Betrug mit Gebrauchtwagen aus dem Ausland

Vermeintliche Schnäppchen auf Onlineplattformen für Gebrauchtwagen können sich als Vorschussbetrug erweisen. Davor warnt die Arbeiterkammer (AK) Steiermark. Die Betrüger würden vorgeben, ein in Österreich zugelassenes Auto sei derzeit im Ausland und werde nach einer Anzahlung durch den Käufer überstellt. Wer in die Falle tappt, sei sein Geld los, ohne ein Auto zu bekommen, so die AK Steiermark.

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Über das Onlineanzeigenportal Gebrauchtwagen.at fand eine Steirerin einen VW Polo um 5.000 Euro, den sie für ihre Tochter kaufen wollte. Die Verkäuferin gab sich als Mitarbeiterin der spanischen Botschaft in Wien aus, die aus privaten Gründen zurück nach Spanien gehen habe müssen. Das Auto befände sich nun ebenfalls dort, wäre aber in Österreich zugelassen. Zur Bestätigung ihrer Identität schickte sie der Steirerin ein Foto von sich, auf dem sie auch einen Personalausweis in die Kamera hielt.

Geld für falsches Transportunternehmen

Die Gesamtabwicklung des Kaufs sollte über ein spanisches Transportunternehmen laufen. Die Käuferin erhielt einen Screenshot von einem ausgefüllten Onlineformular, auf dem die Daten des Fahrzeugs, der Kaufpreis und die erforderliche Anzahlung von 2.500 Euro vermerkt waren. Sogar über ein mögliches Rücktrittsrecht wurde sie informiert. So entschied sich die Konsumentin, das Geld an das vermeintliche Unternehmen zu überweisen. Über eine Trackingnummer sollte sie den Überstellungsweg des Fahrzeuges online verfolgen können. Dem war dann aber nicht so. Von dem Auto fehlt bis heute jede Spur.

Gebrauchtwagen bei einem Autohändler

APA/dpa-Zentralbild/Sebastian Kahnert

Problematisch: Autokauf von Privaten im Ausland

Die Steirerin wandte sich an die AK Steiermark. Dort sei es bereits der dritte Fall in diesem Jahr, der nach demselben Schema abläuft, so Bettina Schrittwieser, Leiterin der Konsumentenschutzabteilung: „Wir konnten feststellen, dass diese angeblichen Transportunternehmen offensichtlich alle erfunden waren.“ Sei das Geld bereits überwiesen, könne man auch vonseiten der Arbeiterkammer den Konsumenten in der Regel nicht mehr helfen. Die Plattformen selbst würde kein Verschulden treffen. Über den Onlineauftritt allein könne man nicht erkennen, dass es sich um einen Betrugsversuch handelt, so Schrittwieser.

Onlineportal rät zur Anzeige

Gegenüber help.ORF.at meinte das Onlineportal Gebrauchtwagen.at, dass im konkreten Fall der Nutzerin geraten worden sei, umgehend Anzeige zu erstatten, da man polizeiliche Ermittlungen unterstützen könne. Inserate würden manuell geprüft. Bei Fahrzeugen, die sich nicht in Österreich befinden, könne mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit von einem Betrug ausgegangen werden. „Transportunternehmen“ seien meist Scheinfirmen, so Gebrauchtwagen.at.

Um betrügerische Anzeigen im Vorhinein zu erkennen, rät Schrittwieserkeinen Gebrauchtwagen zu kaufen, ohne das Fahrzeug vorher besichtigt zu haben. Ein Fahrzeug von einer Privatperson zu kaufen, die sich im Ausland befindet, sei noch problematischer. „Wenn man vorweg Zahlungen leisten muss und dann hoffen muss, dass das Fahrzeug auch tatsächlich überstellt wird, würden wir generell davon abraten“, so Schrittwieser. Bei den Fällen, die der AK gemeldet wurden, handle es sich um Fahrzeuge, die man in Österreich auf dem Gebrauchtwagenmarkt genauso gut bekommen könne. „Wahrscheinlich etwas teurer, dafür gibt es das Fahrzeug dann auch tatsächlich“, so die Konsumentenschützerin.

Selber Trick beim Autoverkauf

Vorsicht ist übrigens nicht nur beim Kauf, sondern auch beim Verkauf von Gebrauchtwagen auf Anzeigenportalen im Internet geboten. Häufig würden sich Käufer aus dem Ausland melden, die sich später als Vorschussbetrüger entpuppen, so Schrittwieser. Ohne viel zu verhandeln, würde der Kaufpreis von den Interessenten überwiesen, dazu 1.000 Euro für den Transport. Als Verkäufer würden man dann gebeten, diesen Betrag an ein vorgegebenes Transportunternehmen zu überweisen, so Schrittwieser. Diese Transaktion sei aus dem Ausland nicht möglich, so die Argumentation der Betrüger.

„Im selben Moment, in dem das Geld überwiesen wird, holen sich die Vorschussbetrüger die gesamten 6.000 Euro allerdings wieder zurück“, so Schrittwieser. Für die Verkäufer würde das einen Verlust von 1.000 Euro bedeuten. „In ganz schlimmen Fällen wurde sogar das Fahrzeug bereits überstellt. Hier ist ein doppelter Schaden entstanden, weil zusätzlich auch das Fahrzeug weg war“, so die AK-Expertin.

Jonathan Scheucher, help.ORF.at

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