US-Staranwalt organisiert Sammelklage gegen VW

Der US-amerikanische Staranwalt Michael D. Hausfeld bereitet in Deutschland eine Sammelklage gegen VW vor, der sich auch österreichische Konsumenten anschließen können. Bis zu 5.000 Euro sollen pro Fall erstritten werden.

Über das Online-Portal my-right.at suchen der US-amerikanische Anwalt Michael D. Hausfeld und der deutsche Rechtsdienstleister Financialright nun auch in Österreich nach mutmaßlich geschädigten VW-Kunden. Michael D. Hausfeld gilt in den USA als Legende. Er hat etliche Milliarden Dollar Schaden­ersatz für Opfer von Diskriminierung, Umwelt­verschmut­zung und Menschen­rechts­verletzungen erkämpft. Auch bei den Klagen von amerikanischen Opfern der VW-Manipulationen mischt er mit.

An sich gibt es das Konzept der Sammelklage, wie etwa in den Vereinigten Staaten, in Österreich nicht. Betroffene haben aber die Möglichkeit ihre Klagsrechte gemeinsam an eine Rechtsvertretung abzugeben, die dann stellvertretend für alle Beteiligten die Klage führt.

5.000 Euro pro Fall sollen erstritten werden

Diese Möglichkeit bietet nun die Financialright GmbH gemeinsam mit Hausfeld für österreichische Konsumenten an. In Deutschland ist man bereits seit April aktiv. Man möchte mittels einer Klage oder eines Deals mit dem Autokonzern bis zu 5.000 Euro pro Fall herauszuholen. Sollte man erfolgreich sein würde die Financialright GmbH die Kosten des Verfahrens zur Gänze übernehmen. Ein finanzielles Risiko bestehe für beteiligte Konsumenten keines, urteilt die deutsche Stiftung Warentest in einer Untersuchung. Als Vergütung wären im Erfolgsfall allerdings 33 Prozent des erstrittenen Betrages als Provision fällig.

das Volkswagen-Logo auf einem VW Tiguan

APA/AFP/JOHN MACDOUGALL

Für Sammelklagen gegen Volkswagen werden nach wie vor Beteiligte gesucht

In Österreich beschäftigt der VW-Skandal auch die Justiz: Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WSKtA) ermittelt seit Jänner gegen unbekannte Täter wegen Betrugsverdachts. Diesem Verfahren haben sich nach letztem Stand schon 3.700 mutmaßlich geschädigte Autofahrer, mit Unterstützung des Vereins für Konsumenteninformation (VKI), angeschlossen. Mitte September waren es, nach Berichten der Tageszeitung „Der Standard“ 3.000 Beteiligte.

Auch beim VKI laufen zwei Sammelaktionen

In Österreich gibt es derzeit gleich mehrere Möglichkeiten sich an einem potentiellen Verfahren gegen den Automobilkonzern aus Wolfsburg zu beteiligen. Einerseits können sich betroffene Konsumenten dem strafrechtlichen Ermittlungsverfahren anschließen. Dies hätte den Vorteil, dass etwa die Verjährung von Schadenersatzansprüchen gestoppt wäre, meint VKI-Juristin Ulrike Wolf.

Wer sich über den VKI anschließen möchte muss einen Organisationsbeitrag von 90 Euro zahlen. Dafür hat der VKI eine Anzeige gegen VW-Manager eingebracht. Der Vorteil wäre, so Wolf, dass die Richter den Kunden auch Schadenersatz zusprechen könnten, sollte es zu einem strafrechtlichen Verfahren und zu einem Schuldspruch kommen.

Gleichzeitig peilt der VKI auch eine Vergleichslösung über die Stiftung Car Claim in den Niederlanden an. In diesem Fall ist eine komplett kostenlose Beteiligung möglich. Anders als bei Financialright muss man bei dieser Lösung die rechtlichen Ansprüche gegen VW nicht abtreten. Auch muss man an den VKI keine Provision zu bezahlen, weil bei der Stiftungslösung, im Falle eines Vergleichs, die Kosten zur Gänze von VW zu tragen wären. Gefordert werden ebenfalls rund 5.000 Euro je Auto. Im Gegensatz zu Verbraucherforderungen in den USA zeigte sich VW in Bezug auf Schadenersatzforderungen in Österreich bisher in keiner Weise gesprächsbereit.

Paul Urban Blaha, help.ORF.at

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