VKI: Preisabsprachen bei Milch und Schokolade?

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat Preise im Lebensmittelhandel verglichen. Die Faustregel: „Diskonter ist billig – Supermarkt ist teurer“ stimmt heutzutage nur noch bedingt. Ein interessantes Detail des Tests: Produkte des alltäglichen Bedarfs wie Milch, Mehl, Reis oder Schokolade kosten überall gleich viel. Sind hier möglicherweise Preisabsprechen im Spiel?

Sendungshinweis:

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Österreich 1

Der VKI hat Preise in Supermärkten und bei Diskontern verglichen. Drei Warenkörbe wurden gefüllt. Einer für Bio-Fans, einer für Freunde von Markenprodukten und einer für Preisbewusste. Im Billigsegment liegt Hofer auf Platz eins. Knapp dahinter folgen Penny oder Lidl. Will man sowohl bei Billigwaren als auch bei Bio- und Markenprodukten das günstigste Angebot ergattern, wird die Sache schwieriger. Billa und Spar haben bei Markenartikeln preislich die Nase vorn, Merkur führt auf der Bioschiene. Preise vergleichen ist wichtiger denn je, meint Testleiter Walter Hager. Unterschiede von bis zu 50 Prozent seien heutzutage keine Seltenheit.

Biotomaten: Preisunterschied von 200 Prozent

Besonders aufmerksam sollte man die Preise von Obst und Gemüse im Auge haben, so Hager. Hier könne es auch beim Diskonter zu bemerkenswerten Ausreißern kommen. So habe man etwa bei Hofer biologische Rispentomaten entdeckt, die um mehr als 200 Prozent teurer waren als anderswo. Hager räumt gegenüber help.ORF.at ein, dass es sich um Tagespreise gehandelt haben könnte. Für den Experten steht fest, dass es nicht hier günstig und dort teuer sei. "Wer sparen will, muss Preise vergleichen, entweder auf die altmodische Art mit Papier und Bleistift oder mit Hilfe von Preisvergleichsplattformen im Internet“, so Hager.

Mann steht im Gang eines Supermarktes

ORF.at/Zita Köver

Wer günstig einkaufen will, muss Preise studieren

Milch und Mehl kosten überall exakt dasselbe

Die VKI-Studie hat außerdem ergeben, dass bestimmte Produkte wie Milch, Mehl, Reis oder Schokolade überall genau gleich viel kosten. So koste die billigste Schokolade präzise 55 Cent, die Tafel eines bekannten Markenherstellers stets 99 Cent, so der Testleiter. „Das ist ein alter Trick, um uns vorzugaukeln, es sei egal, wo man einkaufen geht, weil alles überall dasselbe kostet“. Bei genauerer Analyse sei das keineswegs der Fall.

Wie kann es sein, dass ausgewählte, häufig erworbene Produkte überall zum gleichen Preis verkauft werden? Die Arbeiterkammer Tirol hat in den vergangenen Wochen gemeinsam mit der Bundeswettbewerbsbehörde ebenfalls die Preise in Supermärkten untersucht. Erwin Zangerl, Präsident der AK Tirol, kann sich auch Preisabsprachen vorstellen. „Ich weiß nicht, ob sie eine Glaskugel haben oder wie sie es sonst organisieren, aber bei einzelnen Produkten fällt das einfach unwahrscheinlich auf.“

Die Macht des „Schaufensterkartells“

Aus der Wiener Wirtschaftskammer heißt es gegenüber help.ORF.at, man wisse von Absprachen nichts. Es sei aber klar, dass Unternehmer die Preise der Konkurrenz im Auge hätten. Schaufensterkartell nennt der Generaldirektor der Bundeswettbewerbsbehörde Theodor Thanner dieses Phänomen. Das Beobachten der Preise sei allerdings nicht verboten. Um konkrete Preisabsprachen nachweisen zu können und behördlich zu reagieren, brauche man Handfesteres.

Ein akuteres Problem sieht Thanner in der zunehmenden Marktkonzentration in Österreich. Der Marktanteil der drei Top-Unternehmen im österreichischen Lebensmittelhandel sei in den vergangenen 50 Jahren von 44 Prozent auf 85 Prozent gestiegen. Man dürfe nicht vergessen, dass über eine Million Menschen in Österreich an der Armutsgrenze leben. Da sei es sehr wohl von Bedeutung, ob ein Joghurt 40 Cent oder 20 Cent kostet, so Thanner.

Paul Urban Blaha, help.ORF.at

Mehr zum Thema: