Virenschutz am Smartphone nicht immer notwendig

Antivirensoftware galt stets als unverzichtbar, wenn man den Rechner frei von Viren halten wollte. Mittlerweile bieten die Hersteller Programmpakete an, die auch unsere Smartphones und Tablets vor den Gefahren des Internets schützen sollen. Aber sind diese Programme wirklich notwendig? Können sie die Anwender tatsächlich vor aktuellen Bedrohungen wie Phishing-Mails und Spionage-Apps schützen?

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Besitzer von Apple Computern konnten seit jeher darauf verzichten – für Windows Anwender waren sie hingegen ein Muss – Antivirenprogramme. Zwar hatte Windows schon seit 2007 einen Virenschutz integriert, der Windows Defender galt aber bestenfalls als Notlösung, bis man das Programm eines Virenspezialisten wie Norton, McAfee oder Kaspersky installiert hatte. Auch heute noch misstrauen manche Anwender dem im Betriebssystem integrierten Schutzprogramm von Microsoft. Zu Unrecht, meint Thorsten Behrens, Internetombudsmann und Projektleiter bei Watchlist Internet. Für den normalen Internetanwender sei es heute nicht mehr notwendig, einen weiteren Virenscanner zusätzlich zum Windows-Defender, zu installieren, meint Behrens.

Verdächtige Dateien werden in der Cloud geprüft

Stößt der Defender auf eine Datei, die etwa im Verdacht steht, eine Schadsoftware auf dem Rechner installieren zu wollen, wird diese zunächst in der Cloud ausgeführt, um zu überprüfen, ob von der Datei eine Gefahr ausgehe, so Behrens. Erst nach erfolgreicher Prüfung könne die Datei auf dem lokalen Rechner ausgeführt werden. Die Antivirensoftware anderer Hersteller verfahre übrigens in derselben Weise.

Cloud-Symbol

Getty Images/kenex

Cloudserver helfen beim Entdecken von Schadsoftware

Antivirenprogramme werden heute in der Regel als Abos verkauft. Wer jährlich eine Gebühr zahlt kann die Software nutzen. Mit der Zahl internetfähiger Geräte ist auch die Menge an Schutzprogramme gestiegen. Neben dem PC gibt es solche Programme mittlerweile auch für Smartphones und Tablets. Manche Mobilfunker bieten außerdem auch kostenpflichtige Services an, die mehr Sicherheit beim Surfen im Netz versprechen.

„Virenschutz am Smartphone nicht wirklich sinnvoll“

Thorsten Behrens hält zusätzlichen Virenschutz für Smartphones allerdings eher für entbehrlich. Zwar könne es sein, dass dadurch manche Gefahren bereits im Vorhinein abgefangen werden und auf diese Weise erst gar nicht auf das Mobilgerät gelangen, der entsprechende Prozentsatz sei aber wohl so gering, dass sich die damit verbundenen Zusatzkosten nicht wirklich rechnen würden, so Behrens.

Herkömmliche Virenabwehr habe längst nicht mehr den Stellenwert wie noch vor ein paar Jahren. Die aktuellen Bedrohungen im Internet seien heutzutage andere. Mit Phishing-Mails und Spionagesoftware würden heute in erster Linie Daten ausspioniert. Beispielsweise Zugangsdaten zum Onlineshop oder dem E-Banking-Portal. Nach wie vor ließen sich arglose Anwender durch Phishing-Mails dazu verführen, auf Links zu klicken, auf die man besser nicht geklickt hätte, oder persönliche Daten bekanntzugeben, die man besser geheim gehalten hätte.

Keylogger können Tastatureingaben mitlesen

Ein weiteres Problem seien Spionage-Apps. Oft seien in solchen Programmen Tastaturtracker, so genannte Keylogger, verborgen. Ist so eine App einmal auf dem Smartphone, Tablet oder PC installiert, könne der App-Anbieter alles mitlesen und speichern, was in die Tastatur eingegeben werde. Inklusive persönlicher Benutzernamen und Passwörter. Gegen Phishing-Angriffe, infizierte Mail-Anlagen oder Spionage-Apps sei auf dem Softwaresektor noch kein wirklich effektives Kraut gewachsen, so Behrens, hier sei vor allem die Aufmerksamkeit der Anwender gefordert.

Auge in dem sich ein Facebook Logo spiegelt

dpa - Bildfunk

So mancher Link auf Social-Media-Plattformen kann in die Falle führen

Experte: Apps nur von offiziellen Quellen laden

Thorsten Behrens empfiehlt, dass man Apps nur aus den offiziellen App-Stores bezieht und keine Installationsdateien von anderen Webseiten herunterlädt, um diese dann selbstständig zu installieren. Programme, die von dubiosen Webseiten stammen, können durchaus Viren enthalten, warnt der Experte. Behrens rät außerdem dazu, sich die Zugriffsberechtigungen, die eine App einfordert, vor der Installation genau anzusehen und zu überlegen, ob diese Zugriffe für das Funktionieren des Programms auch wirklich notwendig seien.

Ein klassisches Beispiel für Apps, die gerne mehr schnüffeln als notwendig wäre, seien Taschenlampen-Apps, sagt Behrens: „Was soll eine Taschenlampe können? Licht einschalten – Licht ausschalten.“ Wenn man sich aber die Berechtigungen einiger Taschenlampen-Apps ansehe, werde man bemerken, dass diese den Standort orten können, über das Mikrophon Gespräche mithören können und auf die Dateien, die auf dem Smartphone gespeichert sind, zugreifen können. So eine App sollte man keinesfalls auf sein Mobilgerät laden, so Behrens.

Vorsicht auf Facebook und Co.

Neben E-Mail-Anhängen und Apps seien Social-Media-Plattformen ein immer größeres Sicherheitsrisiko. Auf Facebook, Twitter und Co. sei man nur allzu leicht dazu verführt auf einen Link zu klicken, der einladend oder interessant wirke. Hier sei höchste Vorsicht geboten, so Behrens. Ein falscher Klick könne zu einer Webseite führen, die automatisch Schadsoftware auf dem Heimcomputer installiert. Den Kopf dürfe man niemals ausschalten, wenn man im Internet unterwegs ist. Gefahren gebe es überall, und wenn man infizierte Software lade oder seine Daten an der falschen Stelle bekannt gebe, könne auch die beste Software nicht helfen.

Paul Urban Blaha, help.ORF.at

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