Seniorin telefoniert mit einem Smartphone
Getty Images/Halfpoint Images
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Die besten Seniorenhandys mit Notruffunktion

Speziell für ältere Menschen ist es wichtig, gut erreichbar zu sein. Um mit Enkerln und Freunden Kontakt zu halten und zu plaudern, und um im Notfall rasch Hilfe rufen zu können. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat nun 16 Seniorenhandys getestet. Neben gut ablesbaren Displays, großer Schrift, leicht bedienbaren Tasten und einer hohen Lautstärke beim Telefonieren haben alle Geräte auch eine spezielle Notruftaste.

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Während moderne Smartphones jedes Jahr mit noch mehr innovativen technischen Finessen vollgepackt werden, steht bei so genannten Seniorenhandys die bewusste Reduktion auf das Wesentliche im Fokus. Weniger ist mehr, ist hier das Motto.

Der VKI hat nun drei verschiedene Seniorenhandy-Typen geprüft: reine Tastenhandys, Tastenhandys mit eingeschränktem Internetzugang (Hybride), sowie spezielle Smartphones. Empfang, Akkudauer und Sprachqualität wurden im Labor gemessen. Zusätzlich haben ältere Testpersonen die Geräte ausprobiert und die Bedienungsfreundlichkeit beurteilt.

Sämtliche Geräte waren mit großen gut lesbaren Tasten, einem Display mit gut ablesbarer Darstellung und einer vereinfachten Menüführung ausgestattet. Zudem verfügten sie alle über eine spezielle Notruftaste. Groß auf der Rückseite angebracht, reicht ein Druck darauf, um eine Notrufkette auszulösen.

Notruftaste alarmiert Vertrauenspersonen

Bis zu fünf vordefinierte Kontakte wie zum Beispiel seine Kinder, Nachbarn oder Freunde, werden dann der Reihe nach angerufen. Rettungsdienste können nicht angegeben werden, diese haben meist eigene kostenpflichtige Hausnotrufsysteme.

„Angenommen ich stürze und kann mir nicht helfen, dann muss ich mich nicht erst durch irgendwelche Menüs hanteln, sondern drück einfach auf die Notruftaste meines Handys und das Handy beginnt automatisch die vorher eingespeicherten Telefonnummern anzurufen“, so Gernot Schönfeldinger vom VKI. „Hebt am anderen Ende niemand ab, dann wählt das Handy nach einer bestimmten Zeit die nächste Rufnummer, bis jemand abhebt, mit dem ich dann sprechen kann.“ Gleichzeitig werden SMS an die Notfallkontakte verschickt.

Bildmontage zeigt die Senioren-Tastenhandys tiptel Ergophone 6420, Doro 6040 und Emporia TouchSmart
Tiptel; Doro; Emporia (Montage)
Von links nach rechts: Tiptel Ergophone, Doro 6040 und Emporia Touchsmart

Beste Klapphandys: Tiptel Ergophone und Doro 6040

Testsieger bei den Seniorenhandys ohne Internetfunktion war das Ergophone 6420 des deutschen Herstellers Tiptel um 80 Euro. Die Lautstärke kann auf Tastendruck um weitere 25 Dezibel erhöht werden, außerdem ist das Handy hörgerätekompatibel. Ist das Klapphandy zugeklappt, zeigt ein kleines Display auf der Außenseite Uhrzeit, Anrufe und Textnachrichten an. Auch eine Taschenlampenfunktion, sowie eine Medikamenten-Erinnerung ist integriert.

Telefonieren und SMS versenden, sonst nichts

Knapp dahinter auf dem zweiten Patz lag das Modell 6040 des schwedischen Herstellers Doro um 60 Euro. Das Gerät ist ebenfalls ein Klapphandy und außerdem mit einem GPS-Modul ausgestattet, um im Notfall übermitteln zu können, wo sich der Nutzer gerade befindet.

Beide Handys – das Ergophone von Tiptel und das Doro 6040 – verfügen zudem über eine Kamera, für das Knipsen guter Fotos eignet sich diese aufgrund der geringen Auflösung aber nicht. Während die Tiptel-Kamera gerade einmal eine Auflösung von 0,3 Megapixel aufweist, hat die Doro-Kamera zwei Megapixel. Zum Vergleich: Die Senioren-Smartphones im Test haben Kameras mit bis zu 16 Megapixeln.

Kompromisslösung mit Whatsapp: Emporia Touchsmart

Für Menschen, die auch an der Familien-Whatsapp-Gruppe teilhaben möchten, gibt es so genannte Hybrid-Geräte. Bestes Modell im Test war das Emporia Touchsmart um 100 Euro. Über eine Schnellwahltaste kann man WhatsApp starten und Nachrichten lesen sowie Fotos ansehen.

