Streit über regionale Verkehrsverbünde
Die Bahngewerkschaft hat am Wochenende mit einer Forderung für Aufregung bei den regionalen Verkehrsverbänden gesorgt. Bahngewerkschafter Roman Hebenstreit (SPÖ) plädierte für die Auflösung der derzeit sieben Verkehrsverbünde in Österreich
Ihretwegen sei ein kundenfreundliches, übersichtliches Tarifsystem nicht möglich, kritisiert der Vorsitzende des Fachbereichs Eisenbahnen in der Gewerkschaft vida: „Wir sind ein kleines Land und können uns diese Zersplitterung nicht leisten.“
Derzeit sieben regionale Verkehrsverbünde
Jedes österreichische Bundesland hat derzeit einen eigenen Verkehrsverbund, nur Wien, Niederösterreich und Burgenland sind im Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) zusammengefasst. Dies führe zu einer undurchschaubare Tariflandschaft in Österreich, kritisiert Hebenstreit.
Schüler oder Pendler über Verbundgrenzen würden benachteiligt, weil sie in vielen Fällen zwei Jahreskarten kaufen müssten. Auch für Buspassagiere gebe es Probleme: Die Tarife und Linien enden oft an der Landesgrenze, die Fahrgäste müssten in andere Busse umsteigen.
Einzelne Kuriositäten bei Preisgestaltung
Hebenstreit fordert eine zentrale Bundesbehörde, die ein einheitliches Tarifsystem für ganz Österreich vorgibt. Denkbar wäre etwa ein einheitliches e-Ticket und eine einheitliche App.
Die Preisgestaltung durch die Verbünde führt in Einzelfällen zu schwer nachvollziehbaren Preisen. So müssen Besitzer einer ÖBB Vorteilscard Senior im neuen VOR-Tarif bei manchen ÖBB-Strecken nun um knapp 50 Prozent mehr bezahlen - mehr dazu in ÖBB/VOR: Teures Bahnfahren für Senioren.
VOR warnt vor Zentralismus
Bei den Verkehrsverbünden kommt der Vorschlag naturgemäß nicht gut an. Die geforderte Abschaffung der Verbünde zugunsten einer zentralen Stelle in Wien würde all die Errungenschaften der letzten dreißig Jahre zunichtemachen, so der Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) in einer Aussendung.
Die sieben Verbünde würden im Interesse der Fahrgäste eng zusammenarbeiten. Für diese Koordinationsaufgabe sei regionales Know-how und enger Kundenkontakt notwendig, so Wolfgang Schroll, Präsident der Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Verkehrsverbund-Organisationsgesellschaften (Arge ÖVV).
VOR: Preis schon jetzt übersichtlich
Der Ruf nach Abschaffen der Verbünde zugunsten einer zentralen Planungsstelle sei ein zentralistischer, realitätsfremder und ineffizienter Zugang. Höhere Kosten durch steigenden Verwaltungsaufwand sowie ein schlechteres Öffi-Angebot durch fehlendes Know-how wären die absehbaren Folgen.
Auch den Vorwurf des Preischaos wies Schroll zurück. Das Top-Jugendticket von VOR sei eines der Vorzeigebeispiele für die derzeitige übersichtliche und einfache Ticketgestaltung.
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Publiziert am 12.09.2016