gelbe Cherrytomaten im Topf
Karin Fischer/help.ORF.at
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Start ins Gartenjahr mit selbst gezogenen Paradeisern

Wer keinen Gemüsegarten hat, muss deswegen nicht auf selbst angebaute Tomaten verzichten. In große Töpfe gepflanzt gedeiht das Gemüse auch hervorragend auf Balkon und Terrasse. Viele Sorten kommen mit wenig Platz aus. Mit der Aussaat der Samen kann demnächst begonnen werden. Tipps für Einsteiger zu Auswahl, Pflege und Ernte.

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Tomaten gehören zu den beliebtesten Gemüsesorten für Balkon und Terrasse. Kein Wunder: Selbst angebaut und frisch gepflückt schmecken sie am besten.

„Black Cherry“ und „Green Zebra“

"Wenn ich mir Mozzarella mit Tomaten mache, verwende ich dafür eine ‚White Cherry‘, eine ‚Black Cherry‘, eine ‚Oranges Ochsenherz‘ und eine „Gestreifter Fels’“, so Michael Deutsch. Der Landwirt kultiviert im Burgenland unter der Marke Biotiger 160 Sorten Paradeiser. Viele tragen fantasievolle Namen wie „Red Tiger“, „Yellow Monster“ und „Green Zebra“.

hellgrün-violette Cherrytomaten
Karin Fischer/help.ORF.at
Tomaten lieben Sonne und Wärme

„Tomaten selbst anzubauen ist nicht so schwierig“, so Deutsch. Ein kleiner Topf mit Löchern im Boden wird mit Anzuchterderde befüllt und diese gleichmäßig glattgestrichen, sodass eine ebene Fläche entsteht. Darauf streut man fünf bis sechs Samen. Eine dünne Schicht Erde soll das Saatgut gerade bedecken.

Anschließend wird der Topf für mehrere Stunden ins Wasser gestellt, damit sich die Erde vollsaugen kann. Über den Topf kommt eine durchlöcherte Klarsichtfolie, die mit einem Gummiringerl fixiert wird und fertig ist das Minigewächshaus.

Zum Keimen Wärme, zum Wachsen Licht

Zum Keimen brauchen die Samen einen möglichst warmen Platz, es darf dort ruhig dunkel sein. Erst nach vier bis fünf Tagen, wenn sich die ersten Keimblätter zeigen, stellt man die Töpfe möglichst hell. Ab dann genügen auch zehn bis 15 Grad. Sobald die ersten gefiederten Blätter erscheinen, wird pikiert. Das heißt, jeder Winzling bekommt seinen eigenen kleinen Topf.

Tomatensetzlinge
Karin Fischer/help.ORF.at
Der richtige Zeitpunkt zum Pikieren der Setzlinge

Eingesetzt wird so tief, dass nur die obersten vier Blätter herausschauen. „Die junge Pflanze schauen nach dem Umsetzen ein paar Tage ziemlich traurig drein und lassen alles hängen“, so Deutsch. Grund zur Sorge sei das nicht. „Man gießt sie gut an und lässt sie tagelang in Ruhe, bis die Feuchtigkeit abgetrocknet ist.“

Aussaat ab Mitte März

Ins Freie dürfen die Jungpflanzen frühestens Mitte April, wenn kein Frost mehr kommt. Auf die Eismänner Mitte Mai müsse man nicht warten, ein bis zwei Grad Minus würden die Jungpflanzen schon kurz aushalten, so der Experte. Notfalls schützt man sie mit einem Papiersackerl.

Wer bis zum Aussetzen ins Freie genügend hellen Platz hat, kann schon Mitte März mit der Aussaat beginnen. Müssen die Jungpflanzen zu lange ohne ausreichend Licht im Haus bleiben, schießen sie in die Höhe statt kräftig und kompakt zu wachsen. Man kann sie beim Auspflanzen „retten“, indem sie bis zu den obersten vier Blättern vorsichtig in der Erde versenkt werden.

