Europaweites Netzwerk von Onlinebetrügern aufgeflogen

Die deutsche Polizei hat ein europaweites Netzwerk von Cyberkriminellen ausgehoben. Die Beschuldigten sollen durch betrügerische Onlinebestellungen Waren im Wert von mehr als 18 Millionen Euro ergaunert haben. In diesem Zusammenhang warnt die Polizei vor Anzeigen, in denen „Logistik-Assistenten“ und „Paketmanager“ gesucht werden.

Den Stein ins Rollen brachte die Selbstanzeige eines „Warenagenten“ im Jahr 2012. Die sächsische Polizei stieß 2015 bei ihren Ermittlungen dazu auf bandenmäßige Strukturen. Behörden aus acht europäischen Ländern waren bei der Suche nach den Drahtziehern eingebunden. Mitte Juni folgten Hausdurchsuchungen in zehn europäischen Ländern. Der mutmaßliche Chef der Bande, ein Mann mit russischem und moldawischem Pass, wurde nun in Zypern festgenommen.

„Paketmanager“ erhalten ergaunerte Waren

Den derzeit 15 Beschuldigten wird vorgeworfen, durch betrügerische Onlinebestellungen Waren im Wert von mehr als 18 Millionen Euro ergaunert zu haben. Auf der untersten Stufe des „Geschäftsmodells“ standen „Warenagenten“, die über Onlineanzeigen als „Logistik-Assistent“, „Paketmanager“, „Testkäufer“ oder „Versandmitarbeiter“ geworben wurden. Laut Ermittlern gingen oft Geringverdiener und Studenten auf die Offerte ein, weil ein Nebenverdienst von bis zu 1.500 Euro versprochen wurde. An ihre Adresse gingen Onlinebestellungen, die zuvor mit kriminell erlangten Kreditkartendaten bei Händlern bestellt wurden.

Der „Warenagent“ packte die Ware um und schickte sie an eine Adresse ins Ausland, häufig nach Osteuropa. Dort wurden die Produkte - etwa hochwertige Elektronik - über Internetplattformen oder Händler vertrieben. Die Abwicklung von Zahlungen erfolgte mit Hilfe von sogenannten Kryptowährungen. Die „Warenagenten“ gingen meist leer aus, weil sie von der Spitze des Netzwerks geprellt wurden. Sie hätten sich aber durch ihr Tun strafbar gemacht.

Die sächsische Polizei warnt in diesem Zusammenhang, auf derartige „Jobangebote“ einzugehen. Laut deutschem Landeskriminalamt ist Waren- und Warenkreditbetrug in Deutschland Alltag. Allein in Sachsen wurden 2017 rund 12.500 Fälle angezeigt - im Schnitt 35 Anzeigen pro Tag. In ganz Deutschland waren es knapp 293.000.

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