Wie man seriöse Spendenorganisationen auswählt

Die Ausbreitung von COVID-19 hat die Situation in den griechischen EU-Flüchtlingslagern weiter verschlimmert. Viele Organisationen bitten deswegen derzeit um Spenden. Doch nicht jede Hilfsorganisation ist zwangsläufig seriös. Ein Gütesiegel kann Spendenwilligen helfen, die Spreu vom Weizen zu trennen.

Ärzte ohne Grenzen fordert angesichts der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus COVID-19 die umgehende Evakuierung der EU-Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln. Die entsetzlichen Lebensbedingungen in den überfüllten Hotspots sind ein idealer Nährboden für COVID-19, so die internationale Hilfsorganisation.

Hilfsorganisationen sollten Personal vor Ort haben

Die Auswahl an Organisationen, die angesichts der dramatischen Situation online um Spenden bitten, ist groß. Neben Ärzte ohne Grenzen sammelt etwa auch die Caritas Hilfsgelder. Sowohl Ärzte ohne Grenzen als auch die Caritas haben Personal vor Ort und sind daher strukturell in der Lage, die an sie überwiesenen Spendengelder effektiv einsetzen zu können.

Flüchtlingslager auf Lesbos

APA/TINA SCHWAHA

Ärzte ohne Grenzen fordern die Evakuierung der Lager auf Lesbos

Die Frage, ob eine Organisation um Strukturen und Personal vor Ort verfügt, sei ein wichtiges Kriterium, um zu beurteilen, ob das Geld in den richtigen Händen ist, sagt der Geschäftsführer der Interessenvertretung Gemeinnütziger Organisationen (IGO) Franz Neunteufl gegenüber help.ORF.at.

Gütesiegel wird nach strengen Kriterien vergeben

Die IGO hat gemeinsam mit anderen Non-Profit-Organisationen (NPO) im Jahr 2001 das österreichische Spendengütesiegel (OSGS) eingeführt. Die Betreiber des Siegels arbeiten in Kooperation mit der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer (KSW). Die KSW vergibt das Gütesiegel an „Spendenorganisationen, die sich den Kriterien des zwischen der KSW und mehreren NPO-Dachverbänden abgeschlossenen Kooperationsvertrages unterwerfen“, wie es auf der Webseite des KSW heißt.

Um das Siegel erhalten zu können, müssen sich die Organisationen einmal jährlich einer Überprüfung durch einen unabhängigen Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer unterziehen. Dabei werden unter anderem die ordnungsgemäße Rechnungslegung und die widmungsgemäße Verwendung der Spendengelder überprüft. Die Prüfungen sollen sicherstellen, dass die eingegangenen Gelder auch tatsächlich dort ankommen, wo sie gebraucht werden.

Jahresberichte der Organisationen anfordern

Trägt eine Organisation dieses Zeichen, so könne man darauf vertrauen, dass das gespendete Geld transparent, sparsam und wirtschaftlich eingesetzt werde, sagt Sandra Nowak von der Konsumentenberatung der AK- Niederösterreich. Derzeit unterziehen sich 272 Organisationen jährlich der strengen Prüfung, um das Vertrauen der Spender und Spenderinnen zu erhalten.

Die unabhängige Prüfung, um das Gütesiegel zu erhalten, ist jedoch mit Kosten verbunden. Manche kleinen Vereine und Organisationen können sich das nicht leisten, so Novak. Das bedeute daher nicht zwangsläufig, dass man keinesfalls an Organisationen spenden soll, die das Siegel nicht tragen. Um die Seriosität der Organisation zu überprüfen, könne man beispielsweise einen Jahresbericht anfordern und sich über deren Aktivitäten ein Bild machen, so die AK-Konsumentenschützerin.

IGO-Geschäftsführer Neunteufl empfiehlt, vor einer Überweisung jedenfalls die Webseite der spendenwerbenden Organisation zu überprüfen. Im Optimalfall sollte auf dieser ein aktueller Finanzbericht abrufbar sein. Sollten man von unbekannten Organisationen auf der Straße angesprochen werden, rät Neunteufl, ohne vorhergehende Prüfung von einer Spende abzusehen.

Paul Urban Blaha, help.ORF.at

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