Die deutsche Corona-Warn-App läuft auf einem Smartphone
APA/dpa/Michael Kappeler
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Corona-Apps im Urlaub: Bedingt nützlich

Wenn Corona eines gezeigt hat, dann wie sehr der europäische Gedanke in den Hintergrund getreten ist. Jedes Land der EU kocht sein eigenes Süppchen, von Vorschriften zu Mund-Nasen-Schutz bis zu Corona-Warn-Apps. Solche Apps gibt es zwar längst nicht in allen Staaten, aber immerhin in einigen beliebten Urlaubsländern wie Deutschland und Italien. Die Installation ist für Urlaubende nicht immer leicht.

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Die volle Funktionalität der verschiedenen nationalen Corona-Apps ende im vereinigten Europa an den Staatsgrenzen, sagt Thorsten Behrens vom Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation: „Die österreichische App bringt im Inland, wo man die meisten Kontakte hat, wirklich etwas. Wenn man ausländische Apps auch installiert und diese ähnlich funktionieren wie die österreichische, hieße das im Endeffekt nur, dass man eine Meldung bekommt, wenn man Kontakt mit Infizierten hatte.“ Für die Kontaktnachverfolgung bringe es hier in Österreich nichts mehr.

In österreichischen App-Stores kaum zu finden

Ganz ohne Nutzen sind ausländische Corona-Warn-Apps nicht – man weiß im Zweifel immerhin, dass man Infizierten nahegekommen ist. An die ausländischen Apps zu kommen, ist jedoch nicht immer leicht. In österreichischen App-Stores sind sie oft nicht zu finden. Auch die österreichische Stopp-Corona-App des hiesigen Roten Kreuzes lässt sich erst seit kurzem auch im Ausland laden. Thorsten Behrens rät, nach Warn-Apps im Urlaubsland online zu suchen – allerdings mit gebotener Vorsicht.

Die deutsche Corona-Warn-App läuft auf einem Smartphone
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So sieht die deutsche Corona-Warn-App aus

Vorsicht bei der Suche: „Schnell die falsche App installiert“

„Natürlich öffnet das Tür und Tor für Verbrecher, die wollen dort mitmischen und abzocken, da hat man dann ganz schnell die falsche App installiert“, so Behrens. Konkrete Beschwerden zu gefälschten Apps in Österreich lägen ihm zwar noch nicht vor, von unseriösen Apps in anderen App-Stores habe er jedoch bereits gehört. „Bevor man eine solche App installiert, muss man daher recherchieren: Was ist die offizielle Website dazu, welche Tipps geben Regierungsstellen.“ Fremdsprachenkenntnisse sind dabei von Vorteil, häufig werden Informationen nur in der Landessprache zu Verfügung gestellt.

Keine Empfehlung von Außen- und Gesundheitsministerien

Die österreichischen Behörden sind hier wenig hilfreich: Das Außenministerium gibt help.ORF.at gegenüber auf Anfrage keine Empfehlungen zu Corona-Apps in anderen EU-Ländern ab. Das Gesundheitsministerium antwortete mit der üblichen Betonung auf Eigenverantwortung und verweist ansonsten auf die Reopen-Europe-Website der Europäischen Kommission. Dort sind manche Informationen jedoch eindeutig überholt: Zu Österreich heißt es beispielweise, dass eine App lediglich geplant sei. Angeblicher Stand: 9. Juli 2020.

Screenshot von reopen.europe.eu, einer Website der Europäischen Kommission, mit veraltenen Informationen zu Österreich
Screenshot reopen.europe.eu
Überholte Informationen auf der Reopen-Europe-Website der Europäischen Kommission (Screenshot vom 10.7.2020, Ausschnitt)

Datenschutzbedenken bei ausländischen Apps

Zusätzlich bestehen bei Corona-Warn-Apps anderer Länder grundsätzliche Datenschutzbedenken, sagt Behrens: „Österreich ist hier sehr vorbildlich gewesen was den Datenschutz betrifft.“ In anderen Ländern sei es teilweise sehr schwierig herauszufinden, wie diese Apps aufgebaut sind. Vor allem im deutschsprachigen Raum gehe das relativ leicht, aber in anderen Ländern finde man kaum Informationen dazu, welche Daten wo gespeichert werden, wenn man diese App installiert.

Ein Anhaltspunkt zur Datensammelaktivität der App sind die geforderten Zugriffsrechte der Programme. Die österreichische Stopp-Corona-App habe gezeigt, dass nur der Zugriff auf die Bluetooth-Verbindung notwendig sei, so Behrens. Zusätzliche Berechtigugnen sollten nicht nötig sein.