Windräder aus der Ferne im Sonnenuntergang
APA/dpa/Sebastian Gollnow
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E-Wirtschaft: Energiewende fordert Netzumbau

Um den Umstieg auf erneuerbare Energien schaffen zu können, sei ein weitgehender Ausbau der Netzstruktur nötig, warnen Vertreter der E-Wirtschaft. Nur auf diese Weise werde man die Versorgungssicherheit auch in Zukunft garantieren können. Momentan müsse man „fast täglich“ zu Notmaßnahmen greifen, um die Versorgung sicherzustellen.

Um für die anstehende Energiewende gerüstet zu sein, müsse die E-Wirtschaft den Infrastrukturausbau beschleunigen. Vor allem im Bereich der Verteilernetze sei ein Ausbau nötig, betonte Barbara Schmidt, die Generalsekretärin von Oesterreichs Energie, der Interessenvertretung der österreichischen E-Wirtschaft. Zur Unterstützung der Versorgungssicherheit seien auch „grüne Gase“ nötig. Präsident Michael Strugl sagte, auch künftig werde man thermische Kraftwerke als Netzreserve brauchen.

„Netzausbau und Stromspeicher dringend nötig“

Die Versorgungssicherheit sei das wichtigste Ziel, sagte der oberste Branchenvertreter. Strom müsse nicht nur sauber und leistbar sein, sondern auch sicher zu Verbraucherinnen und Verbrauchern kommen. Zum Nulltarif gebe es die Versorgungssicherheit aber nicht, so Strugl bei einer Trendforum-Diskussion von Oesterreichs Energie. In Österreich gebe es im Jahr nur 25 Minuten ungeplante Unterbrechung. Wolle man dieses Niveau halten, müsse man einiges tun.

In dem Ausmaß, in dem immer mehr volatile Windkraft und Photovoltaik integriert werde, müssten die Netze und die übrige Infrastruktur ausgebaut werden, sowohl bei Verteilnetzen als auch den Übertragungsnetzen, sagte Strugl, der auch Chef des Stromkonzerns Verbund ist. Zudem seien Stromspeicher nötig, um nicht nur auf Importe angewiesen zu sein, wenn es wie zuletzt im Jänner wenig Elektrizität aus Wasserkraft, Sonne oder Wind gebe. Das müsse auch den Planungsverantwortlichen in Österreich bewusst sein.

Windräder neben Bäumen im Sonnenaufgang
APA/dpa/Tom Weller
Netzausbau und Stromspeicher sollen die Versorgungssicherheit in Zeiten der Energiewende garantieren

Österreich habe im Grund ein sehr sicheres System, die Versorgungszuverlässigkeit sei sehr hoch, betonte Gerhard Christiner, der technische Vorstand des Übertragungsnetzbetreibers Austrian Power Grid (APG). Auch bei der Transformation des Energiesystems und dem Weg zu erneuerbaren Energien müsse darauf geachtet werden, dass die Balance erhalten bleibe.

„Umstieg auf erneuerbare Energien zwingt zum Handeln“

Immer wieder gebe es Situationen, wo der Strommarkt Ergebnisse liefere, die physikalisch nicht darstellbar seien: „Dann greifen wir mit Redispatch präventiv ins Netz ein, damit wir sicher sind“, so Christiner. Unter Redispatch versteht man Eingriffe in die Erzeugungsleistung von Kraftwerken, um Leitungsabschnitte vor einer Überlastung zu schützen. Droht an einer bestimmten Stelle im Netz ein Engpass, werden Kraftwerke diesseits des Engpasses angewiesen, ihre Einspeisung zu drosseln, während Anlagen jenseits des Engpasses ihre Einspeiseleistung erhöhen müssen. Auf diese Weise wird ein Lastfluss erzeugt, der dem Engpass entgegenwirkt.

Selbst wenn die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien übers Jahr gesehen gut sei, seien es fehlende Netzkapazitäten, die eine optimale marktwirtschaftliche Verteilung verhinderten. Diese fehlende Infrastruktur führe dazu, dass die APG nach eigenen Angeben bereits fast täglich zu Redispatch-Maßnahmen greifen müsse. Die Verbraucherinnen und Verbraucher hätten die notwendigen Maßnahmen im Jahr 2020 monatlich rund 11 Mio. Euro gekostet. Das zeige, wie unerlässlich und dringend die Investitionen in ein modernisiertes und leistungsstarkes Stromnetz für die Versorgungssicherheit des Landes und das Erreichen der Energiewende seien.