Update macht Handys fit für Corona-Warn-App
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Die „Stopp Corona“-App soll mittels so genanntem „Contact Tracing“ dabei helfen, die Ausbreitung des Covid-19-Virus so rasch wie möglich zu verhindern.
App ortet andere Smartphones via Bluetooth
„Hinter Contact Tracing verbirgt sich die Idee, dass die Smartphones der Nutzer untereinander Informationen austauschen und somit wissen, welches Smartphone wann in der Nähe eines anderen Smartphones war,“ so Patrick Bellmer vom IT-Fachmagazin heise online. Im Unterschied zum Tracking, das etwa bei Navigationssystemen zum Einsatz kommt, werden keine Standortdaten abgefragt. Über die App kann nicht nachvollzogen werden, wo der Nutzer Tag für Tag unterwegs ist.
Kriterien: > 15 Minuten Kontakt, < 2 Meter Distanz
Für die Ortung der benachbarten Smartphones nutzt die App den Funkstandard Bluetooth, mit dem Handys üblicherweise kabellos mit Druckern, Kopfhörern und Lautsprechern verbunden werden. Kommen sich zwei oder mehr Smartphones mit der Corona-Warn-App mindestens 15 Minuten lang näher als zwei Meter, wird die Begegnung anonym in der App vermerkt. Bisher musste das oft noch händisch vom Nutzer eingetragen werden. Vor allem beim Kontaktaufbau mit iPhones haperte es.
Automatische Eintragung der Begegnungen
Das ändert sich nun dank einer neuen gemeinsamen Schnittstelle von Apple und Google, die über das iOS Update 13.5 und ein Update der Google Play Services auf die Smartphones gelangen. Man findet sie bei Android-Geräten unter Einstellungen > Google > „Benachrichtigung zu möglichen Kontakt zu COVID 19 Infizierten“. Bei Apple-Geräten ist sie nach dem Update unter Einstellungen > Datenschutz > Health zu finden.
Die Schnittstelle soll für eine automatische Kontaktverfolgung zwischen iOS und Android-Geräten, weniger Akkuverbrauch und eine optimale Funktionalität, auch wenn die App im Hintergrund läuft und man selbst gerade etwas ganz anderes am Handy macht, sorgen. Dafür muss die Schnittstelle erst am Gerät aktiviert werden, dies soll über eine Abfrage beim Öffnen der Corona-Warn-App erfolgen. Eine Deaktivierung ist jederzeit möglich.
Neue Version der Corona-App
Die Vorteile der neuen Schnittstelle können in der neuesten Version der Stopp-Corona-App, die in der letzten Juni-Woche erscheint, genutzt werden. Dann werden sämtliche Begegnungen, die über eine Viertelstunde hinausgehen, automatisch aufgezeichnet – sofern die andere Person auch die Stopp-Corona-App installiert hat. Geht man hingegen bei einem Einkauf im Supermarkt nur kurz an jemandem vorbei, wird das nicht als infektionsgefährlich angesehen und daher auch nicht eingetragen.
Screenshot Stopp Corona App
Quellcode öffentlich zugänglich
Bei der Programmierung der Corona-App wurde laut Rotem Kreuz besonderer Wert auf den Datenschutz gelegt. Auch Datensicherheitsexperten haben sich nach einer Prüfung zufrieden gezeigt - Datensicherheit: Grünes Licht für „Stopp Corona“-App. Der Quellcode ist öffentlich zugänglich und zur Nutzung der App müssen keinerlei persönliche Daten angegeben werden. Eine Registrierung gibt es nicht.
Auch werden sämtliche erkannte Begegnungen mit Mitmenschen anonym und ausschließlich lokal auf den Handys der Benutzer gespeichert. Weder das Rote Kreuz selbst, noch die Gesundheitsbehörde, noch Google oder Apple hätten Zugriff auf die Information, wer wen traf, so die Rettungsorganisation.
Zudem gibt es die Möglichkeit, die Schnittstelle jederzeit ihrer Daten zu berauben, so Bellmer von heise online. Die gesammelten Daten können sowohl unter Android, als auch unter iOS auf Knopfdruck gelöscht werden.
Schnelle Information im Krankheitsfall
Hat man sich mit dem Coronavirus infiziert, kann man das in der App melden. Um Missbrauch zu vermeiden, muss die Meldung mit der eigenen Handynummer und einem TAN-Code bestätigt werden. Sobald dieser eingegeben wird, werden sämtliche Kontakte der letzten 56 Stunden informiert – von der engen Freundin und den Nachbarn bis zum Taxifahrer und den Mitreisenden in Bus und Bahn, die man gar nicht persönlich kennt.
Die Kontakte bekommen nur die Meldung, dass ihnen jemand mit Coronavirusinfektion nahe war, sie bekommen weder Handynummer noch den Namen des Erkrankten. Auch die Gesundheitsbehörde wird von der App nicht informiert. Dies muss der Betroffene selbst machen.
Auch bei geringer Nutzung kann App helfen
Dabei ist es nicht so, dass mindestens 60 Prozent der Bevölkerung die App aktiv nutzen müssen, damit diese zur Eindämmung beitragen kann, wie zuletzt häufig in Medien mit Verweis auf eine Studie aus dem April berichtet wurde. Ihre hinter dieser Aussage stehende Studie sei falsch zitiert worden, so die Autoren der britischen Oxford-Universität gegenüber heise online.
Corona-Warn-Apps würden demnach auch bei weit geringeren Nutzerzahlen im Kampf gegen die Pandemie helfen. Bei einer 60-Prozent-Nutzung könne man die Epidemie stoppen. Doch selbst bei einer geringeren Anzahl von App-Benutzern würde laut den Forschern die Anzahl der Coronavirus-Krankheitsfälle und -Todesfälle sinken.
In Zukunft in gesamter EU nutzbar
Nicht nur Österreicher, auch Touristen, die in Österreich urlauben, können die App während der Zeit ihres Aufenthalts nutzen. Nach Plänen der EU sollen die Apps der verschiedenen europäischen Staaten in Zukunft länderübergreifend arbeiten, so dass jeder EU-Bürger seine heimische Corona-Warn-App in der ganzen EU nutzen kann. Und auch in punkto Barrierefreiheit sollen laut Rotem Kreuz in nächster Zeit Nachbesserungen folgen.
Beate Macura, help.ORF.at
Link:
- Fragen und Antworten zur „Stopp Corona“-App (Rotes Kreuz)
- Coronavirus-Apps: Weniger als 60 % Akzeptanz reichen für effektiven Einsatz (Heise)
- Covid-19: EU spricht sich für Nutzung von Handy-Apps aus
- EU will einheitliche Standards bei Coronavirus-Apps
Publiziert am 14.06.2020