Back-up-Tipps für Android Smartphones

Telefonnummern, Termine, Fotos oder Musikdateien: Smartphones sind vollgestopft mit wichtigen Informationen, der Verlust dieser Daten kann reichlich Stress verursachen. Regelmäßige Sicherungen sind anzuraten; für Besitzer von Handys, die mit Android betrieben werden, kann das Erstellen vollständiger Datenback-ups mitunter aber zu einer ziemlichen Herausforderung werden.

Im Zweifelsfall kann es schnell gehen. Eine unachtsame Handbewegung, schon knallt das Handy auf den Boden und zieht sich einen heftigeren Defekt zu, eine unerfreuliche Begegnung mit einem geschickten Langfinger, schon hat der mobile Taschencomputer den Besitzer gewechselt. Smartphones begleiten uns auf allen Wegen, die Möglichkeit des Verlusts ist weit höher als bei einem herkömmlichen Stand-PC zu Hause. Was in so einem Fall oft schwerer wiegt als der Verlust des Handys an sich, sind die verloren gegangenen Daten. Adressen, Telefonnummern, Termine, persönliche Fotos oder die MP3-Sammlung. Um die wertvollen Informationen wieder herstellen zu können, ist ein möglichst aktuelles Datenback-up zwingend notwendig.

Für iPhone-Nutzer stellt das Anlegen einer Datensicherung ein überschaubares Problem dar. Apples Onlineplattform iTunes erstellt automatisch ein komplettes Back-up, wenn das Smartphone mit einem PC verbunden wird, um etwa ein System- oder Programmupdate durchzuführen. Für Besitzer von Smartphones, die mit der Software Android betrieben werden, kann die Datensicherung mitunter eine etwas komplexere Angelegenheit sein, sagt Alexander Spier von c’t, dem Magazin für Computer und Technik.

Android-Back-ups sind meist unvollständig

Die Firma Android wurde 2003 von dem Softwareentwickler Andy Rubin gegründet, im Jahr 2005 wurde das Unternehmen von Google gekauft. Das von Google angebotene Back-up-Programm sichert im Google-Konto des Nutzers zwar so einiges, etwa Kontaktdaten und WLAN-Passwörter, erstellt aber längst kein vollständiges Systemabbild des Smartphones. Das liegt daran, dass für das Back-up der einzelnen App-Einstellungen die jeweiligen Hersteller zuständig sind. Google stellt den App-Entwicklern zwar 25 Megabyte Speicherplatz zur Verfügung - was die Entwickler aber mit dem Platz anfangen und welche Einstellungen sie sichern, ist ganz allein ihre Sache.

Es gebe etwa ein bis zwei Millionen Apps und demzufolge auch zwei Millionen App-Entwickler, die dafür zu sorgen hätten, dass die Back-ups der einzelnen Apps reibungsfrei funktionieren, sagt c’t-Redakteur Spier. Da es aber keine zentrale Anleitung gebe, welche Daten bei einem Backup unbedingt gesichert werden müssen, und kein Programm über genügend Rechte verfügt, um auf wirklich alle Programme und Einstellungen zugreifen zu können, komme es hier immer wieder zu Problemen. Fehlende Spielstände bei Games und ungenügende personalisierte Einstellungen seien die Folge. Auch Kontoeinstellungen bei Twitter oder Facebook würden nicht wiederhergestellt, so Spier.

Google-Sicherung konnte nur teilweise überzeugen

Wir haben bei Google nachgefragt. Gegenüber help.ORF.at antwortet man in der Presseabteilung des Konzerns eher ausweichend und verweist auf die Vorteile, die ein offenes Betriebssystems bietet: „Android ist eine frei verfügbare Open Source Software, die den Herstellern sehr viel Flexibilität und auch Unabhängigkeit von Google gibt. Android kann von jedem Hardware-Hersteller gratis heruntergeladen und beliebig verändert werden. Die Vielfalt im Android-Umfeld gibt den Konsumenten und Konsumentinnen zusätzliche Wahlmöglichkeiten - jeder User hat hier unterschiedliche Präferenzen und legt auf andere Dinge wert.“

Android Statue auf dem Google Campus in Mountain View, Kalifornien

AP

Googles Android: Vorteile bei der Vielfalt - Nachteile bei der Bequemlichkeit.

