Obst und Gebäck in Mülltonnen
© NHM Wien / A. Schumacher
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Ausstellung im NHM gegen Lebensmittelverschwendung

Noch genießbare Lebensmittel zu entsorgen, schadet nicht nur dem eigenen Geldbeutel, sondern auch Umwelt, Klima und Artenvielfalt. Die Ausstellung „Ablaufdatum. Wenn aus Lebensmitteln Müll wird“ im Naturhistorischen Museum (NHM) in Wien will auf dieses Problem aufmerksam machen und zeigt auf, wie Konsumentinnen und Konsumenten Lebensmittelverschwendung reduzieren können.

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Weltweit geht geschätzt ein Drittel aller Lebensmittel, die für die menschliche Ernährung hergestellt werden, verloren. Das heißt, es landen jährlich landen gut 1,3 Milliarden Tonnen genießbarer Nahrungsmittel im Mist. Die Sonderausstellung „Ablaufdatum“ im Naturhistorischen Museum (NHM) in Wien thematisiert diese Verschwendung und ihre Auswirkungen auf unseren Planeten. Die Ausstellung läuft noch bis 16. Mai 2021, ist derzeit allerdings nur online zu besuchen.

Haushalte verursachen den meisten Lebensmittelabfall

„Über 200.000 Tonnen noch genießbarer und noch verwertbarer Lebensmittel landen jedes Jahr in österreichischen Haushalten im Restmüll“, sagt Andreas Hantschk, einer der Kuratoren der Ausstellung. 28 Prozent davon sind Brot und Backwaren, weitere 27 Prozent stellen Obst und Gemüse.

„Man schätzt, dass pro Haushalt jährlich zwischen 40 und 50 Kilogramm Lebensmittelabfall anfallen“, so Hantschk. Das entspreche einem Warenwert von bis zu 300 Euro. Nicht nur daheim werden Lebensmittel verschwendet: So landen weitere 80.000 Tonnen vermeidbarer Abfälle jährlich in den Mülltonnen der österreichischen Supermärkte, mehr als 175.000 Tonnen werden von der Gastronomie verursacht.

Problem für Umwelt, Klima und Artenvielfalt

Die Produktion und damit auch die Verschwendung von Lebensmitteln habe starke Auswirkungen auf Umwelt, Klima und Artenvielfalt, sagt Hantschk. Ein Ausstellungsabschnitt ist deshalb der Intensivlandwirtschaft gewidmet. „Der konventionelle Anbau bedingt, dass man viele Pestizide und Herbizide, also Giftstoffe, einsetzt, um sogenannte Schädlinge zu bekämpfen“, erklärt Hantschk. Das führe zur Zerstörung von Lebensräumen und sorge dafür, dass weltweit tausende Tier- und Pflanzenarten verschwinden.

Vitrine zum Thema Intensivlandwirtschaft
© NHM Wien / A. Schumacher
Die Ausstellung zeigt die negativen Auswirkungen der Intensivlandwirtschaft

Ein weiteres Problem sind Düngemittel: „Es ist sehr energieintensiv, Stickstoffdünger aus der Luft zu binden. Für ein Kilogramm Stickstoffdünger brauche ich zwei Liter Erdöl“, erklärt der Kurator. Die Herstellung tierischer Produkte ist besonders ressourcenintensiv und somit schädlich für den Planeten, sagt Hantschk. Ein Kilogramm Rindfleisch benötigt beispielsweise mehr als 15.000 Liter Wasser. Zusätzlich entstehen rund 30 Kilogramm CO2, das entspricht in etwa einer Autofahrt von 130 Kilometer.

Meeresfisch: Viele Bestände gefährdet

„Es gibt Hochrechnungen, dass es 2050 keine Fische mehr in den Meeren geben wird und umso erschütternder ist es dann natürlich, wenn man Fischprodukte wegwirft“, sagt Hantschk. Bei Tiefkühlprodukten wie Meeresfisch nähmen es Konsumentinnen und Konsumenten mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum besonders genau, weshalb diese oft unnötigerweise im Mist landen.

Schon beim Fischfang selbst entstehen häufig große Mengen vermeidbarer Abfälle: „Wenn man mit Treibnetzen arbeitet, hat man einerseits viel Beifang. Andererseits verderben von den gefangenen Fischen sehr viele, weil sie zerdrückt werden oder weil die Transportwege zu lang sind“, erklärt der Kurator. Wer Fisch essen wolle, sollte am besten heimischen in Bio-Qualität kaufen, empfiehlt er.

Richtige Lagerung für weniger Verschwendung

Der letzte Teil der Ausstellung zeigt, wie sich Lebensmittelverschwendung vermeiden lässt. Ein wichtiger Aspekt ist die richtige Lagerung: Gebäck soll am besten in eine Brotbox, Mehl und Reis in einen dunklen Kasten, Bananen und Tomaten ins Vorratsregal, Butter und Eier in die Kühlschranktür und so weiter.

Daneben geht es um die Haltbarmachung: durch rechtzeitiges Dörren, Einkochen oder Einlegen lassen sich vor allem Obst und Gemüse vor dem Verderben retten. „Eine andere Möglichkeit ist jetzt noch, vorzukochen und das im Kühlschrank zu lagern“, so Hantschk. Damit habe man über mehrere Tage fertige Mahlzeiten zur Hand und könne im Alltag Zeit sparen.

Mindesthaltbarkeitsdatum: nicht gleich alles wegwerfen

„‚Mindestens haltbar bis‘ bedeutet nicht ‚tödlich giftig ab‘“, sagt Hantschk. Das Mindesthaltbarkeitsdatum werde vom Hersteller festgelegt und sei eine Garantie, dass das Produkt bis zu diesem Zeitpunkt alle Produkteigenschaften behält.

Wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist, sollte man sich das Produkt erst einmal genau anschauen, daran riechen und davon kosten, rät Hantschk. Erst dann könne man wissen, ob es wirklich in den Mist gehört. Manche Lebensmittel, zum Beispiel Zucker, Honig oder Salz werden niemals schlecht, Nudeln oder Essig sind meist auch Jahre nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum noch genießbar. Anders ist das beim Verbrauchsdatum, das auf leicht verderblichen Lebensmitteln wie Faschiertem steht. Ist das überschritten, sollte man das Produkt nicht mehr essen.

Überlegt Einkaufen für weniger Lebensmittelabfall

Hierzulande seien Lebensmittel fast immer im Überfluss verfügbar, sagt Hantschk. Man sollte sich nicht verleiten lassen, dementsprechend viel einzukaufen: Mit besonders günstigen „Zwei zum Preis von Einem“-Angeboten und Mengenrabatt auf Großpackungen spare man kein Geld, wenn am Ende die Hälfte im Mist landet.

Nachbau eines Supermarktregals in der Ausstellung
© NHM Wien / A. Schumacher
Damit im Handel immer alles frisch verfügbar ist, landet viel im Restmüll

„Die meisten Lebensmittel werden weggeschmissen, weil sie falsch und unüberlegt eingekauft wurden“, sagt Hantschk. Er empfiehlt, sich vor dem Supermarktbesuch genau zu überlegen, welche Lebensmittel in welcher Menge man braucht.