Tipps für den ersten Urlaub auf dem Campingplatz

Die Campingplätze in Österreich und den Nachbarländern sind größtenteils wieder geöffnet – mit entsprechenden Abstands- und Hygienevorschriften. Die Nachfrage nach Stellplätzen ist heuer besonders groß. Viele erwägen in diesem Sommer erstmals einen Campingurlaub. Worauf Einsteiger achten sollten: Von der passenden Ausrüstung bis zur Frage, ob Zelt, Reisemobil oder Wohnwagen.

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Man ist auf Urlaub und trotzdem zu Hause. Viel frische Luft, wenn erwünscht wenig Kontakt zu anderen - das klingt heuer besonders verlockend. Sogar Menschen, die bisher mit dieser recht naturnahen Urlaubsform fremdelten oder negative Kindheitserinnerungen an verregnete Wochen im undichten Wohnwagen haben, erwägen nun einen Urlaub auf einem der mehr als 600 heimischen Campinplätze.

Generalprobe vor der großen Reise

„Sollte man diesen Sommer das erste Mal auf einem Campingplatz Urlaub machen, ist es ratsam, sich vorab ein, zwei Probetage zu gönnen“, so Tomas Mehlmauer, Präsident des Österreichischen Campingclubs (ÖCC). Dann wisse man, wie sich das Nächtigen in einer derartigen Unterkunft anfühlt. Mehlmauer weiß, wovon er spricht. Er brach selbst seinen ersten Zelturlaub mit kleinen Kindern ab, weil das Wetter nicht mitspielte. Heute würde er das Zelteln zuerst im Garten ausprobieren, bevor er sich für zwei Wochen auf die Reise begibt.

Minimalisten mit kleiner Geldbörse wählen das Zelt

Ein Zelt ist die günstigste Variante des Campens. Außer einem Zelt braucht man im Wesentlichen nur einen Schlafsack und eine Isoliermatte. Selbstversorger auch noch einen Gaskocher. Der Profi empfiehlt zusätzlich noch eine Schnur, ein Feuerzeug und ein Multifunktionswerkzeug - zum Beispiel ein Schweizer Taschenmesser - als Basisausstattung. Die Schnur lässt sich zur Wäscheleine umfunktionieren, um Sachen zu trocknen. Das Feuerzeug dient als Feuerquelle zum Anzünden eines Gaskochers oder Grillers. Und das Multifunktionswerkzeug erleichtert den einen oder anderen Handgriff im Camperalltag.

Zelte auf einer Wiese

dpa/Frank Leonhardt

Persönlicher Geschmack und Budget entscheiden über die Unterkunft

Dazu kommen noch Extras wie beispielsweise eine Taschenlampe, Waschzeug, Medikamente, ein Gelsenspray, Campinggeschirr, aufklappbare Sessel, ein Gummihammer, genügend warme und rasch trocknende Kleidung sowie ein externer Akku für das Handy. Detaillierte Packlisten aus dem Internet helfen bei der Auswahl. Eine Startausrüstung mit Zelt, Isomatte, Schlafsack und Gaskocher kostet ab rund 300 Euro.

Reisemobil und Wohnwagen für Bequeme

Bequemer, aber auch teurer als im Zelt ist man mit Wohnwagen und Reisemobil unterwegs. Das Reisemobil eignet sich vor allem für Besichtigungstouren und Rundreisen. Wohnwagenurlauber steuern meist einen Feriencampingplatz an, wo der Anhänger dann länger stehen bleibt. Auch hier gilt: zuerst Ausprobieren. Fachhändler bieten diverse Modelle zum Mieten an.

Campinggäste lvor Wohnwagen

dpa-Zentralbild/Jens Büttner

Im Sommer 2019 verzeichneten Österreichs Campingplätze 1,6 Mio.Gäste

Die Preise richten sich nach Größe und Ausstattung – ob mit Dusche oder ohne zum Beispiel. Mit 100 bis 150 Euro pro Tag in der Hauptsaison sollte man mindestens rechnen. Die Mietdauer beträgt mindestens eine Woche. Da die Nachfrage erfahrungsgemäß größer sei als das Angebot und viele Fahrzeuge bereits reserviert sind, sollte man sich mit der Anmietung nicht allzu viel Zeit lassen, so Mehlmauer. Anfänger rät er, sich die Bedienung - etwa von Bordtoilette und Dusche - genau erklären zu lassen.

„Glamping“ in Baumhaus & Co.

Wer weder mit Zelt, Wohnwagen oder Reisemobil unterwegs sein möchte, kann ein fix aufgestelltes Mobilheim auf dem Campingplatz mieten. Anbieter locken unter dem Schlagwort „Glamping“ (aus den englischen Begriffen „Glamour“ und „Camping“ zusammengesetzt) auch mit unkonventionellen Unterkünften, seien es Baumhäuser, umgebaute Weinfässer oder stylishe Lodge-Zelte. Sehr viel günstiger als andere Urlaubsformen sei das jedoch nicht, so der Campingexperte. So kostet etwa ein Lodge-Zelt für fünf Personen ab 1.500 Euro pro Woche. Der Durchschnittspreis für einen Stellplatz auf einem österreichischen Campingplatz für eine dreiköpfige Familie liegt bei rund 37 Euro pro Tag.

Ein Campingbus mit Vorzelt auf einem Campingplatz am See

Matthias Däuble, help.ORF.at

Nähe zur Natur und soziale Distanz beim Campen

Auch wenn die Werbung Campern unbegrenzte Freiheit verspricht, das Wildcampen ist fast überall verboten. Der Österreichische Campingclub rät auch grundsätzlich davon ab, weil die Bestimmungen je nach Land und Region zu unterschiedlich sind.

Abstandsregeln auch beim Campen

Beim Campen sei derzeit noch mehr Eigenverantwortung gefragt, so ÖCC-Präsident Mehlmauer. Er rät, heuer in Österreich zu bleiben, da „dieser Sommer doch ein wenig anders ist als die letzten Sommer aufgrund der Covid-19-Pandemie“. Aus jetziger Sicht sei davon auszugehen, dass die Bestimmungen auf den Campingplätzen ähnlich wie in anderen Beherbergungsbetrieben nicht wesentlich von den Bestimmungen im Alltag abweichen. „Das bedeutet, den Mindestabstand auch am Campingplatz einzuhalten und dort, wo das nicht möglich ist, Mund-Nasen-Schutz zu tragen.“

Campingplätze haben zum Schutz vor einer Ansteckung bauliche Maßnahmen getroffen. In Gemeinschaftsräumen und Sanitäranlagen gibt es zusätzliche Plexiglasscheiben. Oder es ist jedes zweite Handwaschbecken gesperrt, um den Mindestabstand von einem Meter zu gewährleisten.

Geheimtipps in Österreich

Ob die heimischen Campingplätze einen Boom erleben werden, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Viel werde davon abhängen, ob die deutschen Urlauber, die ansonsten die Mehrheit der Gäste ausmachen, trotz der Coronavirus-Krise wiederkommen, so der ÖCC.

Da selbst Skeptiker heuer mit Urlaub im Wohnmobil oder Zelt liebäugeln, kann es auf einigen Plätzen bereits eng werden, beispielsweise rund um die Kärntner Seen. Als Alternative empfiehlt der Campingclub beispielsweise das Salzkammergut, den Neusiedlersee und für besonders Naturverbundene das Waldviertel. Weniger Rummel als auf den großen Campinganlagen versprechen heimische Bauernhöfe, die ebenfalls Stellplätze anbieten.

Karin Fischer, help.ORF.at

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