Wer ein neues Smartphone mit einem Google-Konto betreiben möchte und dabei nur vorinstallierte Apps nutzt, habe es noch relativ einfach, so Spier. Wichtige Dateien sowie Einstellungen und Apps würden in der Cloud gesichert, sofern in den Einstellungen unter dem Punkt „Sichern und Zurücksetzen“ die Option „Meine Daten sichern“ aktiviert ist. Im c’t Test konnte die Google-Sicherung aber nur teilweise überzeugen. Bei einer größeren Menge an wiederherzustellenden Programmen sei das Back-up gelegentlich hängen geblieben, und oft landeten die Anwendungen wie frisch installiert, also ohne benutzerdefinierte Einstellungen wie Profile oder Spielstände, auf dem Gerät.

Manuelle Datensicherung sollte gut geplant werden

Im Zweifelsfall sollte man daher selbst aktiv werden, rät Alexander Spier, und wichtige Daten wie Fotos, Musikfiles oder auch WhatsApp-Daten per Hand auf den PC kopieren. Auch Downloads und Dokumente seien Ordner, die auf der primären Partition des Mobiltelefons gespeichert seien und zu denen man als Anwender Zugang habe, wenn man das Gerät an einen Computer anschließt. Diese Daten sollte man in jedem Fall auf einem Rechner oder einem externen Datenträger sichern, da automatische Back-up-Programme die Dateien oder die entsprechenden Ordner häufig ignorieren würden, so Spier.

In diesem Zusammenhang sollte man auch bedenken, dass nicht alle Dateien eines bestimmten Typs automatisch im selben Ordner abgespeichert würden. So würden Bilder etwa nicht zwangsläufig im Hauptordner für Fotos gespeichert. Etwa wenn man die Bilder über einen Messanger-Dienst wie WhatsApp oder den Facebook-Messanger erhalten hat. Messanger-Dienste würden für solche Daten eigene Unterordner anlegen, so Spier. Bei einer Datensicherung sollte man also daran denken, diese speziellen Unterordner ebenfalls auf einem externen Datenträger von Hand zu sichern, da diese von automatisierten Back-up-Programmen meist ignoriert würden. Alternativ dazu bietet etwa WhatsApp ein eigenes Sicherungstool für das Sichern aller WhatsApp-Daten an.

Back-up-Software kann hilfreich sein

Schwieriger als bei Dateien ist die Sache bei persönlichen App-Einstellungen, da diese nicht von Hand gesichert werden können. Hier müsse man sich letztlich auf das Google-Back-up-Tool oder auf andere verfügbare Back-up-Programme verlassen, so c’t-Redakteur Spier. Man könne auch auf Back-up-Tools der Handyproduzenten zurückgreifen, diese würden allerdings nur noch von wenigen Herstellern angeboten. Geräte von Sony, Samsung oder Huawei bieten solche Programme an, auf Mobiltelefonen von HTC beispielsweise sucht man solche Hilfswerkzeuge mittlerweile vergeblich.

Wer sicher sein will, dass auch App-Einstellungen ohne viel zusätzlichen Aufwand gesichert werden, der wird um ein Google-Konto nicht herumkommen, sagt Alexander Spier. Auch die Kontakte, also Telefonnummern und Adressen, sind mit dem Google-Konto verknüpft und werden automatisch gesichert. Großen Cloud-Anbietern wie Dropbox oder auch Google könne man hinsichtlich der Datensicherheit aber durchaus vertrauen, meint Spier.

Vorsicht bei der Wahl des Cloud-Servers

Problematisch sei in diesem Zusammenhang jedoch, dass manche App-Entwickler ihre Datenback-ups auf kleineren oder unbekannten Cloud-Servern ablegen. Darauf sollte man als Kunde in jedem Fall ein Auge haben, meint der Experte. Nicht alle Cloud-Dienste seien sicher oder achten die Privatsphäre ihrer Kunden in angemessener Weise, so Spier. Hier sollte man die Nutzerbedingungen zumindest in den relevanten Punkten kennen, um sicher zu sein, dass man seine Daten nur einem vertrauenswürdigen Unternehmen anvertraut.

Wer aber Cloud-Servern grundsätzlich skeptisch gegenübersteht, sollte nicht vergessen, auch seine Kontakte als Datei zu exportieren und auf einem separaten Datenträger zu sichern. Was allerdings ein bisschen Fachwissen voraussetzt – in der Cloud funktionieren solche Dinge bequemer. Diverse Sicherheitsbedenken gegenüber der Cloud seien durchaus nachvollziehbar, meint Alexander Spier, man sollte aber bedenken, dass das Erstellen sicherer Back-ups einen erheblichen Aufwand bedeutet, da man dann alle paar Tage manuell seine Daten sichern müsse, wenn man überhaupt keine Cloud-Dienste in Anspruch nimmt. Und aus der Sicht des c’t-Redakteurs ist ein Back-up in der Cloud im Zweifelsfall immer noch besser als gar keines.

Paul Urban Blaha. help.ORF.at

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