Selbst kann man ebenfalls Nachrichten verschicken – im Vergleich zu normalen Smartphones aber wenig komfortabel. Das kleine Touchdisplay mit 3,35 Zoll erschwert das Tippen und auch die Eingabe mittels Zifferntastatur ist recht langwierig. Die Installation anderer Apps wie Facebook oder Signal ist nicht möglich.

„Die Geräte sind ein Kompromiss. Man ist an das gebunden, was vorgegeben ist. Wenn ich mehr Flexibilität haben möchte, dann muss ich ein Smartphone kaufen“, so Schönfeldinger.

Bildmontage zeigt die Senioren-Smartphones Doro 8080, Doro 8020 und Emporia Smart 4
Doro; Emporia (Montage)
Von links nach rechts: Doro 8080, Doro 8050 und Emporia Smart 4

Alleskönner-Smartphones ab 150 Euro

Wer auch im Internet surfen und seine E-Mails abfragen will, kann zu einem auf seine Bedürfnisse abgestimmten Smartphone greifen. Die drei besten Smartphones im Test waren das Doro 8080 um 310 Euro, das Doro 8050 um 220 Euro, sowie das Modell Smart 4 des österreichischen Herstellers Emporia um 155 Euro.

Die Tester lobten vor allem die durchdachte und übersichtliche Bedienung und die Notfallfunktionen. Statt unzähliger vorinstallierter Apps werden nur die wichtigsten Funktionen über App-Symbole auf den aufgeräumten Bildschirmen angezeigt.

Das Doro 8080 hat eine Displaydiagonale von 5,7 Zoll/14,5 cm, unterstützt LTE und läuft mit dem Betriebssystem Android 9. Zur Ausstattung gehören ein Fingerabdrucksensor zum Entsperren des Handys, GPS und NFC für das kontaktlose Bezahlen. Der interne Speicher hat 32 Gigabyte, mit der Kamera mit einer Auflösung von 16 Megapixel lassen sich sehr gut Schnappschüsse machen.

Doro 8080, Doro 8050 und Emporia Smart 4

Das Doro 8050 hat ein etwas kleineres Display mit 5,4 Zoll/13,8 cm, unterstützt ebenfalls schnelles LTE-Internet und läuft unter Android 9. Ein GPS-Modul und 16 GB interner Speicher sind vorhanden. Die Kamera hat eine Auflösung von 13 Megapixel und liefert schöne Fotos.

Das drittplatzierte Emporia Smart 4 hat ein 5-Zoll-Display (12,7 cm), unterstützt LTE und hat eine 13-Megapixel-Kamera für gute Fotos. Auch ein GPS-Sensor und NDC ist integriert. Das Gerät läuft unter Android 10, der interne Speicher umfasst 32 Gigabyte.

Alle Smartphones lassen sich jederzeit mit Apps aufrüsten. Wer etwa mit den Enkelkindern über WhatsApp oder einen anderen Nachrichtendienst plaudern will, kann sich die Apps einfach herunterladen.

Gewohnheiten und Vorlieben wichtiger als Technik

Wer die Anschaffung eines Seniorenhandys überlegt – für sich oder als Geschenk – sollte trotzdem nicht einfach vorschnell zum Testsieger greifen. Hier führt kein Weg am Ausprobieren vorbei. Denn viel mehr als die technischen Eckdaten zählen Vorlieben und persönliche Gewohnheiten.

„Man muss schon eine gewisse Offenheit und ein Interesse an der neuen Technologie gegenüber mitbringen. Ein Touchscreen ist schon eine Umgewöhnung, wenn man bisher kein Smartphone hatte,“ so Schönfeldinger vom VKI.

In Geschäften oft nicht lagernd

Seniorenhandys gibt es in den Handyshops der Mobilfunker, sowie auch im Elektrohandel zu kaufen. Doch nicht alle Modelle sind in den Geschäften lagernd. Möchte man ganz bestimmte Senioren-Smartphones oder -Klapphandys miteinander vergleichen, kann man diese im Internet bestellen.

Die gute Nachricht: Bei Onlinekäufen gibt es ein 14-tägiges gesetzliches Rücktrittsrecht mit Geld-Zurück-Garantie. Diese zweiwöchtige Frist soll es Konsumenten ermöglichen, die Geräte – wie im Geschäft auch – auszuprobieren. „Ich kann mir zum Beispiel meine zwei Favoriten bestellen und zu Hause in Ruhe anschauen. Ich darf sie auch einschalten und ausprobieren, solange keine Kratzer oder andere Gebrauchsspuren verursacht werden“ so Schönfeldinger. Bei Nichtgefallen kann man eines oder auch beide Geräte zurücksenden und bekommt sein Geld retour. Einen Grund, warum man das Gerät zurückschickt, muss man nicht angeben.