Gesichtsschild: Wer ihn braucht und was er bringt

Gesichtsschutzschilde aus Plastik verkaufen sich gerade bestens. Diese Visiere werden an der Stirn befestigt und decken das Gesicht ab. Für manche sind sie eine Alternative zum eng anliegenden Mund-Nasen-Schutz (MNS). Was Gesichtsvisiere bringen und worauf man beim Kauf achten sollte.

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Vor allem in Asien sind Gesichtsschilde - auch Face Shields genannt - zum Schutz vor dem Coronavirus weit verbreitet. In Österreich sind sie ebenfalls zunehmend zu sehen, etwa bei Verkaufspersonal und künftig wohl auch in der Gastronomie.

Wirkung gleich wie Mund-Nasen-Schutz

Nicht jeder kommt mit der MNS-Maske gut zurecht. Sei es, dass wegen der Maske die Brille beschlägt oder weil man für das Gegenüber hinter dem Stoff schlechter zu verstehen ist. Auch medizinische Gründe sind denkbar. Als Alternative bieten sich hier durchsichtige Gesichtsvisiere aus Plastik an, die derzeit im Internet stark beworben werden.

Alter Mann mit Gesichtsschild

APA/AFP/Cristina Quicler

Auch ein Gesichtsvisier reduziert das Verbreiten von Tröpfchen

„Von ihrer Schutzwirkung her sind die Visiere wirklich nicht schlecht. Im Vergleich zur Mund-Nasen-Maske schneiden sie ähnlich gut ab - sowohl beim passiven als auch beim aktiven Schutz“, so Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner an der Medizinischen Universität (MedUni) Wien.

Mit dem Plastikvisier zum Einkaufen

Vorsetzung ist, dass die mechanische Schutzvorrichtung richtig dimensioniert ist. Zu den Vorgaben schreibt das Gesundheitsministerium auf seiner Website: „Ein Gesichtsvisier ist aus durchsichtigem Hart-Material und deckt Mund-Nasen-Augen-Kinnpartie von vorne und jeweils seitlich ab und bietet eine gute Barriere vor Speichel und Nasensekret.“

Das Visier sollte zumindest bis über das Kinn reichen, damit Tröpfchen beim Ausatmen nach unten und nicht auf das Gegenüber gelangen, ergänzt Hutter. Unter dem Schild kann eine Brille und zusätzlich ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Notwendig sei die zusätzliche MNS-Maske für Privatpersonen aber nicht, so das Gesundheitsministerium gegenüber help.ORF.at.

zwei Frauen mit Maske und Gesichtsschild

APA/AFP/Adem Altan

Ein Mundschutz unter dem Gesichtsschild ist im Alltag nicht Pflicht

Konsumentinnen und Konsumenten könnten nach Auskunft des Gesundheitsministeriums auch mit einem Gesichtsvisier statt einer MNS-Maske in den Supermarkt einkaufen gehen. Die Wahl, welche mechanische Schutzbarriere verwendet wird, liege bei den Verbrauchern. Umweltmediziner Hutter schränkt aber ein, dass „die Visiere in erster Linie für jene Berufsgruppen gedacht sind, die über mehrere Stunden Mund und Nase bedecken müssen, etwa Personal in der Gastronomie“. Im Alltagsleben sei immer noch die MNS-Maske das Mittel der Wahl.

Reinigung nach jedem Gebrauch

Wichtig sei, dass es bei der Handhabung des Gesichtsschilds nicht zu einer Kontamination mit Viren kommt, so Hutter. Das Visier sollte außen nicht mit den Fingern berührt und nach jeder Verwendung außen und innen gründlich gereinigt werden. Dabei genüge Wasser und Seife. Das gelte auch für den Fall, dass ein Schild von mehreren Personen im selben Haushalt verwendet wird. Bei der Reinigung mit Desinfektionsmitteln sollte man sich an die Empfehlung der Hersteller halten.

Vorsicht bei Onlinekauf

Das passende Gesichtsvisier zu finden hängt von den persönlichen Vorlieben jedes Einzelnen ab. Angeboten werden Modelle mit und ohne Schaumstoffbelag an der Stirnhalterung. „Mein Tipp ist, dass das Visier einen guten Tragekomfort haben und leicht zu reinigen sein sollte“, so Hutter. Neuere Modelle sind mit einer Beschichtung zum Mund hin ausgestattet, um ein Beschlagen der Brillengläser zu verhindern.

Gesichtsvisiere der TU Graz

APA/TU GRAZ/HELMUT LUNGHAMMER

Die TU Graz produziert Gesichtsschilde für die Steirischen Krankenanstalten

Im Internet bieten derzeit unzählige Firmen die begehrten Plastikteile an. Viele Produkte kommen aus China, Lieferzeiten von mehreren Monaten, hohe Versandkosten und Zollgebühren sind keine Seltenheit. Um nicht auf Fake-Shops hereinzufallen, empfiehlt es sich, telefonisch nachzufragen, ob die Produkte tatsächlich rasch versendet werden können und ob der Versand aus Österreich erfolgt. Bestellungen aus dem Ausland können momentan sehr lange an den Grenzen hängen bleiben.

Eigenbauvisiere und Luxusmodelle

Auch große Unternehmen wie Apple und VW sind bereits in die Produktion der Face Shields eingestiegen, in erster Linie für Krankenhauspersonal und ihre eigenen Mitarbeiter. In Österreich fertigt etwa die TU Graz mit Hilfe von 3-D-Druckern Schutzschilde an. Andere Firmen, deren Aufträge wegen der Coronavirus-Pandemie einbrechen, schwenken ebenfalls auf die Produktion von Plastikvisieren um.

schwarzes Gesichtsvisier mit Glitzersteinchen

shop.speckbacherhof.at

Masken und Gesichtsvisiere werden zum modischen Accessoire

So manches Unternehmen wittert bereits eine Marktlücke. Ein Hersteller bietet etwa zum Preis von 99,90 Euro ein Modell „mit Glitzersteinchen aus Tirol“ an. Weniger exklusive Produkte kosten zwischen 20 und 30 Euro, „Schnäppchen“ aus China gibt es bereits um drei Euro pro Stück. Das Gesundheitsministerium will jedenfalls derzeit weder eine Preis- noch eine Herstellerempfehlung abgeben.

Erlaubt sind übrigens auch mechanische Barrieren für das Gesicht „Marke Eigenbau“. Hat man keine MNS-Maske zur Verfügung, kann man sich also selbst einen Schutzbehelf anfertigen. „Unser Credo lautet: Jeder Schutz ist besser als gar keiner“, so Umweltmediziner Hutter.

Karin Fischer, help.ORF.at

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