Vielfalt an Cherrytomaten für den Balkon

Für Balkongärten empfiehlt Michael Deutsch vor allem Cherrytomaten. Den kleinen und buschig wachsenden Sorten reicht ein 20-Liter-Topf. Die gelbe Sorte „Gold Nugget“ zum Beispiel reift sehr früh, benötigt nur einen kurzen Stock und kann über das Pflanzgefäß hinunterhängend wachsen. Die Sorten „Rote Ribisel“, „gelbe Johannisbeere“ und „Tigerette“ eignen sich sogar für ein Balkonkisterl vor dem Fenster.

Cherrytomaten der Sorte „Indigo Blueberry“
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Cherrytomate „Indigo Blueberry“ für Balkon und Terrasse

"Meine zwei Lieblingssorten unter den Cherrytomaten sind ‚White Cherry‘ und ‚Black Cherry‘, so der Landwirt. Erstere ist cremeweiß mit einem „wunderbaren, süßen Geschmack“. Die violette bis dunkelbraune „Black Cherry“ ist ein wenig größer und „sehr saftig, wenn sie ganz reif ist, auch wunderbar süß“.

„Schneewittchen“ und „Ochsenherz“

Salattomaten wie die fast weiße Sorte „Schneewittchen“, der Klassiker „Rheinlands Ruhm“ und die beliebte „San Marzano“ gedeihen sowohl auf Balkon und Terrasse wie auch in Hochbeet und Freiland. Die Sorte „San Marzano“ eigne sich dank ihres hohen Trockenmasseanteils besonders gut zur Herstellung von kompakten Saucen.

Fleischtomaten wie „Ochsenherz“, „Gestreifte Fels“ und „Zieglers Fleisch“ brauchen mehr Platz. So sie nicht ohnedies im Freiland stehen, sollte ihr Topf mindestens 30-Zentimeter Durchmesser haben.

Damit sie die schweren Früchte tragen können, werden sie an einem kräftigen Stock aufgebunden. „Ein Geheimtipp ist das ‚Orange Ochsenherz‘“, so Deutsch. „Die schmeckt schon fast wie Obst.“ Ehrlicherweise müsse man aber dazusagen, dass sie „vom Ertrag her kein Renner ist“.

Topfparadeiser alle drei Tage gießen

Ob Tomaten gegossen werden müssen, sorgt unter Hobbygärtner oft für hitzige Diskussionen. „Nur Freilandpflanzen brauchen nahezu kein zusätzliches Wasser“, so der Experte. Vor allem dann nicht, wenn sie ohne Stock auf Stroh liegend gezogen werden. Der Boden unter der schützenden Strohschicht trocknet weniger aus.

Salattomate „Red Cavern“
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Stopftomaten „Red Cavern“ können ausgehöhlt und wie Paprika gefüllt werden

Topfpflanzen hingegen gießt man jeden dritten oder vierten Tag kräftig von unten, damit die Blätter nicht nass werden. Meist jedoch bekommen Tomaten ohnedies viel zu viel Wasser, ein typischer Anfängerfehler. „Damit steigt die Gefahr von Pilzkrankheiten wie der Braunfäule.“ Staunässe im Untersetzer sollte vermieden werden. Überschüssiges Wasser daher wegleeren.

Tipps für bessere Ernte

„Der Schlüssel zum Erfolg ist das Ausgeizen“, so Deutsch. Bei Salat- und Fleischtomaten werden fast alle Seitentriebe in den Blattachseln entfernt, nur zwei bis höchstens drei Triebe bleiben stehen. „Der erste sinnvolle Seitentrieb, der stehenbleiben darf, ist jener neben der ersten Blüte.“

Bei Cherrytomaten dürfen es auch bis zu vier Triebe sein. Auch Blätter nahe am Boden kann man großzügig wegbrechen. Wer qualitativ bessere Früchte ernten möchte, dürfe hier nicht zimperlich sein. „Auch mir passiert es, dass ich zu viel stehen lasse“, so der Profi. „Zur Haupterntezeit hat man meist ohnedies mehr als genug. Besser ausgeizen, anbinden und luftig kultivieren.“ Das beuge auch Krankheiten vor.