Lebensmittel: Eigenmarken so gut wie Markenprodukte

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) testet regelmäßig Lebensmittel und hat nun Bilanz über die vergangenen 15 Jahre gezogen. Eigenmarken und auch Artikel vom Diskonter schnitten meist sehr gut ab und konnten mit Markenprodukten nicht nur mithalten, sondern waren oftmals sogar besser, so der VKI.

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Ob Toastschinken, vorgeschnittener Salat oder Hafermilch – in fast jeder Ausgabe der Zeitschrift „Konsument“ kann man nachlesen, welche Produkte gut abschneiden und welche nicht. Dabei werden der Geschmack und die Inhaltsstoffe analysiert. Außerdem werden die Lebensmittel mikrobiologisch untersucht und auf Schadstoffe geprüft. Für die Bilanz wurden die Bewertungen von fast 2.000 Lebensmitteln herangezogen.

Zunehmend mehr Eigenmarken

Immer mehr Supermarktketten bieten Eigenmarken an. Im Jahr 2000 testete der VKI Naturjogurt. Von 25 Produkten waren damals knapp ein Viertel der Produkte Eigenmarken. Im Jahr 2011 war es bei einem Erdbeerjogurttest schon beinahe die Hälfte. Für die Bilanz ging man unter anderem der Frage nach, ob Markenprodukte tatsächlich besser seien, als die im Auftrag der Supermärkte produzierten Eigenmarken.

„Global gesehen würde ich sagen nein“, so die Ernährungswissenschaftlerin Birgit Beck vom VKI. „Es haben sowohl Markenprodukte als auch die Eigenmarken im Durchschnitt gut abgeschnitten.“ In der Gesamtwertung der vergangenen 15 Jahre wurden Markenprodukte mit 64 von 100 Punkten bewertet, bei Eigenmarken waren es 63 Punkte.

Diskonter haben die Nase vorn

Man habe konventionelle Marken mit Eigenmarken verglichen und Biomarken mit Bioeigenmarken, so Beck. Bei konventionellen Produkten habe Hofer mit Abstand am besten abgeschnitten, gefolgt von Lidl, REWE und Spar. Es habe sich auch gezeigt, dass die Eigenmarken bei vielen Handelsketten stark fluktuieren. Immer wieder kämen neue dazu, andere Produktlinien würden aufgelassen, wie etwa „Quality First“ von REWE. Andere würden umbenannt, wie beispielsweise die „Sunsnacks“-Knabbereien von Hofer, die mittlerweile „Snack Fun“ heißen.

Einkaufswagen mit Lebensmitteln

APA/Herbert Pfarrhofer

Diskonter wie Lidl und Hofer schneiden gut ab

Die meisten der getesteten Lebensmittel seien nach wie vor konventionell erzeugte Produkte, so VKI-Expertin Beck. Der Bioanteil nehme aber stetig zu. Und auch bei den Bioeigenmarken schnitten die Diskonter gut ab. Lidl führt die Wertung an, gefolgt von Hofer, Spar, REWE und dem Biosupermarkt denn’s.

Bioeigenmarken besser als Biomarkenprodukte

Bietet eine Kette mehrere Eigenmarken an, waren Qualitätsunterschiede zu bemerken. Allerdings gelte es zu bedenken, dass nicht von allen Marken gleich viele Produkte getestet wurden - so etwa bei den beiden Bioeigenmarken von Hofer. Von „Natur aktiv“ testete der VKI bisher zehn Produkte, dafür 39 von der Marke „Zurück zum Ursprung“, die deutlich besser abschnitt. Auffällig war, dass Bioeigenmarken im Schnitt besser bewertet wurden als Biomarkenprodukte.

Frau liest Etikett mit Inhaltsstoffen im Supermarkt

Mitja Kobal / Greenpeace

Laut VKI-Umfrage ist der Preis der Hauptgrund für den Griff zu Eigenmarken

Am häufigsten wurden Milchprodukte getestet. Hofer schnitt mit seiner konventionellen Eigenmarke „Milfina“ am besten ab, es folgten die Bioeigenmarken von Spar und Hofer. Fleischprodukte wurden seltener getestet, was vor allem auf das kleinere Angebot zurückzuführen sei, so Beck.

Butterpreis seit 2005 fast verdoppelt

In Sachen Schadstoffe waren Marken und Eigenmarken in etwa gleichauf. In Bitterschokolade habe man generell eine hohe Mineralölbelastung festgestellt, so Beck: „Das lag unter anderem daran, weil wir vor über zehn Jahren die ersten waren, die das untersucht haben und man sich noch nicht so überlegt hatte, wie man die Schokolade von Mineralöl freihält.“ Die Rückstände können etwa von den Jutesäcken stammen, in denen die Kakaobohnen gelagert werden.

Das habe nichts damit zu tun, ob ein Produkt bio sei oder nicht, sondern habe mit der Produktion zu tun, erklärt die Ernährungswissenschaftlerin. Bei einem Test 2016 wurden Mineralölrückstände in sieben von 20 Bitterschokoladen gefunden, zum Beispiel in Produkten der Marken „Heidi“, „Berger“, „Merci“ und „Choceur“ von Hofer. Fair gehandelte Schokoladen schnitten hingegen in der Regel gut ab.

Der Rückblick auf die Lebensmitteltests gab auch Aufschluss über die Preispolitik der vergangenen 15 Jahre. Während sich der Preis von Butter fast verdoppelte, blieb der von Mozzarella annähernd gleich. Beim Sekt, der regelmäßig um Silvester herum vom VKI getestet wird, gab es über die Jahre ein ständiges Auf und Ab, so Beck. „Der war sehr teuer, dann ist die Schaumweinsteuer gefallen und er ist billiger geworden. Und dann ist die Steuer wieder eingeführt worden und der Preis ist wieder gestiegen“, so die VKI-Expertin.

Elisabeth Stecker, help.ORF.at

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