A2: Was steckt hinter der teuren Spezialmilch?

In den Milchregalen der Supermärkte gibt es ein neues Produkt: A2-Milch. Die Spezialmilch verspricht, besser verträglich zu sein, als herkömmliche Milch - und kostet dementsprechend mehr. Eindeutige wissenschaftliche Belege dafür gibt es allerdings nicht.

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A2-Milch wird als „echte“ Alternative zu Soja-, Mandel- oder Hafermilch beworben. Für Menschen mit Laktoseintoleranz ist die Spezialmilch, anders als pflanzliche Ersatzprodukte, jedoch nicht geeignet. Denn sie enthält genauso viel Laktose wie herkömmliche Kuhmilch. Das „A2“ im Namen bezieht sich auf das Milcheiweiß. Etwa ein Drittel der Milchproteine sind sogenannte Beta-Caseine, die in verschiedenen Varianten vorkommen - die häufigsten werden A1 und A2 genannt.

A1 bleibt länger im Darm

Entscheidend sei, was bei der Verdauung der A1-Milch bzw. A2-Milch im menschlichen Darm passiere, sagt Martin Wagner vom Department für Nutztiere und öffentliches Gesundheitswesen der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Das Beta-Casein, eine lange Aminosäurenkette wird aufgespalten und dabei bleiben Spaltprodukte zurück.

Eines davon, Beta-Casomorphin-7, sorgt dafür, dass die Verdauung einen Gang zurückschaltet und ein bisschen langsamer abläuft. Und zu diesem Spaltprodukt kommt es bei der Verdauung von A1-Milch wesentlich öfter als bei A2-Milch.

Weil die A1-Milch länger im Darm bleibt, kann es zu Gärungsprozessen kommen, die für Menschen unangenehm sein können, wie Blähungen oder weichem Stuhl. A2-Milch wird mit dem Anspruch vermarktet, bekömmlicher als A1-Milch zu sein. Hier würde im Darm wesentlich weniger Beta-Casomorphin entstehen, es gebe weniger Blähungen und der Stuhl bleibe fester. Wissenschaftliche Studien dazu sind allerdings rar.

A2 für Mäuse bekömmlicher

Die eindeutigsten Belege zur positiven Wirkung von reiner A2-Milch stammen von Mausversuchen. „Die konnten zeigen, dass A2-Milch den Darm schneller passiert und dass gewisse Entzündungsmarker im Darm niedriger waren als bei Milch mit A1-Bestandteilen“, so Wagner.

Studien zur Wirkung im Menschen gibt es aus China, wo traditionell weniger Milchprodukte konsumiert werden und wesentlich mehr Menschen an Laktoseunverträglichkeit leiden. Diese Studien kommen zu dem Schluss, dass A2-Milch etwas weniger Darmunwohlsein verursacht als A1-Milch. Noch sei die Studienlage aber dünn, meint der Lebensmittelmikrobiologe.

„Eine zusammenfassende Studie zu A2-Milch, die gerade publiziert wurde, zeigt, dass es kleine positive Effekte auf den Magendarmtrakt gibt“, so Wagner. Ein positiver Einfluss auf Erkrankungen wie Diabetes oder die Leistungsfähigkeit des Gehirns, wie immer wieder behauptet, könne jedoch keine Studie belegen.

Bis zu einen Euro teurer

Seit kurzem wird A2-Milch in Österreichs Supermärkten angeboten. Produziert wird sie von zwei Milchbauern aus Oberösterreich. Entscheidend dafür ist die Auswahl der Rinderrassen. Das Zebu oder Buckelrind ist eine genügsame, widerstandsfähige Rasse, die man vor allem auf dem indischen Subkontinent findet und die nur wenig Milch gibt - sie produziert Milch mit A2-Milcheiweiß.

Bei der Schwarzbunten Holstein-Kuh handelt es sich dagegen um eine Milchviehzüchtung aus Nordamerika, die eine hohe Milchleistung hat und A1-Milcheiweiß produziert. Die meisten europäischen Milchviehrassen, wie Fleckvieh oder Braunvieh, produzieren Milch, die eine Mischung aus A1- und A2- Beta-Caseinen enthält.

Idee und Patent aus Neuseeland

Auch damit wird A2-Milch vermarktet: Sie sei ursprünglicher als die Milch hochgezüchteter Milchkühe. Vielleicht soll das auch den höheren Preis rechtfertigen. Ein Liter der Spezialmilch kostet einen Euro mehr als herkömmliche Milch vom Diskonter und etwa 60 Cent mehr als Biomilch. Die Produktion an sich ist nicht teurer, aber die Auswahl der Kühe, die alle DNA-getestet sein müssen, bringt Kosten mit sich. Hinzu kommt, dass es sich um eine kleine Milchproduktion handelt.

Die Idee, A2-Milch zu produzieren und als Spezialmilch zu vermarkten, stammt aus Neuseeland, von der im Jahr 2000 gegründeten A2-milk-company. Die Firma patentierte auch das Nachweisverfahren für die Spezialmilch. Das mittlerweile börsennotierte Unternehmen machte 2016 einen Umsatz von mehr als 200 Millionen Euro.

Marlene Nowotny, help.ORF.at

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