Onlinehandel: 40 Prozent merken Preisänderungen nicht
Wer online einkauft, muss zunehmend mit individuell angepassten, flexiblen Preisen rechnen. Die dynamische Preisgestaltung (Dynamic Pricing), also die Anpassung des Preises je nach Tageszeit oder der Wetterlage, ist im Onlinehandel bereits weit verbreitet. Das geht aus Studien der Arbeiterkammer (AK) und des Österreichischen E-Commerce-Gütezeichens hervor. Immer häufiger setzen Händler aber mittlerweile auch auf das so genannte Personal-Pricing.
Personalisierte Preise auf dem Vormarsch
Während bei der dynamischen Preisgestaltung der Preis aufgrund von Faktoren wie Witterung oder Wochentag beeinflusst wird, bezieht die individualisierte Preisbildung auch personenbezogene Daten mit ein. Der Preis ergibt sich dann unter anderem auch aus dem bisherigem Surf- und Einkaufsverhalten, dem Standort des Einkäufers oder der Art des Endgeräts, das für den Einkauf benutzt wird. So könne der Preis für ein und dasselbe Produkt, für einen Apple-Nutzer also teurer sein als beispielsweise für einen Windows-Anwender, da Unternehmen davon ausgehen, dass Konsumenten mit teureren Endgeräten eine höhere Zahlungsbereitschaft haben, so der Geschäftsführer des Österreichischen E-Commerce-Gütezeichens Thorsten Behrens.
Österreichisches E-Commerce-Gütezeichen
Buchungsportale sind Vorreiter
Die Studie des Österreichischen E-Commerce-Gütezeichens, einer Initiative des Österreichischen Instituts für angewandte Telekommunikation (OIAT), hat 500 Österreicher befragt. Die Ergebnisse legen nahe, dass Konsumenten Preisänderungen vor allem bei Reisebuchungen bemerken. Jeweils 25 Prozent gaben an, Preisschwankungen bei Hotel- und Flugbuchen registriert zu haben. 15 Prozent fiel dies auch bei Pauschalreiseangeboten – also Kombiangeboten mit Flug und Hotel – auf. Produktbezogene Preisänderungen bemerkten hingegen nur 15 Prozent der befragten Online-Einkäufer. In erster Linie bei elektronischen Unterhaltungsgeräten wie Smartphones, Fernsehgeräten und Computern. Laut Behrens würden gerade in diesen Bereichen die Preise stark variieren: „Wir wissen, dass Flüge Montag und Dienstagvormittag günstiger sind als beispielsweise abends oder am Wochenende.“
Personalisierte Preise nur schwer nachzuweisen
Personalisierte Preisbildung sei grundsätzlich nur sehr schwer nachweisbar, mit der steigenden Menge an personenspezifischen Daten gebe es jedoch viele Möglichkeiten: „Noch experimentieren die Onlineshop-Betreiber vorsichtig, um ihre Kunden nicht zu verärgern, wir sind aber sicher, dass dieser Trend noch mehr Einzug in Österreich hält“, so Behrens.
Bei jenen Kunden, die Preisschwankungen bemerken, vergleichen knapp 60 Prozent den Preis und kaufen bei einem günstigeren Angebot woanders ein. 37 Prozent warten bis der Preis wieder sinkt. 22 gaben an, jedenfalls in einem anderen Onlineshop zu kaufen. 15 Prozent gaben an, dass sie das Produkt trotz des gestiegenen Preises kaufen.
Für Händler sei die größte Herausforderung beim Einsatz dynamischer und personalisierter Preisbildung die Frage der Fairness aus Sicht des Kunden. „Beispiele zeigen, dass es schnell zu Reputationsschäden kommen kann, wenn Kunden das Gefühl haben unfair behandelt worden zu sein“, so Behrens. Die individuelle Verteilung von Rabatten und Gutscheinen scheine beim Kunden jedenfalls besser anzukommen, als die intransparente Anpassung von Preisen.
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Publiziert am 16.05.2017