Luxusmode: Verbrennen statt Ausverkauf

Luxusmarken versuchen, das Angebot knapp und die Preise hoch zu halten. Dazu gehört auch, die Überproduktion zu vernichten, anstatt in den Ausverkauf zu geben, zu recyclen oder zu spenden. Das hat nicht nur Folgen für die Käuferinnen und Käufer, die diese Kosten mittragen müssen, sondern auch für die Umwelt.

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Um die 2.000 Euro kosten die Trenchcoats der britischen Luxusmarke Burberry und auch alle anderen Produkte wie Schuhe, Taschen oder Kosmetik sind hochpreisig. Diese Exklusivität ist allerdings nicht nur auf die Qualität der Produkte zurückzuführen. Laut Geschäftsbericht von „Burberry“ wird ein erklecklicher Anteil der produzierten Waren wieder vernichtet.

30 Millionen Euro für Vernichtung

2017 sind so Kosten in der Höhe von rund 30 Millionen Euro entstanden. Im Aktuellen Geschäftsbericht von Burberry sind es bereits 32 Millionen Euro. Man könne hier also auch nicht von einer versehentlichen Überproduktion sprechen, sagt Viola Wohlgemuth von der Umweltorganisation Greenpeace. Das sei ein Trend in der gesamten Branche, denn der Bekleidungsmarkt wächst rasant.

Ein Model bei einer Burberrry-Modeschau

Ben STANSALL / AFP

Die Herbst- und Winterkollektion 2018 der Modemarke Burberry

In den vergangenen 15 Jahren hat sich die Anzahl der weltweit produzierten Kleidungsstücke verdoppelt und es ist kein Ende in Sicht. „2015 haben wir weltweit schon 400 Milliarden Quadratmeter Textilien hergestellt, das ist so viel wie Deutschland und Luxemburg ausgelegt“, sagt Wohlgemuth. Ein Kleiderberg, der nicht gebraucht würde. Was sich dann nicht verkaufen lässt, wird vernichtet. Die Probleme, die mit dieser Praxis verbunden sind, scheinen keine Rolle zu spielen.

8 Prozent der Treibhausgasemissionen

Die Umweltorganisation Stand.Earth hat errechnet, dass die Modeindustrie für acht Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Der massive Einsatz von Ressourcen und Energie schadet dem Planeten ebenfalls, von den schlechten Arbeitsbedingungen in der Textilproduktion ganz zu Schweigen. Nicht nur große Billigketten, auch teure Luxusmarken würden oft unter widrigen Bedingungen produzieren, sagt Stefan Grasgruber-Kerl, der für die „Clean Clothes“-Kampagne der Entwicklungs- und Umweltorganisation Südwind arbeitet.

Die Recherchen zeigen seit Jahren, dass teure Designermode unter ähnlich schlechten Arbeitsbedingungen produziert wird, wie Kleidungsstücke von Billigketten. „Also nur weil ein Gucci-Teil jetzt tausend oder mehrere tausend Euro kostet, heißt das nicht, dass die Arbeiterinnen einen existenzsichernden Lohn erhalten würden“, so Stefan Grasgruber-Kerl.

25 Euro Gehalt pro Monat

Und obwohl dieses Problem bekannt ist, scheinen gerade Unternehmen, die im Luxussegment operieren, nichts an diesem Geschäftsgebaren zu ändern. Während Konzerne wie der schwedische Billigriese H&M wenigsten Einblick in die Produktionsabläufe geben und Besserung geloben, agieren fast alle großen Designermarken hinter verschlossenen Türen, immer auf der Suche nach dem nächst billigeren Produktionsland.

Ein Modell bei einer Modeschau von Burberry

Glyn Kirk / AFP

Ein Burberry-Hut der Frühjahrs- und Sommerkollektion 2015

„Von Bangladesch wurde nach Myanmar verlagert und von Myanmar nach Äthiopien, wo in der Bekleidungsindustrie Hungerlöhne von 25 Euro im Monat bezahlt werden“, so Grasgruber-Kerl. Wer bei Billigketten einkauft, sieht an den eingenähten Etiketten, dass die Modekarawane ins nächste Niedriglohnland weitergezogen ist.

Bei Luxusprodukten ist das schwieriger nachzuvollziehen. Gerade europäische Designhäuser schmücken sich gerne mit „Made in Italy“ oder „Fabriqué en France“. Dass dabei oft nur das Firmenetikett oder der letzte Knopf in Westeuropa angenäht, der Rest aber unter widrigsten Bedingungen fabriziert wurde, verschweigen die Luxusunternehmen.

Kosten trägt die Allgemeinheit

Die Überproduktion zu vernichten, zahlt sich also tatsächlich aus. Kämen diese Waren zu billig auf den Markt, etwa im Ausverkauf, würde man sich den hochpreisigen Markt ruinieren. Deswegen verbrennt man die Produkte, anstatt sie zu verkaufen oder zu spenden. Kosten entstehen durch diese Geschäftspraxis dennoch. „Diese Kosten tragen eigentlich wir alle, die trägt die Allgemeinheit, die trägt unsere Umwelt und die tragen die Arbeiterinnen, die ausgebeutet werden“, so Wohlgemuth.

Neben Burberry gehören auch Konzerne wie Louis Vuitton Moet Hennessy oder Hermès zu den Firmen, die nichtverkaufte Waren verbrennen - keine der Firmen hat auf unsere Anfrage geantwortet. Wenn diese Unternehmen auf Presseanfragen reagieren, argumentieren sie die Vernichtung mit nicht erfüllten Qualitätsstandards. Doch anstatt das Qualitätsmanagement zu verbessern, werden jedes Jahr mehr Produkte produziert und vernichtet.

Marlene Nowotny, help.ORF.at

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