Greenpeace hat 664 Kosmetikprodukte wie Lidschatten, Wimperntusche, Lippenstift und Gesichtspuder bekannter Marken untersucht, drei Viertel davon enthielten Plastik. Neben Mikroplastik, also kleinsten festen Kunststoffpartikeln, fanden die Tester auch flüssige, halbfeste und lösliche Kunststoffe, die für Schimmer oder eine matte Optik sorgen können. Dabei handle es sich um gelartige, wachsartige Nanopartikel, die in der Umwelt nicht abbaubar sind und im Verdacht stehen, in Zellen eindringen zu können, sagt Lisa Panhuber von Greenpeace Österreich.
Plastik gelangt in Organismus
Bei Tieren habe man das bereits beobachtet, so Panhuber. Diese Plastikpartikel stehen im Verdacht, Entzündungen im Körper auszulösen. Welche gesundheitlichen Folgen die Aufnahme dieser Kunststoffe habe, sei allerdings noch nicht ausreichend erforscht. Als Bestandteil von Kosmetikprodukten könnten sie jedenfalls über Mund, Augen und Atmung in den Körper gelangen, so Panhuber.
„Am öftesten kommt Kunststoff in Augen-Make-up zum Einsatz, das waren in unserem Test 90 Prozent der Produkte“, sagt Panhuber. In 73 Prozent der Lippenstifte und Lipglosse sowie 71 Prozent der Make-ups fürs Gesicht wurden Plastikpartikel entdeckt. Im Durchschnitt nehme ein Mensch heute bis zu fünf Gramm Plastik pro Woche auf, das Gewicht einer Kreditkarte, heißt es von Greenpeace, noch viel mehr lande in der Umwelt.
Österreich für Mikroplastikverbot
Die freiwillige Selbstverpflichtung der Industrie, auf Mikroplastik zu verzichten, greife zu kurz, so Panhuber. Denn die Hersteller definieren einerseits selbst, was sie unter Mikroplastik verstehen. Andererseits gelte die Selbstverpflichtung oft nicht für alle Produkte einer Marke. „Nur weil in den Duschgelen eines Unternehmens kein Mikroplastik enthalten ist, heißt das nicht, dass nicht vielleicht im Puder oder im Lippenstift derselben Marke Plastikpartikel drinnen sind“, so Panhuber.
Die Europäische Kommission berät derzeit über verschärfte Richtlinien für den Einsatz von Plastik in Kosmetik- und Reinigungsprodukten. Aus dem zuständigen Umwelt- und Klimaschutzministerium heißt es auf Anfrage von Ö1, dass Österreich ein Verbot unterstütze.
Aktionsplan gegen Mikroplastik
Die österreichische Regierung selbst hat bereits 2019 einen Aktionsplan zu Mikroplastik aufgestellt, der etwa einen Ausbau von Kläranlagen und ein Verbot von mit Mikroplastik belastetem Klärschlamm als Dünger in der Landwirtschaft vorsieht. Sollte es nicht zu einem europaweiten Ausstieg bei der Verwendung von Mikroplastik in Kosmetika und Reinigungsmitteln kommen, sieht der Aktionsplan vor, ein nationales Verbot anzustreben.