos, sie bekamen das Testurteil „sehr gut“: Agava Kokosblütenzucker Naturland, Alnatura Kokosblütenzucker, Basic Kokosblütenzucker, Borchers Bio Kokosblütenzucker, Dm Bio Kokosblütenzucker Naturland, Dr. Goerg Bio-Kokosblütenzucker, Ener Bio Kokosblütenzucker, Natura Kokosblütenzucker pur, Naturgut Bio Kokosblütenzucker, Nuss Kokoszucker und Rapunzel Kokosblüten Zucker.

Acht Produkte mit Fremdzucker

Bei acht Produkten ergab die Isotopenanlyse, dass sie nicht nur aus Kokosblütenzucker bestanden. „Knapp die Hälfte der Produkte waren mit einem anderen Zucker gestreckt“, so Birgit Hinsch, Redakteurin bei „Öko-Test“. Man könne davon ausgehen, dass es sich dabei um Rohrzucker handelte. „Die Bandbreite reichte von sehr geringen Spuren bis hin zu einem Anteil von mehr als 50 Prozent.“

Dafür gab es je nach der gefundenen Menge Abzüge. Zwei Produkte wurden als „mangelhaft“ eingestuft. Das betraf Davert Kokosblütenzucker und Morgenland Kokosblütenzucker. Letzterer bestand sogar zu mehr als der Hälfte aus Fremdzucker.

Kokosblütenzucker von Davert, Morgenland
oekotest.de
Im Test erwiesen sich zwei Kokosblütenzucker als „mangelhaft“

Nur Dr. Oetker reagiert mit Verkaufsstopp

Die betroffenen Hersteller reagierten darauf unterschiedlich. Manche zweifelten das Testergebnis an, andere versprachen eigene Analysen. Ganz ausschließen lasse sich eine Verunreinigung eben nicht, so der Tenor. Diese könne bereits bei den Bauern in Indonesien und auf den Philippinen passieren, die den Zuckersaft gewinnen und zu Sirup einkochen. Oder in einer der Kooperativen, die die getrockneten, vermahlenen Produkte sammeln und verpacken. Oder bei den Zwischenhändlern.

Ob Konsumentinnen und Konsumenten hier bewusst getäuscht würden, lasse sich gar nicht sagen, so „Öko-Test“. Schließlich gibt es keine definierten Reinheitsanforderungen für Kokosblütenzucker in der EU. Neun Produkte enthielten tatsächlich nur reinen Kokosblütenzucker.

„Überrascht hat uns die Reaktion des einzigen konventionellen Anbieters im Test, Dr. Oetker“, so Hinsch. Das Unternehmen nahm alle Produkte vom Markt. Dabei hatte dieser Kokosblütenzucker im Test gar nicht so schlecht wie andere abgeschnitten. Er war „befriedigend“. Dr. Oetker ließ die Messwerte von „Öko-Test“ dennoch im eigenen Labor überprüfen und fand sie bestätigt.

Um ein Vielfaches teurer als Haushaltszucker

Erstaunlich ist der Preis, den manche Hersteller für den exotischen Trendzucker verlangen. Ein Kilogramm kostete zwischen acht und 33 Euro. Zum Vergleich: Ein Kilo gewöhnlichen Haushaltszucker bekommt man um einen Euro. Als Argument für den hohen Preis führten die Anbieter neben der geringen Produktionsmenge und der aufwändigen händischen Herstellung auch Gesundheitsaspekte an.

Fazit: Zucker bleibt Zucker

„Dabei besteht auch der Kokosblütenzucker so wie der normale Haushaltzucker überwiegend aus Saccharose“, so Hinsch. Die als „gesund“ beworbenen geringen Anteile an Mineralstoffen würden für die Ernährung keine Rolle spielen. Man müsse schon sehr viel Zucker essen, um von dieser Mineralstoffquelle zu profitieren. Für Produkte, die auf der Verpackung mit dem Hinweis „wertvolle Mineralstoffquelle“ warben, gab es deswegen Abzüge.

„Das Fazit ist daher: Es ist ein Zucker wie jeder andere“, so Hinsch. Auch der angebliche Vorteil, dass dieser Zucker langsamer ins Blut gehe und länger sättige, sei nicht ausreichend durch Studien belegt.

Feiner Malz- und Karamellgeschmack

„Kokosblütenzucker ist sehr naturbelassen und hat einen besonderen Geschmack“, so Hisch. Der Zucker verleiht Süßspeisen und Tee eine feine Karamell- und Malznote. Nach Kokosblüten schmeckt er nicht. Die Sensorikexperten konnten im Test übrigens beim Geschmack keinen Unterschied zwischen reinen und gestreckten Produkten feststellen.

„Öko-Test“ empfiehlt, Kokosblütenzucker sparsam einzusetzen und eher wie ein Gewürz zu verwenden. Das spare nicht nur Kalorien, sondern schone auch die Geldbörse.