Euro-Geldscheine und Euro-Münzen
APA/dpa/Daniel Reinhardt
APA/zb/Monika Skolimowska

AK-Bankenmonitor: Jede zweite Bank zog für Neukunden Schrauben an

Laut aktuellem Bankencheck der Arbeiterkammer (AK) haben zahlreiche Banken ihre Gebühren für Neukunden seit Jahresbeginn im Schnitt um zwölf Prozent erhöht. Kritik übt die AK unter anderem an extrem hohen Überziehungszinsen und versteckten Bankomatgebühren.

Wer als Kunde neu zu einer Bank stößt, hatte zum heurigen Jahresbeginn zum Teil deutlich mehr an Spesen und Gebühren zu berappen als im Jahr davor. Die Arbeiterkammer (AK) hat nun ihren neusten Bankenmonitor veröffentlicht. Jede zweite überprüfte Bank habe demnach für Neukunden kräftig an der Spesenschraube gedreht, und durchschnittlich sieben Gebühren um rund zwölf Prozent verteuert.

AK fordert Verbot von Negativzinsen bei Privaten

Dia AK fordert ein gesetzliches Verbot der Verrechnung von Negativzinsen bei privaten Girokonten (zum Beispiel von Gehalts-, Pensions-, Jugend- und Studentenkonten). Negativzinsen sind nur bei Spareinlagen verboten, nicht jedoch bei anderen Einlagen. In der Corona-Krisenzeit und angesichts der hohen Arbeitslosenzahlen sollten die Banken auch auf bestimmte Spesen ganz verzichten, fordert die AK.

Sechs der elf von der AK geprüften Banken in Wien haben im Jahresabstand zwischen zwei (easybank) und 15 (Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien) Spesen erhöht oder neue eingeführt, so die AK. Sie erhob die Preise von 53 Dienstleistungen für Neukundinnen und Neukunden – Zahlungsverkehr, Sparen, Kredit, Wertpapiere – bei zwölf Banken in Wien im Jahresvergleich November/Dezember 2019 zu Dezember 2020/Jänner 2021. Von der Volksbank Wien wurden wie in den Vorjahren keine Preisaushänge übermittelt.

Knapp 20 Prozent höhere Gebühren bei Raiffeisen

Fünf Häuser ließen ihre Spesen unverändert. Und zwar Hypo NÖ, Generali Bank, ING-DiBa, Santander und WSK Bank. Sechs haben an der Preisschraube gedreht, davon haben vier einzelne Gebühren aber auch gänzlich gestrichen. AK-Konsumentenschützer Martin Korntheuer führte einige Beispiele an.

Drei Kinder halten ihr Taschengeld in den Händen.
APA/dpa/Patrick Seeger
Für die Kunden gibt es keine Zinsen von der Bank – Von den Kunden kassieren die Banken gerne zehn Prozent und mehr

Die meisten Entgelte hob die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien an: Hier wurden 15 teils kräftige Erhöhungen mit durchschnittlich 18,89 Prozent gemeldet. Im Gegenzug senkte sie jedoch auch eine Gebühr und strich sogar zwei Preise zur Gänze. Die bankdirekt.at setzte acht ihrer Entgelte hinauf, im Schnitt um 1,23 Prozent. Jeweils sieben ihrer Entgelte schraubten Erste Bank und Bank Austria hinauf – die Erste um im Schnitt 20 Prozent, Bank Austria um durchschnittlich 4,50 Prozent.

Kritik an Gebühren für Bankomatbehebungen

Als Preisausreißer nannte die AK Preise auf Bankgeschäfte am Schalter. So kostet jetzt etwa bei der BAWAG P.S.K. eine Einzahlung am Schalter auf ein fremdes Konto 9,90 Euro. Auch bei Krediten und im Wertpapiergeschäft gingen Gebühren hoch. Wenn Kreditkunden eine Stundung bei der Erste Bank beantragten, zahlten sie nun 250 statt 116 Euro, mehr als Doppelte in Zeiten von Kurzarbeit und hoher Arbeitslosigkeit, wie die AK kritisch festhält. Zu den Spesenrittern zählt die AK auch Raiffeisen Wien NÖ, wo sich etwa bei günstigen Konten ohne Pauschalen Buchungsgebühren für Bankomatabhebungen und Bankomatzahlungen mit 0,59 Euro niederschlugen.

Saftige Zinsen bei Kontoüberziehungen

Von der Kreditwirtschaft werden Erleichterungen in der Coronakrise verlangt. So seien die Zinsen für Kontoüberziehungen mit im Schnitt 10,625 Prozent extrem hoch, obwohl sie für Guthaben bei null liegen. Gefordert wird deshalb ein Corona-Sonderzinssatz für Überziehungen von fünf Prozent während der Pandemiekrise. Zudem sollten Banken bei Zahlungsproblemen (Konsum-, Hypothekarkredit sowie bei Kontoüberziehungen) auf Verzugszinsen und Mahnspesen verzichten.

Wer sein Konto über den Überziehungsrahmen überzieht (meist zwei bis vier Netto-Monatsgehälter), zahlt zusätzlich vier Prozent Zinsen. Dieser Verzugszinssatz solle gestrichen werden. Auch die Negativeinträge („Schwarze Liste“) in den Bonitätsdatenbanken von Wirtschaftsauskunfteien sollen bei Corona-Kreditstundungen fallen, fordert die AK.